Kein Grund zu feiern

von | 26. Juli 2010

Mit DF1 startete Leo Kirch am 28. Juli 1996 den ersten Pay-TV-Sender Deutschlands. 14 Jahre später suchen Unternehmen immer noch nach einem Konzept, um das Modell Pay-TV hierzulande rentabel umzusetzen.

Andere Länder machen es vor: Pay-TV kann funktionieren – in Ländern, in denen es keine etablierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gibt oder dort, wo die Anzahl der frei empfangbaren Rundfunkangebote sehr gering ist. Beispiele sind die USA oder Frankreich. Hier sind HBO, Movie Channel und CanalPlus sehr erfolgreich. Der erfolgreichste Betreiber jedoch befindet sich in Großbritannien: Kein britischer Medienkonzern ist in diesem Jahr so stark gewachsen wie British Sky Broadcasting. An manchen Tagen ließen sich laut „WELT ONLINE“ bis zu 10.000 neue Haushalte anschließen.

In Deutschland startete 1996 DF1, drei Jahre später fusionierte das Unternehmen mit Premiere zu Premiere World. Doch das Bezahlfernsehen konnte sich nicht etablieren. Medienmogul Leo Kirch füllte die frei empfangbaren Programme ebenfalls mit Inhalten aus seinem persönlichen Lizenzpool. Somit wurden diese aus Kostengründen weiterhin besser angenommen. Die Branche stagnierte, trotz der Tatsache, dass die Anbieter mit immer neuen technischen Innovationen auf den Markt drängten.

Alles neu?

Premiere startete im Juli 2009 ein überlebensnotwendiges Rebranding und den damit verbundenen Relaunch von Premiere zu Sky. Die Macher versprachen sich wahrscheinlich zu viel vom Relaunch der Marke. Sie soll hunderte Millionen Euro gekostet haben. Die Abonnemententwicklung lässt jedoch trotz Fußball-Bundesliga-Liveübertragung und der neuen 24-Staffel zu wünschen übrig. Mittlerweile ist qualitativ kaum mehr ein Unterschied zwischen frei empfangbaren und Bezahlsendern festzumachen. Pay-TV kann sich nur über mehr Qualität und Werbefreiheit auszeichnen. Die schiere Vielfalt an Programmen reicht nicht aus. Dafür gibt es in Deutschland zu viele frei empfangbare Sender.

Dazu setzt Sky nun auf sein stärkstes Pferd: HDTV. Diese Nische will sich der Sender zu Nutze machen und rückt sie immer mehr in den Mittelpunkt seines Programmangebots. Sky bietet echte HD-Sender, deren Kanäle über den originären hochauflösenden Content verfügen, während die meisten Free-TV-Sender nur einzelne Sendungen in HD zeigen. Die Mehrheit ist immer noch vom Standard-Signal hochgerechnet.

Den Massenmarkt wird der Bezahlsender zumindest kurzfristig auch damit noch nicht für sich gewinnen. Dann sind neue Strategien gefragt, um zahlende Kunden anzulocken. Sky könnte auf die alten Methoden seiner Vorgänger zurückgreifen. Schon jetzt – ein Jahr nach dem Relaunch der Marke – offeriert das Unternehmen immer neue Sonderangebote. Das hatte bekanntlich auch schon Premiere ins Dilemma gestürzt.

<h3>Linda-Katharina Weiß</h3>

Linda-Katharina Weiß