„Google+“-Gesichtserkennung überzeugt

von | 21. Dezember 2011

„Google+“ ist „Facebook“ mit der Gesichtserkennung „Find my Face“ in Datenschutz-Aspekten voraus. Über Personenmarkierungen werden beim neuen Dienst biometrische Profile erstellt.

„Google+“ hat mit seiner Gesichtserkennung „Find my Face“ vorerst die Datenschutz-Prüfung des „Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit“ bestanden. Bis der Dienst aber richtig funktioniert, braucht er eine gewisse Anlaufzeit. „Das wird am Anfang ganz sicher viele Fehler geben. Es ist nicht so, dass man sagen kann, es findet sofort eine 100-prozentige und ganz sichere Erkennung statt“, sagt Moritz Karg, Referent des Hamburger Datenschutzbeauftragten. Das Programm müsse eine Art Lernprozess durchlaufen, um ein Gesicht eindeutig einer bestimmten Person zuordnen zu können.

Obwohl die erste Prüfung der Datenschützer positiv ausfiel, steht eine finale Bewertung nach aber noch aus. Einen Vorteil beim Thema Datenschutz sieht er aber jetzt schon: „‚Google‘ hat hier einen Mechanismus in Kraft gesetzt, der es dem Nutzer ermöglicht, selbst darüber zu entscheiden, ob sein Bild biometrisch erfasst und ausgewertet werden darf oder nicht.“ Bei den Systemen der „Google“-Konkurrenz ist dies noch nicht möglich. Karg sieht einen weiteren Vorteil darin, dass ein bereits erstelltes biometrisches Profil auch wieder gelöscht werden kann.

Mögliches Problem mit Pseudonymen

Konkrete Kritikpunkte an „Find my Face“ liegen also vorerst nicht vor. „Es gibt ein mögliches Problem, aber das ist noch nicht bestätigt“, räumt Karg ein. Bei dem Verdacht geht es um Personen, die Pseudonyme als Nutzernamen verwenden, deren „Klarname“ also nicht auftaucht. „Treffen sich dann diese Nutzer auch mal in der realen Welt und danach wird ein Foto eingestellt, könnte dies eventuell eine Art De-Pseudominisierung zur Folge haben“, erklärt Karg.

Dennoch sollten User bedenken, dass die Nutzung von Bildern zur biometrischen Gesichtserkennung trotz allem eine Gefährdung der Persönlichkeitsrechte darstellt. „Damit ist eine eindeutige Identifizierbarkeit des Einzelnen allein über das Gesicht herstellbar“, warnt Karg.

Das Gesicht sei wie ein bildlicher Fingerabdruck des Nutzers. Karg: „Das heißt, die Anonymität in der Öffentlichkeit würde damit verschwinden. Jeder kann Bilder in ein soziales Netzwerk einstellen und  herausbekommen, wer diese Personen sind, die auf diesen Bildern abgebildet sind.“

„Biometrische Templates“ sind Grundlage von „Find my Face“

Doch wie funktioniert „Find my Face“? Als erstes muss ein solches Gesichtserkennungsprogramm wie „Find my Face“ erkennen, ob auf einem Bild überhaupt ein Gesicht abgebildet ist. Danach werden markante Punkte auf dem Gesicht durch das Programm identifiziert und vermessen. Dafür werden zum Beispiel die Abstände von Nasenspitze bis Kinn oder bis zum Mittelpunkt der Augen ausgewertet.  Aus dieser Analyse erzeugt „Find my Face“ dann eine Nummer, das sogenannte biometrische Template. Dies dient als Grundlage für die Gesichtserkennung.

Anschließend ordnet das Programm dem biometrischen Template eine bestimmte Person zu. „Zukünftig wird das Programm immer wieder neu Bilder vermessen und wird prüfen, ob dieses Messergebnis mit dem bereits einmal gespeicherten biometrischen Template übereinstimmt“, erklärt der Datenschützer.

Damit der „Google“-Dienst die User-Gesichter sicherer erkennt, werden den Nutzern Vorschläge zum „Taggen“ angeboten. Die „Google+“-Nutzer können sich dann auf den Fotos markieren. „Dadurch lernt das System und verbessert dieses einmal gespeicherte biometrische Template immer weiter“, verdeutlicht Karg.

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer