Back to the roots – wenn online offline wird

von | 10. Dezember 2014

YouTube, Blogs und Co. – das alles ist schon lange nichts Neues mehr. Doch nun möchte auch der Printmarkt von dem Erfolg dieser Medien profitieren. Was erhoffen sich die neu […]

YouTube, Blogs und Co. – das alles ist schon lange nichts Neues mehr. Doch nun möchte auch der Printmarkt von dem Erfolg dieser Medien profitieren. Was erhoffen sich die neu entstandenen Magazine davon und wen wollen sie mit dem „Internet im Offlinemodus“ erreichen?

I like Blogs“ – das neue Magazin von Burda, das Ende November 2014 zum ersten Mal erschien, besteht nach eigenen Aussagen zu 99 Prozent aus Bloginhalten. Es ist in verschiedene Kategorien unterteilt wie zum Beispiel „Zucker & Salz“ für Food-Blogger-Rezepte oder „Hier & Da“, in der Reise-Blogger zu Wort kommen. Laut Werben & Verkaufen seien die Blogger sozusagen „freie Autoren“ für das Magazin und würden für die Beiträge, die von ihren Blogs übernommen werden, entlohnt. Die Zielgruppe seien die Menschen, die sich von der Masse an Informationen im Internet überfordert fühlen und denken, sie würden etwas verpassen. Außerdem gehe es um die Menschen, die hinter den Blogs stehen und Freude an dem haben, was sie tun.

Mittelsmann zwischen Fans und YouTubern

Neben den Zeitschriften, die sich mit Blogs beschäftigen, gibt es auch welche, die sich ausschließlich mit YouTubern befassen. Zwei dieser Zeitschriften sind „StarsTube“ und „TubeStars„.

TubeStars ist ein Sonderheft der BRAVO und erschien erstmals im Oktober. Die Sonderausgabe konzipierte das beliebte Jugend-Magazin hauptsächlich mit dem YouTube-Netzwerk „TubeOne“ sowie den YouTubern vom Channel „Die Aussenseiter„. So gab es besonders von diesen YouTube-Stars im Sonderheft viele Inhalte und Poster. Die Ausgabe erschien einmalig am 29. Oktober 2014 und konnte für 1,99 Euro an den Läden und Kiosken erworben werden. Zum YouTube-Sonderheft gab es auch im Sozialen Netzwerk Twitter einige Reaktionen:

Das YouTube-Magazin StarsTube gibt es seit Anfang Oktober. Es sei laut der Geschäftsführerin Sarah Enger ein Magazin „MIT der Community FÜR die Community“. Der Herausgeber ist die in Wien ansässige „StarsTube GmbH“. Für 1,50 Euro ist die Zeitschrift seit Oktober monatlich in den Läden zu erhalten.

Um mehr über die Hintergründe der Zeitschriften zu erfahren, führte medienMITTWEIDA ein Interview mit Sarah Enger, Geschäftsführerin von StarsTube.

medienMITTWEIDA: Wie kamen Sie auf die Idee solch ein Magazin auf den Markt zu bringen?

Sarah Enger: „Die YouTube-Szene selbst hat uns schon immer interessiert. Es gibt sehr große YouTube-Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Videodays, bei denen YouTuber auftreten, man mit ihnen Fotos machen und sich ebenfalls Autogramme geben lassen kann. Viele Fans sind nicht in der Lage solche Veranstaltungen zu besuchen und haben sich mehr von ihren Idolen gewünscht. An diesem Punkt sind wir ins Spiel gekommen und haben uns gedacht, dass wir den Fangirls und -boys bestimmt viel Freude mit einem YouTube-Magazin bereiten könnten.“

Warum denken Sie, dass solch ein Magazin notwendig ist? Reicht es der Zielgruppe nicht die Stars auf YouTube zu sehen?

„Wir sind auch eine Form von ‚Mittelmännern‘ zwischen den Fans und ihren YouTubern und schaffen es, ihnen ihre Lieblinge noch ein Stückchen näher zu bringen. Internet-Blogs berichten meist nur über aktuelle Dinge, bei uns jedoch stehen ebenfalls die Exklusivität und vor allem die Kreativität im Vordergrund. Blogs werden kaum bis gar nicht mit der Community gemeinsam geschaffen, aber da bei uns die Community das Magazin mitgestaltet, wissen wir, dass sie unsere Inhalte auch wirklich interessieren werden.“

Enger betont zusätzlich, dass StarsTube sehr viel Wert darauf legen würde, dass die Antworten der YouTuber inhaltlich gar nicht und der Wortlaut nicht viel verändert werden würden.

„Unser Magazin stellt somit auch keinen herkömmlichen Qualitätsjournalismus dar, aber das möchte die Zielgruppe auch gar nicht. Kritiken im Bezug auf unsere journalistischen Fähigkeiten sind uns daher, grob gesagt, egal, weil wir nur unsere Leser zufriedenstellen möchten und diese keine steifen Berichte und steife Fragen lesen wollen. Des Weiteren trägt es dazu bei, dass endlich bemerkt wird, dass YouTuber kein kurzfristiger Hype, sondern ein langfristiges Phänomen sind.“

Wie gut läuft das Geschäft mit dem Magazin, können Sie Zahlen nennen?

„Wir sind mit den Verkaufszahlen mehr als zufrieden. Unser gesetztes Ziel gemäß Business-Plan waren 10.000 verkaufte Stück, laut letzter Abrechnung konnten wir ca. 16.500 Stück absetzen.“

 Was wollen Sie mit dem Magazin erreichen?

„Die enorme positive Resonanz, die emotionalen Worte und glücklichen ‚Selfies‘ mit dem Magazin in Händen auf Instagram & Co, bestätigen uns, dass wir genau das Richtige tun. Wir möchten uns von den Großunternehmen abheben, die ihre Kunden nur als Konsumenten sehen – wir sehen uns Verleger, die Community und die YouTuber als ein Team, das fair zusammenarbeitet und somit ein Magazin schafft, das alle Beteiligten glücklich macht.“

Auch zu diesem YouTube-Magazin gab es auf Twitter einen regen Meinungsaustausch. So gehen dort die Ansichten der YouTube-Fans über das Magazin teilweise stark auseinander.

Doch was halten eigentlich YouTuber davon?

Beide Magazine arbeiten eng mit den YouTubern und den Usern zusammen. Während die TubeStars in Kooperation mit TubeOne ein komplettes YouTube-Netzwerk zur Verfügung hatte, ist StarsTube sehr auf die Hilfe der YouTube-Community angewiesen und behandelt somit die verschiedensten Channels.

Auf YouTube finden sich einige Videos von Webkünstlern, die ihre Meinung gegenüber den Magazinen und das „Zum Star gemacht werden“ äußern. So sehen die Jungs vom Channel SPACE RADIO die Magazine kritisch. Besonders die BRAVO hätte sich früher nie für YouTube interessiert und stelle nun fest, dass man damit auch Geld verdienen könne.

Der Channel Klengan vergleicht Inhalt, Stil und Aufmachung von BRAVOs TubeStar mit StarsTube. Er bemängelt, dass die Magazine wirken, als wären sie nur „hingerotzt worden, um schnell Kohle zu verdienen.“

Der YouTuber iBlali gab seine Meinung über die neuen Magazine direkt über Twitter weiter. Er habe keine Probleme mit ihnen, man sollte sich nur im Klaren sein, an welche Zielgruppe diese Hefte gerichtet sind.

Die Meinungen gehen also bei den Fans wie bei den YouTubern selbst weit auseinander. Die einen sind hellauf begeistert, die anderen machen sich darüber lustig und beschweren sich über die fehlende Professionalität. Auch die Blogger-Szene hat sich gewandelt und bekommt größere Aufmerksamkeit der Medienlandschaft.

Klar wird aber, dass diese Zeitschriften bis jetzt noch eine Nische bedienen. Doch die YouTube- und Blogging-Magazine stecken noch in ihrer Anfangsphase.

Text: Linda Häusler. Beitragsbild: Quellen: Bravo TubeStars: http://www.bravo.de/bravo-tubestars-alles-ueber-deine-lieblings-youtuber-339895.html; I like Blogs: http://meedia.de/wp-content/uploads/2014/11/Cover_I-like-Blogs_final.jpg; StarsTube: http://www.sputnik-agentur.de/blog/wp-content/uploads/2014/10/cover_final.jpg. Bearbeitung: Christine Wolf.

<h3>Linda Häusler</h3>

Linda Häusler