Die Technik über unseren Köpfen

von | 28. Oktober 2010

Im Rahmen der Mittweidaer Wissenschaftlichen TAGe beschäftigte sich gestern der Workshop SATERRA 2010 mit dem Europäischen Satelliten-Navigationssystem "Galileo". Robert Vogel erhielt für seine Diplomarbeit den Gerhard-Neumann-Preis.

„Ein Satellitensystem hat den gleichen finanziellen Wert wie vier große Kreuzfahrtschiffe – 3,4 Milliarden Euro“, bemerkte Diplomingenieur Christian Arbinger über seinen Vergleich schmunzelnd. Dies war nur eine der zahlreichen Informationen, die die Teilnehmer des SATERRA-Workshops zum Auftakt der Mittweidaer Wissenschaftlichen TAGe erhielten. Einen gesamten Tag lang konnten Technik-Interessierte Wissenswertes über das neue Satelliten-Navigationssystem der EU, „Galileo“, erfahren. Fachkundige Referenten zeigten in ihren Vorträgen Möglichkeiten auf, die das System bietet und belieferten ihre Zuhörer mit fundiertem Hintergrundwissen.

Einblicke in Erprobungsphase

„Galileo“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der EU. Mit der Aufnahme des Navigationssystems im kommenden Jahr kann Europa auf eine Technologie zurückgreifen, die unabhängig vom amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS funktioniert. Derzeit befinden sich die Forscher in der Testphase, bevor im August der erste Satellit in die Luft gesandt wird. Da „Galileo“ als zukunftsweisend gilt, wurde das Projekt zum zentralen Thema des SATERRA-Workshops, der alle drei Jahre im Rahmen der Wissenschaftlichen Tage an der Hochschule Mittweida stattfindet.

Die Vorträge am Mittwoch beleuchteten die verschiedenen Facetten des Systems. Am Vormittag berichtete Prof. Dr. Bernd Eissfeller von der Universität der Bundeswehr in München über die Idee und Umsetzung des Milliardenprojekts. An seine Ausführungen anknüpfend erläuterte nach der Mittagspause Diplom-Ingenieur Christian Arbinger die Arbeit im „Galileo“-Kontrollzentrum im bayrischen Oberpfaffenhofen. Als Teamleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gab er den Anwesenden einen umfassenden Einblick in die Abläufe in den Teststationen. Zugleich rechtfertigte er in anschaulichen Vergleichen die immensen Kosten des Projekts, die in den Medien des Öfteren für Aufsehen gesorgt haben.

Am späten Nachmittag verlieh der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Dr. Frank Weidermann, den Gerhard-Neumann-Preis. Diesen stiftet seit 1999 Clarice Neumann, die Witwe des Vizepräsident a.D. von General Electric, Gerhard Neumann. In diesem Jahr durfte Robert Vogel die Ehrung für seine Diplomarbeit in Empfang nehmen. Der Gewinner freute sich über den Preis und darüber, „direkt nach dem Studium in den Wunschberuf einsteigen“ zu können.

Bilanz von Tag eins

Dr. Ellen Weißmantel, Organisatorin des SATERRA-Workshops, zeigte sich durchaus zufrieden. Dennoch bemerkte sie, „dass die Resonanz seitens der Studenten hätte besser sein“ können. Nachdem die Veranstaltungen am Mittwochvormittag gut besucht waren, fiel die Resonanz am Nachmittag geringer aus.

Auch von anderen Hochschulen und Universitäten waren Zuhörer zu den Mittweidaer Wissenschaftlichen Tagen gekommen. So wollte sich auch Martin Götz im Rahmen des Workshops über „Galileo“ informieren. „Ich könnte mir vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten und bin daher nach Mittweida gekommen“, meint der Elektrotechnik-Student der TU Chemnitz.

Absturzsicher in Tag zwei

Am Rande der Vorträge bot sich für die Teilnehmer des Workshops bei kleinen Imbissen die Möglichkeit, zum Gedankenaustausch. Fragen der Besucher wie „Können diese Satelliten eigentlich abstürzen?“ konnten dabei diskutiert werden. Die Antwort darauf ist glücklicherweise zu verneinen.

Heute werden die Mittweidaer Wissenschaftlichen TAGe fortgesetzt. Zum Programm zählen unter anderem Ausführungen über biokinetische Medizintechnik, Laserforschung und Informatik. Die Fakultät Informationstechnik verleiht am Abend den mit eintausend Euro dotierten Carl-Springe-Preis.

<h3>Laura Ziegler</h3>

Laura Ziegler