Die verborgene Seite des Internets

von | 26. Juni 2014

Das Darknet ist wohl einer der bekanntesten und trotzdem verborgensten Plätze im Internet. Ehemals in den USA entwickelt, beißen sich jetzt die Geheimdienste die Zähne an der früher gewollten Anonymität im […]

Das Darknet ist wohl einer der bekanntesten und trotzdem verborgensten Plätze im Internet. Ehemals in den USA entwickelt, beißen sich jetzt die Geheimdienste die Zähne an der früher gewollten Anonymität im Darknet aus.

Anfang der 2000er Jahre wurde es ins Leben gerufen, um die Meinungsfreiheit in Zensurländern wie China, dem Iran oder Syrien zu stärken. Nun wächst die Kritik. Zu den harmlosen Vorwürfen zählt der illegale Tausch von Musik und Videodateien. Immer häufiger wird das Darknet aber von Schwerkriminellen aus allen Bereichen profitabel genutzt. In der Anonymität des Darknet werden Waffen und falsche Pässe gehandelt oder Drogendeals verabredet. Auch im Bereich des Menschenhandels und der Kinderpornographie sind die Drahtzieher schwer zu ermitteln. Die Oppositionsarbeit in Ägypten oder im Iran und die Vernetzung der Regimegegner ist wiederum ein gewünschtes Resultat.

Um in das Darknet zu gelangen, benötigt man keine besonderen IT-Kenntnisse, sondern nur den Tor Browser. Tor steht für „The Onion Router“, denn dieser Browser ist wie eine Zwiebel aufgebaut. Die tausenden Server weltweit, über die der eigene Internetbesuch verteilt wird, werden durch die Zwiebelschalen repräsentiert. Die Server leiten beispielsweise eine Suchanfrage an andere Server weiter und „vergessen“ die Suchanfrage sofort wieder. So ist keine Rückverfolgung der Ursprungs-IP mehr möglich. Durch dieses Verfahren ist das Darknet zwar viel langsamer als das normale Internet, bleibt dafür aber anonym. Auch in Deutschland gibt es Server des Tor-Netzwerks. Werden diese allerdings für illegale Zwecke genutzt, ist dies nach deutschem Recht strafbar. Steuern kann die einzelnen Zugriffe niemand und somit sind sie auch nur schwer nachzuweisen.

Das Deep Web

Das Darknet ist ein Teil des Deep Web. Damit wird der Teil des Internets bezeichnet, der von Suchmaschinen wie Google nicht gefunden werden kann. Man geht davon aus, dass über 200.000 Darknet Webseiten existieren. Dazu gehören größtenteils auch Datenbanken, die nur von geringem allgemeinen Interesse sind. Das können Wetteraufzeichnungen oder datenintensive Experimente aus der Physik sowie anderer Forschungsprojekte sein. Die Seiten sind oft mit einem Passwort geschützt und stehen nur den unmittelbaren Nutzern zur Verfügung. Allgemein sind im Darknet die Seiten speziell verschlüsselt.

Die Datenmenge im Deep Web wird als 400 bis 500 mal so groß wie im Surface Web angenommen. Das Ganze kann man sich wie einen Eisberg vorstellen: Der größte Teil ist unter dem Wasser und wird von Suchmaschinen nicht gefunden. Mittlerweile gibt es wohl über eine Billion Webseiten im Internet, schätzt Kevin Kelly, Gründer des Wired-Magazine. Die Google-Suche findet allerdings nur 25 Milliarden Ergebnisse. Die Zahl ist das aktuelle Limit an Ergebnissen für eine Suchanfrage, Google bessert aber immer wieder nach. Laut Kaspersky, einem Anbieter von Virenschutzprogrammen, gibt es mittlerweile über 900 Online-Ressourcen, die das Darknet für kriminelle Zwecke nutzen.

Das Bundeskriminalamt weiß auch über die Vorgänge im Darknet Bescheid, möchte aber aus kriminaltaktischen Gründen keine Auskünfte gegenüber medienMITTWEIDA zu den Verfahren oder Zahlen von Erfolgen geben.

Info

Den Tor Browser gibt es kostenlos hierUm einen guten Überblick zu bekommen, startet man mit dieser Seite im Tor Browser.

Text: Fabian Sandgathe. Bild: Vanessa Schwaar.

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