Relaunch – aus alt mach neu

von | 1. September 2014

Man ließt und hört immer wieder von Corporate Identity, Corporate Design und Relaunch. Vor allem sieht man bei Logos verschiedener Unternehmen extreme Veränderungen. Was hat es damit auf sich und […]

Man ließt und hört immer wieder von Corporate Identity, Corporate Design und Relaunch. Vor allem sieht man bei Logos verschiedener Unternehmen extreme Veränderungen. Was hat es damit auf sich und was steht hinter einem Relaunch?

Ein Mann sitzt am See unter einem Apfelbaum und liest ein Buch. Über ihm hängt ein Apfel. Die gesamte Zeichnung ist in schwarz-weiß gehalten. Mit diesem Logo würde man das heutige Unternehmen nicht in Verbindung bringen. Schon in der ersten Darstellung der Firma Apple stand der Apfel im Vordergrund. Es dauerte nicht lange, bis sich das Unternehmen auf die Frucht alleine beschränkte. Immer wieder wurde der Apfel mit kleinen detailreichen Änderungen bis zum heutigen bekannten und schlichten Design verändert. Eine solche grundlegende Überarbeitung eines Produktes bezeichnet man als Relaunch. Dieser beinhaltet vor allem die Überarbeitung und Neukonzeption von Inhalten.

Corporate Identity und Corporate Design

Zu einem Relaunch gehören verschiedene Ebenen wie zum Beispiel die Corporate Identity und das Corporate Design. Jedes Unternehmen oder Organisation besitzt eine Persönlichkeit, eine Identität und ein Image. Mithilfe eines Corporate Identity-Konzeptes soll diese Identität herausgearbeitet und somit ein Leitbild erstellt werden. Entscheidend ist es, ein positives Image zu schaffen. Es soll ein modernes und einheitliches Erscheinungsbild aufweisen und das Profil des Unternehmens bilden beziehungsweise unterstützen. Wichtig ist auch, dass es Merkmale enthält, die unverwechselbar sind.

Mit dem Corporate Design wird mittels Design-Maßnahmen ein Wiedererkennungswert für das Unternehmen erstellt. Diese Identität wird nach innen und außen optisch präsentiert. Das Ziel ist es, dass das Erscheinungsbild sich im Bewusstsein der Zielgruppe festsetzt.

Hierzu haben wir unsere Professorin Frau Prof. Dr. Tamara Huhle, die visuelle Kommunikation und Crossmedia an der Hochschule Mittweida lehrt, befragt.

medienMITTWEIDA: Was bedeutet ein Relaunch für ein Unternehmen? Welcher Aufwand ist damit verbunden?

Frau Prof. Tamara HuhleHuhle: „Für eine Firma bedeutet es, den Punkt ,Corporate-Identity’ zeitgemäß abzuarbeiten. Das heißt, der Corporate Identity-Bereich muss die Anforderungen verschiedener Punkte, die immer wieder ein Unternehmen auf den Prüfstand stellen, erneuern. Bei der Unternehmenswahrnehmung und Unternehmungsidentifikation müssen neue Ideen auftreten und ein neues Selbstverständnis entwickelt werden, denn dann geht es in die Richtung, in der man ein neues Erscheinungsbild nach außen präsentieren sollte. Dieses muss zeitgemäßer und modernisierter werden. Wenn eine Firma, ein Unternehmen, eine Organisation oder sogar schon ein längeres Projekt sich für ein neues Erscheinungsbild und neue Strategien entscheiden, dann sollte ein Relaunch erfolgen. Der Aufwand dafür ist sehr unterschiedlich. Man kann durchaus von einem bis eineinhalb Jahren reden.“

Ein Relaunch ist keine Werbekampagne

Ein Relaunch erfolgt meistens mit der Einführung eines Qualitätsmanagements im Unternehmen. Es ist wichtig, dass eine Projektgruppe diese Untersuchungen und Änderungen langfristig plant und auch durchsetzt. Dabei spielt die Größe des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Ein Relaunch ist keine Werbekampagne, die daneben gehen kann. Es hat die Verantwortung, die Identität und das Image des Unternehmens widerzuspiegeln.

mm.de: Welches Unternehmen hat Ihrer Meinung nach den erfolgreichsten Relaunch durchgeführt?

Huhle: „Ein erfolgreiches Relaunch hat die Semperoper Dresden durchgeführt. Auf den ersten Blick ist man auf Kritik gestoßen. Wenn man sich aber mit dem neuen Image beschäftigt, akzeptiert man diese neue Gestaltungslinie. Es steckt viel mehr eine neue Klassik und ein neues Gedankengut dahinter.“

mm.de: Welchem Unternehmen hat der Relaunch geschadet?

Huhle: „Ein Beispiel für ein misslungenes Relaunch ist das Logo der Stadt Köln. Das Logo wurde den Einwohnern nicht richtig nähergebracht. Dazu kommt, dass es Gestaltungsschwächen enthält und das führte zu der Ablehnung bei der Bevölkerung. In einem so wichtigen Prozess wie diesem muss es Abstimmungen geben. Es muss einen Wettbewerb geben, in dem die Einwohner abstimmen können. Auch die ersten Entwürfe hätte man zuerst vorstellen sollen. Dies ist jedoch nicht passiert und deswegen kommt das Logo bei der Bevölkerung nicht an.“

mm.de: Was sollten Unternehmen heutzutage bei einem Relaunch beachten oder berücksichtigen?

Huhle: „Man muss auf jeden Fall das gesamte Unternehmen mit einbringen. Es ist wichtig, dass sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter hinter einem neuen Image stehen und auch mitreden können. Dazu kommt, dass ein Relaunch von Profis durchgeführt werden muss. Ein Profi-Team ist beauftragt, zusammen mit dem Unternehmen zu kooperieren. Dann sollte dafür gesorgt werden, dass die Nachhaltigkeit bestehen bleibt. Es reicht nicht, ein Relaunch durchzuführen und dann einfach aufzuhören. Natürlich muss auch eine Notwendigkeit bestehen. Ein Relaunch sollte für ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Besteht die Gefahr, dass dadurch ein Unternehmen Kunden verliert, muss es dafür sorgen, dass eine externe Kommunikation mit den Kunden erfolgt. Neue Produkte und neue Bereiche des Image müssen positiv hervorgehoben werden.“

Nicht jeder Relaunch ist automatisch eine komplette Veränderung. Eine komplette Neuausrichtung oder Veränderungen des Designs und das Auftreten nach außen benötigen die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Es erfordert viel Arbeit und Zusammenhalt im Unternehmen, um ein Image und die Unternehmenswahrnehmung von innen und außen zu verdeutlichen.

Text: Katerina Krez. Grafik: Nadine Dietrich. Titelbild: Vanessa Schwaar. Portrait-Foto: Sarah Krause.

<h3>Katerina Krez</h3>

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