Kautschuk – Die zündende Idee

von | 18. Januar 2011

Das Gründernetzwerk Südwestsachsen SAXEED der TU Chemnitz ruft jedes Jahr zu einem Ideenwettbewerb an vier Hochschulstandorten auf. Somit bekommen Studierende die Möglichkeit, ihre Geschäftsideen vorzustellen und Erfindergeist zu beweisen. Anfang Dezember gewann ein Team aus Mittweida mit einer außergewöhnlichen Idee: Die fünf Studenten planen für die Zukunft, Kautschuk aus Nutzhanf herzustellen.

Mit dem Projekt „P.I.M.P.“ (Plant Interspecies Metabolic Products) gewannen die Studenten Riccardo Brumm, Tommy Hofmann, Susanne Klemm, Anne Nöldner und Christin Türke des Studiengangs Molekularbiologie/Bioinformatik der Hochschule Mittweida den Ideenwettbewerb. Aufgabe dabei war es, im Rahmen des Moduls Projekt- und Labormanagement einen Businessplan zu erstellen. „Von Anfang an wollten wir eine Pflanze kreieren, die zwei Rohstoffe von Wert abwerfen sollte“, erklärte Anne Nöldner, Masterstudentin an der Hochschule Mittweida.

„Es gab acht Finalisten, von denen fünf studentische Teams um die Plätze eins bis drei in der Kategorie ‚Schicke Idee‘ und drei Wissenschaftler-Teams bzw. Einzelpersonen um den Sonderpreis für Wissenschaftler kämpften“, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin von „SAXEED“, Susanne Schübel.

Vom Hanf zum Kautschuk

Eigentlich wollte das studentische Forscherteam ein Dämmmaterial aus Hanffasern herstellen, denn durch die neuen EU-Gesetze gehe der Trend zu mehr Energieeffizienz. Doch dann kam alles anders: „Die Idee, aus einer Pflanze mittels Gentechnik zwei vollkommen verschiedene Rohstoffe zu gewinnen, ist neu“, erklärte Anne Nöldner die Siegeridee. Zwar würde es sich hierbei um genmanipuliertes Saatgut handeln, doch das hinterließ bei der Jury aber keinen negativen Eindruck. Eine Kautschuk produzierende Hanfpflanze – von der praktischen Umsetzung waren die Fünf überzeugt.

Das Gewinnerteam informiert gern über die Vorteile dieser Wunderpflanze: „Hanf wächst weltweit und somit kann weltweit Kautschuk gewonnen werden. Weiterhin gäbe es auch keine Abhängigkeit vom asiatischen Markt. Hanf hat die positive Eigenschaft, schädlingsresistent und unkrautunterdrückend zu sein.“ Ein Semester dauerte es, diese Idee in einem Portfolio zusammen zu stellen. Die Präsentation an sich war laut den Masterstudenten des P.I.M.P.-Teams am aufwendigsten, da sie die Jury in einem so genannten Elevator Pitch überzeugen musste – einem dreiminütigen Überblick mit Enthusiasmus und Witz.

Die Motivation zur Teilnahme am Wettbewerb war nicht nur die Aussicht auf 1.300 Euro Preisgeld, gestiftet vom Technologiegründerfond Sachsen (TGFS). Susanne Schübele erklärte gegenüber medienMITTWEIDA, warum es auch andere Vorteile haben kann, sich innerhalb einer solchen Veranstaltung der Konkurrenz zu stellen. „Nicht selten kommt es vor, dass Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren der Hochschulen in Südwestsachsen eine gute Geschäftsidee haben. Wer jedoch nach umfassendem und ehrlichem Expertenfeedback sucht, ist genau richtig beim Ideenwettbewerb des Gründernetzwerks. Auch im letzten Jahr bestand die Möglichkeit, dass sich Spezialisten aus den Bereichen Existenzgründungsförderung, Wirtschaft/Banken und Wissenschaft die Geschäftsidee intensiv anschauten und ein schriftliches Feedback dazu gaben.“ Somit könnten die Teilnehmer nicht nur Erfahrungen sammeln, sondern bekämen im Anschluss die Chance, eine individuelle Unterstützung durch qualifizierte Gründungsbetreuer zur Umsetzung der Idee zu erhalten, so Schübele. „Ein weiterer Vorteil sind natürlich die Kontakte, die im Nachgang entstehen können, zum Beispiel zu Kapitalgebern“, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin von SAXEED.

Potenzial steckt überall

Es zeige sich durchaus, dass es viel Potenzial an den vier Hochschulstandorten gibt, sagte Susanne Schübele. Auch 2011 geht es bei dem Ideenwettbewerb um kein vorgefertigtes Thema. Somit können sich die Teilnehmer mit jeder noch so außergewöhnlichen Idee bewerben. Aufgrund der großen Resonanz – im letzten Jahr gab es 64 qualitativ hochwertige Geschäftsideen – werden zukünftig noch mehr Juroren gebraucht. „Der Startschuss für 2011 fällt am Ende des Sommersemesters“, erklärte Schübele.

Das Team rund um Anne Nöldner hatte nicht mit einer Nominierung gerechnet. „Zu kompliziert erschien uns unsere Idee im Vergleich zu greifbareren Projekten wie dem von farbverändernden Töpfen. Erst als wir der Jury unser Projekt vorstellten, erkannten wir, wie viel Potenzial sie eigentlich hat und dass unsere Präsentation der anderer Teams in nichts nachstand“, freute sich Anne Nöldner. Die reelle Umsetzung des Kautschuk-Hanf-Projekts ist leider im Moment noch nicht möglich, es wäre viel zu zeitaufwendig und kostenintensiv. Doch die Idee ist der Anfang der Realisierung.

<h3>Melanie Luthardt</h3>

Melanie Luthardt