Iran präsentiert Deutsche im TV

von | 24. November 2010

Die beiden im Iran verhafteten Journalisten wurden kürzlich im iranischen Fernsehen öffentlich vorgeführt. Seit über sechs Wochen sind sie inhaftiert, über sie berichtet wurde in deutschen Medien kaum. Nun meldete sich erstmals ihr Arbeitgeber zu Wort.

Die beiden inhaftierten deutschen Journalisten wurden in der vergangenen Woche im iranischen Fernsehen vorgeführt. Sie mussten sich vor laufenden Kameras ihrer angeblichen Verbrechen schuldig bekennen. „Die Fernsehsendung ist dafür bekannt, dass Menschen hier nach mehreren Wochen Haft öffentlich Abbitte leisten müssen“, erklärt die in Deutschland lebende Exil-Iranerin Mina Ahadi. Bis zum letzten Vorfall hatten sich die deutschen Medien mit der Berichterstattung zu dem Thema zurückgehalten. Mit ihrem Vorgehen scheinen die iranischen Behörden nun ein Umdenken bewirkt zu haben, da sich erstmals deren Arbeitgeber „Bild am Sonntag“ (BamS) äußerte.

Ist Zurückhaltung die richtige Taktik?

Der Chefredakteur der „BamS“ forderte am 21. November erstmals öffentlich die Freilassung seiner beiden Mitarbeiter und begründete gleichzeitig die geringe Berichterstattung zu dem Fall. „Wir haben lange gehofft, dass die beiden Kollegen durch stille Diplomatie schnell frei kommen.“ Die Zurückhaltung der BamS, die sonst oftmals mit Forderungen nach vorne prescht, ist sehr ungewöhnlich. Unterstützung für ihr Vorgehen erhält die Axel-Springer-Zeitung auch vom Auswärtigen Amt und von „Reportern ohne Grenzen“.

In einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“ am 18. November äußerte sich SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich über die Berichterstattung der deutschen Medien. Er sieht eine Mischung aus Zurückhaltung und Öffentlichkeitsarbeit als ein Muss in diesem Fall. Mützenich betonte die Wichtigkeit einer öffentlichen Äußerung bei einer passenden Gelegenheit. Diese Situation scheint nun erreicht gewesen zu sein. Laut Mützenich sei aber zudem wichtig, „dass eben auch eine Freilassung passiert und dass keine ungehörigen Forderungen gestellt werden.“

Christian Rickerts, Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“, sagte gegenüber medienMITTWEIDA, dass die Auswirkungen der geringen Berichterstattung in den deutschen Medien wohl erst nach Abschluss des Falles deutlich werden. Dennoch befürwortet er diese Vorgehensweise: „Durch die geringe mediale Aufmerksamkeit kann man sichergehen, dass die intensiven Bemühungen des Auswärtigen Amtes nicht durchkreuzt werden.“ Selbiges wollte sich auf Nachfrage übrigens noch nicht zum derzeitigen Stand der Verhandlungen äußern. „Die Bemühungen gehen weiter“, erklärte der Pressesprecher des Außenministeriums, Andreas Peschke.

Der Fall

Bisher war lediglich bekannt, dass zwei deutsche Journalisten verhaftet wurden, da sie ein Interview mit dem Sohn der zum Tode durch Steinigung verurteilten Sakineh Mohammadi führen wollten. Bis jetzt blieb jedoch im Unklaren, was ihnen vorgeworfen wird und für welches deutsche Medium sie tatsächlich arbeiten.

<h3>Jana Rittstieg</h3>

Jana Rittstieg