Ein Plädoyer für Twitter

von | 29. November 2012

Wenn es in Deutschland um soziale Netzwerke geht, ist Twitter eher der kleine „ungeliebte Stiefbruder“ neben Facebook und sogar Google+. Dabei bietet gerade Twitter in seiner Einfachheit ungeahnte Möglichkeiten und spielte […]

Obwohl Twitter bei weitem nicht so viele Nutzer hat wie Facebook oder Google+, lohnt sich eine Anmeldung bei dem Dienst.

Obwohl Twitter bei weitem nicht so viele Nutzer hat wie Facebook oder Google+, lohnt sich eine Anmeldung bei dem Dienst.

Wenn es in Deutschland um soziale Netzwerke geht, ist Twitter eher der kleine „ungeliebte Stiefbruder“ neben Facebook und sogar Google+. Dabei bietet gerade Twitter in seiner Einfachheit ungeahnte Möglichkeiten und spielte sogar eine zentrale Rolle beim Arabischen Frühling. Twitter hat ein riesiges Potential und wird viel zu wenig genutzt, kommentiert Holger Klose.

„Warum soll ich mich bei Twitter anmelden?“ ist die Frage, die als erstes gestellt wird, wenn es um Twitter geht. Gefolgt von: „Ich weiß doch gar nicht was ich da schreiben soll.“ Als ob das jemand gewusst hätte, als er sich damals bei studiVZ oder später dann bei Facebook angemeldet hat. Stumpfsinnig und blind sind wir unseren Freunden hinterhergelaufen und haben mit unseren Daten gepokert – weil jeder es wollte und alle es hatten. Natürlich hatte keiner Ahnung von dem, was wir da eigentlich machen. Aber jetzt sind wir scheinbar aufgeklärt, überlegen es uns dreimal, bevor wir uns irgendwo anmelden.

Es gibt aber gute Gründe, sich bei Twitter anzumelden. Es ist übersichtlich und einfach zu bedienen. Ich muss mich nicht mit ermüdenden, moralischen Entscheidungen quälen, ob ich jemanden als Freund haben will. Interessanten Menschen kann ich einfach folgen, es gibt kein kindisches „Willst du mit mir gehen?“. Während die einen noch über Ja, Nein oder Vielleicht nachdenken, bin ich bei Twitter schon online und werde genommen wie ich bin. Schreib einfach los, ohne Rücksicht, auf niemanden und schon gar nicht auf Verluste. Wem etwas nicht passt, der muss mir schließlich nicht folgen. Punkt.

Du hast noch 140 Zeichen

Poste einfach deine Gedanken in dieses schwarze Internetloch, irgendwo bleibt bestimmt was hängen. Und das Beste: Niemand belästigt seine Freunde mit ­dem neusten langweiligen „9 Gag“ oder noch einem albernen Katzenvideo. Ich erreiche nur die Menschen, die von mir erreicht werden wollen. Toll! Und die danken es mir mit Retweets oder Favorisierungen.

Wer hat denn heute noch Zeit und Lust, sich durch eine dicke und unübersichtliche Timeline zu scrollen? „Mut zur Lücke!“ ist die Devise und zur Kürze. Auf den Punkt kommen ist angesagt, mit 140 Zeichen alles erzählt haben. Wir müssen wieder lernen, für uns selber zu sprechen. Twitter bietet eine gute Möglichkeit, sich selbst ungeschönt, ehrlich und ohne tausende Fotos zu präsentieren.

„Warum soll ich mich bei Twitter anmelden?“ ist eine gute Frage, aber die falsche. „Was ist Twitter für mich, beziehungsweise was kann Twitter für mich sein?“ ist die richtige Frage. Denn der Dienst ist für jeden etwas anderes: ein Ventil, ein Tagebuch, ein Entertainer, ein Newsticker, die Gelegenheit, sich selbst darzustellen oder neu zu erfinden.

Text: Holger Klose, Bild: Andreas Krappweis, d r o u u, Bearbeitung: Nicole Schaum, Christian Kandels.

<h3>Holger Klose</h3>

Holger Klose