Kommentar: Video on Demand vs. lineares Fernsehen

von | 5. Januar 2015

Netflix lohnt sich nicht, lineares Fernsehen ist zu verstaubt, es fehlen Alternativen für Gelegenheitsfilmschauer und „Serienjunkies“ meint medienMITTWEIDA-Redakteurin Linda Häusler. Bis zum 6. Januar 2015 läuft mein Netflix-Probeabo noch – […]

Netflix lohnt sich nicht, lineares Fernsehen ist zu verstaubt, es fehlen Alternativen für Gelegenheitsfilmschauer und „Serienjunkies“ meint medienMITTWEIDA-Redakteurin Linda Häusler.

Bis zum 6. Januar 2015 läuft mein Netflix-Probeabo noch – einen Monat habe ich das Angebot kostenlos genutzt, doch bemerkt, dass „Netflix“ nicht zu mir passt. Ich sehe für mich keinen Sinn darin, denn viele Filme und Serien, die ich sehen möchte, gibt es bei Netflix Deutschland einfach (noch) nicht. In diesem einen Monat habe ich lediglich eine ältere Serie geguckt, mehr Inhalte gab es nicht, die mich interessiert haben. Ich habe nach verschiedenen Filmen gesucht, zum Beispiel „Pitch Perfect“ aus dem Jahr 2012. Den Film gibt es bei Netflix nicht, bei „Amazon Instant Video“ hingegen schon, sogar ohne Zusatzgebühr. Ein weiterer großer Nachteil einiger „Video on Demand-Anbieter“ unter anderem auch bei den Netflix-Konkurrenten „Amazon Prime Instant Video“ oder „Maxdome“ ist, dass in der monatlichen Grundgebühr nicht automatisch alle Filme und Serien der Plattform enthalten sind, sodass die Nutzer teilweise pro Film oder Serie noch draufzahlen müssen.

Eine andere Form der Video on Demand-Nutzung, so zum Beispiel die Mediatheken von privaten wie auch öffentlich-rechtlichen TV-Sendern, finde ich hingegen sinnvoll. Denn ich glaube, nicht viele wollen und können heutzutage ihren Tagesablauf noch dem Fernsehprogramm anpassen. Wen also eine Sendung interessiert, der kann trotz verpasster TV-Ausstrahlung das Format in der Mediathek anschauen – und das häufig ohne zu bezahlen. Der Nachteil daran ist allerdings, dass die Inhalte nur für einen bestimmten Zeitraum abrufbar sind und gerade die Mediatheken der privaten Fernsehsender für diverse Inhalte oft Geld verlangen oder die abrufbaren Sendungen mit vielen Werbespots unterbrechen.

Zukunftsvisionen

Ich denke, dass die Mediatheken der TV-Sender mehr Potenzial für die Zukunft haben, wenn sie auch exklusive Onlineangebote aufnehmen würden. Es sollte also nicht nur das TV-Programm der letzten Tage online abrufbar sein, sondern auch Filme und Serien mit ins Repertoire aufgenommen werden. Sozusagen eine Mischung aus Mediatheken und anderen Video on Demand-Anbietern. Dass ein solches System nicht kostenfrei zur Verfügung stehen kann, ist offensichtlich. Die Nutzer sollten jedoch dadurch die Möglichkeit bekommen zwischen verschiedenen Modellen zu wählen: „Pay per view“, also pro Film oder Serie zahlen oder ein Abonnement abschließen. So können Leute, die nur einmalig einen Film gucken wollen, diesen einmalig zahlen und gehen damit kein Abo ein. Gleichzeitig können „Serienjunkies“ ihr Geld sparen, indem sie einmal im Monat zahlen und „flatratemäßig“ konsumieren können.

YouTube als Ersatz

Für mich persönlich gibt es so gut wie gar kein „lineares Fernsehen“ mehr. Ich nutze maximal die Mediatheken einiger privater TV- Sender, aber schaue fast ausschließlich YouTube-Videos. Der Content dort ist viel individueller und persönlicher und es gibt eine enorme Auswahl an verschiedensten Themen, je nachdem worauf ich oder ein anderer User Lust hat. Das, was im deutschen Fernsehen läuft, spricht mich, um es einfach zu sagen, einfach nicht mehr an. Es läuft doch immer wieder auf „Scripted Reality“ und Gewinnspielshows hinaus und ist dabei auch noch viel zu „brav“ – keiner traut sich mal ein Risiko einzugehen und neue, innovative Formate zu starten. Ich würde aber auch keinen YouTube-Content auf RTL und Co. sehen wollen, das passt meiner Meinung nach nicht zusammen, da es zwei komplett verschiedene Dinge sind. Viele Fernsehsender versuchen die jüngere Zielgruppe wieder zu sich zu locken, indem sie „YouTube-Stars“ wie Sami Slimani in ihre Sendungen einbauen, doch das kann ich nur belächeln. Denn auch wenn meine „Lieblings“-YouTuber plötzlich im Fernsehen zu sehen wären, würde ich die Sendung nicht gucken, wenn sie mich nicht interessiert.

Trotzdem denke ich, dass lineares Fernsehen mit Sicherheit weiter bestehen bleibt, allerdings wird sich vermutlich die Zielgruppe verschieben. Insbesondere viele ältere Leute wollen sich um 20:15 Uhr vor den Fernseher setzen und das schauen, was gerade läuft – einfach weil sie es nicht anders gewohnt sind. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Jugendlichen zunehmend auf Video on Demand-Anbieter umsteigen werden, denn heutzutage wird es gerade für sie immer wichtiger nicht an feste Zeiten gebunden zu sein, schon gar nicht in der Freizeit. Denn was macht jemand, der spontan Lust auf einen Film hat? Er schaut ihn online.

Text: Linda Häusler. Beitragsbild: Monkey Business Images ( http://www.shutterstock.com/gallery-187633p1.html ); Couple watching television using remote control ( http://www.shutterstock.com/pic-15728143/stock-photo-couple-watching-television-using-remote-control.html?src=csl_recent_image-1 ), Bildnummer: 15728143/Shutterstock, Standardlizenz. Bearbeitung: Christine Wolf.

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Linda Häusler