Ein erfinderischer Schriftsteller

von | 1. Oktober 2010

Wenn der Begriff Multitalent auf jemanden zutrifft, dann auf Eduard Rhein. Er studierte Physik, Biologie und Medizin, hatte als Erfinder diverse Patente, war Bestseller-Autor, Chefredakteur der auflagenstärksten Zeitschrift Europas und Stifter.

Geboren in Königswinter am Rhein äußerte sich Eduard Rheins Begeisterung für das geschriebene Wort bereits in früher Kindheit. Noch vor der Einschulung konnte er lesen und schreiben und seine Aufsätze wurden in höheren Klassen als Musterbeispiele vorgetragen. Doch auch für Technik interessierte Rhein sich, besonders für die Luftschifffahrt.

Während der letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges war er auf einem Zeppelin-Horst stationiert, wo er als Techniker und Schreiber eingesetzt wurde. Nach dem Krieg sammelte er seine ersten Berufserfahrungen als Volontär bei einer Elektrofirma in Köln, bevor er sein Studium der Physik/Elektrotechnik, Biologie und Medizin in Mittweida aufnahm. Neben seinem vielseitigen Studium fand Rhein noch die Zeit, zusammen mit Studienkollegen in Bars zu musizieren um sich so etwas Geld dazu zu verdienen.

Schriftstellerischer Ingenieur – Wissenschaftsjournalist

Nach seinem erfolgreichen Abschluss ging Rhein nach Berlin, um dort eine Stelle als Ingenieur anzutreten. Bereits in seinen ersten Anstellungen verband er technische sowie redaktionelle Aspekte. Er war für die Werbung eines Batterieherstellers zuständig, nebenher aber auch in der Forschungsabteilung tätig. Auch seine erste journalistischen Tätigkeiten bei den Rundfunkzeitschriften „Funk“, „Funkschau“ und „Sendung“, bei denen er als freier Mitarbeiter angestellt war, verbanden Technik und redaktionelles Arbeiten. Doch seine Liebe zum Journalismus überwog bei seiner Berufswahl. 1930 nahm er eine Stelle als Redakteur beim Ullstein-Verlag an, welche er bis 1945 inne haben sollte. Den Zeitraum zwischen den beiden Anstellungen verbrachte er damit, seine ersten Bücher zu verfassen, welche ihm – neben der Musik – über die Runden halfen. In seiner Freizeit widmete er sich weiterhin auch der Technik.

1942 entwickelte Rhein einen Schnellstarter für Radios, welcher später auch für Fernsehgeräte verwendet wurde. Im selben Jahr schrieb er, im Grunde nebenbei, das Libretto für die Operette „Traumland“ von Eduard Künneke. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges stellte er seinen technischen Erfindergeist erneut unter Beweis, als er das Radargerät FK 1 entwarf. Eine seiner bedeutendsten Erfindungen stellt das Füllschrift-Verfahren dar. Aus einem Streit heraus behauptete Rhein, dass eine Verdopplung der Spielzeit einer Schallplatte möglich sei. Ehrgeizig wie er war, tüftelte Rhein daraufhin vier Jahre lang an dieser Idee, bis er 1948 seine Behauptung in die Tat umsetzte und das Patent anmeldete.

Engagiert bis ins hohe Alter

Nach dem Krieg ging Rhein nach Köln, wo er 1946 die erste Programmzeitschrift Deutschlands namens „Hörzu“ gründete und deren Chefredakteur wurde. Seine Arbeit dort sollte bis 1964 andauern und brachte der „Hörzu“ eine ungeheure Auflage von bis zu 4,5 Millionen Exemplaren. Neben seiner Arbeit bei der Zeitung schrieb Rhein weiterhin Bücher, mitunter 14 Kinderbücher über „Mecki“, den Igel, der ebenfalls seiner Feder entsprang. Auch diese wurden ein Erfolg und erzielten sagenhafte Auflagen. Mitte der 50er Jahre prägte Rhein in einer Ausgabe der „Hörzu“ den Begriff „Schleichwerbung“, der daraufhin Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch hielt. Neben seiner redaktionellen Arbeit forscht er vor allem im Bereich des Fernsehens, Rundfunks sowie der Schallplattentechnik.

Nach seiner Pensionierung setzte sich Rhein weiterhin für die Entwicklung des Rundfunks und des Fernsehens ein. Hierfür rief er 1976 eine Stiftung ins Leben, die aber neben der wissenschaftlichen Forschung auch die Bereiche Kunst, Bildung und Erziehung fördern sollte und heute noch fördert. Teils unter Pseudonymen wie Hans Ulrich Horster, Klaus Hellborn und Adrian Hülsen veröffentlichte er weiterhin mehrere Romane. Sein letztes Buch, seine Autobiografie, schrieb er im Alter von 90 Jahren. Eduard Rhein starb drei Jahre später 1993. Für seine Verdienste an Literatur und Technik wurde Rhein unzählige Male von höchsten Stellen geehrt. Unter anderem wurde ihm das große Bundesverdienstkreuz, das Ehrenkreuz des Roten Kreuzes, der Ehrentitel „Professor e. h.“ sowie die Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

<h3>David Maerkisch</h3>

David Maerkisch