Spagat zwischen Millionengewinn und Totalabsturz

von | 30. September 2014

Millionen würden ihm gern gegenüber sitzen, um den Glitzerregen zu erleben und um sich ihre Wünsche zu erfüllen. In der erfolgreichsten deutschen Quizshow fragt Günther Jauch jede Woche „Wer wird […]

Millionen würden ihm gern gegenüber sitzen, um den Glitzerregen zu erleben und um sich ihre Wünsche zu erfüllen. In der erfolgreichsten deutschen Quizshow fragt Günther Jauch jede Woche „Wer wird Millionär?“. Welche Quizsendungen gibt es noch und was macht diese so besonders? Und: Testet euer Wissen darüber in einem Quiz am Ende des Artikels.

Die ersten Quizshows entstanden in den 50er Jahren, aber erst Anfang der 60er Jahre wurde das Fernsehen zum Massenmedium und die Quizshows damit bekannt. Die Sendung „Alles oder nichts“ war eine der ersten und wurde von 1958 bis 1988 ausgestrahlt. Nach dem Vorbild der amerikanischen Sendung „The 64 000$ Question“ musste jeder Kandidat zu einem bestimmten Themengebiet, das er sich selbst aussuchen konnte, wenige Fragen beantworten. Danach war der nächste Kandidat mit einem anderen Themengebiet an der Reihe. So konnten sich von Runde zu Runde Publikumslieblinge entwickeln und durch die Themenvielfalt wurde Spannung geschaffen. Mit einer Laufzeit von 30 Jahren war es eine der langlebigsten Quizsendungen und am Konzept hat sich bis heute kaum etwas verändert, lediglich der Unterhaltungsfaktor ist gestiegen.

Die erfolgreichste Quizshow

„Wer wird Millionär?“ feiert demnächst ihren 15. Geburtstag, zu diesem wird es auch eine Jubiläumssendung geben. Die neue Staffel in diesem Monat startete mit einem „Highspeed-Special“. Frank Rendez, Presse-Zuständiger von RTL, weiß: „Wissen, Intuition und Entscheidungsfreude spielen eine wichtige Rolle bei diesem Special, denn die Fragen eins bis zehn müssen innerhalb eines Zeitlimits beantwortet werden.“ Dafür gibt es aber bis zu zwei Millionen Euro zu gewinnen. Am 3. September 1999 lief die erste Ausgabe von „Wer wird Millionär?“ – nach dem Vorbild der britischen Quizshow „Who wants to be a millionaire?“. Seitdem gab es elf Millionäre, mehr als 1150 Folgen, ca. 29.000 gestellte Fragen und insgesamt wurden mehr als 89 Millionen Euro erspielt. Die höchste Einschaltquote von „WWM“ erzielte RTL am 28. Mai 2001, zum Prominenten-Special mit Thomas Gottschalk und Heidi Klum schalteten über 14 Millionen Zuschauer ein, das entspricht fast 54 Prozent des Marktanteils. Doch auch für die erfolgreichste Quizshow wurde es immer schwieriger, gute Quoten zu erzielen. Im vergangenen Jahr erreichte die Sendung seit ihrem Start die wenigsten Zuschauer. Spezial-Sendungen verhelfen „WWM“ aber immer wieder zu neuem Erfolg.

Für die Möglichkeit, einer der fünf Kandidaten im Studio zu sein, braucht es aber schon sehr viel Glück, berichtet der ehemalige Teilnehmer Andreas Scheffler aus Chemnitz: „Nach der Online-Anmeldung werden mittels Losverfahren ca. 100 Teilnehmer aus vielleicht 1000 ausgewählt. Eines Tages bekam ich einen Anruf und musste einige Fragen zum Allgemeinwissen beantworten. Geschichte, Geografie, Kunst – alles war dabei. Ich hatte fünf von sechs Fragen richtig und bekam somit später eine Zusage.“ Nur um Millisekunden verfehlte er im Studio die Chance auf den „heißen Stuhl“. So spannend macht die Sendung aber erst Günther Jauch, sagt RTL-Sprecher Frank Rendez dazu: „Ständig bewegen sich die Kandidaten in dem Spagat zwischen Millionengewinn und Totalabsturz. Günther Jauch reagiert auf jeden Kandidaten völlig unterschiedlich und unberechenbar. Er verunsichert, er hilft, er führt in die Irre oder er lässt auch mal einen Kandidaten charmant abblitzen.“

Die regionale Quizshow

Seit 2000 wird im NDR regelmäßig nach der „Leuchte des Nordens“ gesucht. Fünf Kandidaten aus den norddeutschen Bundesländern spielen an 35 Sonntagen im Jahr um die Wette. Moderator Alexander Bommes führt die Teilnehmer durch drei Spielrunden, einer wird am Ende zur „Leuchte des Nordens“ gekürt. „Es geht bei den Wissensgebieten u. a. um Kurioses, Traditionelles, Geschichtliches, Politisches und Touristisches. Alle Fragen haben Bezug zu den fünf norddeutschen Bundesländern“, erklärt NDR-Redakteurin Daniela Drinkuth. Die NDR-Quizshow sei so erfolgreich, weil sie Fakten aus dem Norden unterhaltsam präsentiert und dabei auch noch echte Norddeutsche staunen lässt.

Die außergewöhnliche Quizshow

Ist es ein geniales Gartenwerkzeug oder dient es der Erfüllung geheimer Wünsche? Eine Quizshow der etwas anderen Art bietet der Hessische Rundfunk: Bei „Dings vom Dach“ muss ein Team aus Prominenten den Zweck von Gegenständen erraten, die von Zuschauern eingeschickt werden. Das sind teilweise alte oder völlig skurrile Geräte aus dem Handwerk, der Landwirtschaft oder Küchengeräte. Moderator Sven Lorig ist der „Herr der Dingse“ und führt Prominente wie Sonya Kraus oder Hans Werner Olm durch das Rätselraten.

Jede Quizsendung hebt sich durch Besonderheiten von den anderen ab, doch diese Faktoren haben alle gemeinsam: Eine Quizshow ist ein Format, das einen mitnimmt, die eigenen Gehirnzellen aktiviert, es wird mitgeraten und mitgefiebert. Vor allem wenn sich die ganze Familie vor dem Bildschirm versammelt, will jeder sein Wissen unter Beweis stellen. Ob jung oder alt – jeder kennt sich in einem Themengebiet aus. Durch die hohen Geldsummen und verschiedenen Specials wird Spannung geschaffen, die den Zuschauer an die Sendung bindet. Dieses Format hat im Fernsehen noch lange nicht ausgedient.

[WpProQuiz 2]

 

Text: Natalie Scheffler. Grafik: Vanessa Schwaar.

<h3>Natalie Scheffler</h3>

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