Radikales Berichten, kaum Gedenken

von | 14. Februar 2012

Der 13. Februar sollte ein Dresdner Gedenktag sein, doch die historischen Ereignisse geraten in den Hintergrund. Die Medien machen die Stadt zur „Gefahrenzone“, meint Christina Mothes.

Die Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 war ohne Zweifel ein schwarzer Tag in der Geschichte der sächsischen Landeshauptstadt. 67 Jahre später ist die Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg abermals Grund für eine intensive Berichterstattung in den Medien. Der eigentliche Grund für die mediale Präsenz sollte eigentlich das Gedenken an tausende Opfer des Feuersturms sein. Leider ist dies schon seit Jahren nicht mehr der Fall.

Seitdem rechtsradikale Gruppierungen auf die Idee gekommen sind, die Bombennacht und deren Opfer für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, wächst der Widerstand. Dies ist definitiv wünschenswert, wirkt in der aktuellen Form und Ausprägung aber etwas unbeholfen. Nicht der Gedenktag steht aktuell im Vordergrund der Berichterstattung, sondern vielmehr die Proteste, Aufmärsche und die Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten.

Meinungsbildende Berichterstattung

Den Opfern der Bombenangriffe beziehungsweise allen Opfern der NS-Zeit wird weltweit eher im Stillen gedacht. Daran sollten sich auch die Medien im Fall Dresden halten – tun sie aber nicht. Sowohl lokale als auch überregionale Medien berichten vorwiegend über Proteste und Aufmärsche. Anscheinend ist es für die Medienmacher nicht wichtig genug, über Gedenkkonzerte oder andächtige Ansprachen zu berichten. Lieber wird die Aufmerksamkeit auf die Konfrontationen zweier politischer Extreme gelenkt, ein Inhalt der absolut keinen Mehrwert generiert. So diskutieren die Leitmedien die Protesthandlungen von geistlichen Würdenträgern und übertragen Bilder von Straßenblockaden und gewalttätigen Übergriffen – von Gedenken keine Spur.

Während seriöse Medien wie die „Süddeutsche Zeitung“ zurückhaltend bis neutral berichten, drückt „Bild“ wieder einmal ihre Emotionen aus. So finden sich auf der Website des Boulevardblatts keine Artikel zu den offiziellen Gedenkfeiern, sondern hauptsächlich Formulierungen, die eher so klingen, als wären sie die Meinung eines Passanten und nicht die Arbeit eines Journalisten. „Bild“-Überschriften wie „Wird es heute in Dresden gefährlich?“ oder Ausschreitungs-Liveticker degradieren den Gedenktag zum politischen Hooligan-Festival. Der eigentliche Anlass des Tages wird, sofern überhaupt berichtenswert, eher am Rande erwähnt. Somit entsteht der Eindruck, dass die zahlreichen Opfer des Bombenangriffs vor 67 Jahren und generell die Opfer der NS-Zeit zweitrangig sind.

Ein Segen für die Rechten

Die radikalen Gruppen sind zum Glück eine Minderheit in der Bundesrepublik. Durch die Medienpräsenz könnte sich dies aber extrem schnell ändern. Der unnötige Fokus der Medien schafft den gewaltbereiten Gruppierungen – seien es nun Linke oder Rechte – nur eine unnötige, riesige Präsentationsbühne für ihre Ideologien. Die radikalen Gruppen nutzen damit die alte PR-Weisheit „Lieber schlechte Berichterstattung als gar keine“. Sie erreichen dadurch Personen, die Sie sonst nicht ansprechen könnten. Die überregionale mediale Ausschlachtung der Dresdner Demos und Gegendemos führt in beiden radikalen Lagern zu unnötigem Wachstum.

<h3>Christina Mothes</h3>

Christina Mothes