Der Weg ist das Ziel

von | 1. September 2010

Martin Lechtschewski bevorzugt als Reisetransportmittel sein Fahrrad: Zahlreiche Touren absolvierte er damit quer durch Europa. Während seines Auslandssemesters auf den Philippinen musste der Student jedoch auf dieses Fortbewegungsmittel verzichten.

Mit einer klassischen Urlaubsreise haben die Touren von Martin Lechtschewski wenig zu tun: Ein Hotel am Meer und ein vielseitiges Animationsprogramm sind weit gefehlt. All inklusive ist lediglich das Abenteuer, Menschen und Orte entlang seines Weges kennen zu lernen. Wenn der 24-jährige Medientechnikstudent auf Reisen geht, dann bevorzugt er sein Fahrrad, um von einem zum anderen Ort zu gelangen. „Ich bin gern mit dem Rad unterwegs“, sagt er, „weil man dabei einfach mehr sieht und erlebt als im Auto. Wo es mir gefällt, halte ich an und kann dort bleiben. Der Weg ist dabei das Ziel.“

Seine Touren dauern meistens mehrere Tage bis Wochen und erstrecken sich über ganz Europa. „Mittlerweile habe ich auf dem Rad Tschechien, die Schweiz, Frankreich, Spanien, die Niederlande, Großbritannien, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien erkundet – und auch Bayern“, sagt er. Seine erste Tour absolvierte er als damals 15-Jähriger: Von seiner Heimatstadt Bad Lausick fuhr er die rund 400 Kilometer mit dem Fahrrad bis nach München. Jahre darauf folgten Touren nach Montpellier, Prag, Glasgow oder Gibraltar. Da fast alle seine Radtouren in Bad Lausick beginnen, entwickelte sich daher sein Spitzname: „Der Radlausicker“.

Nomade auf Zeit

Meist unternimmt er seine Reisen mit einem Freund. Alles was für eine mehrtägige Tour notwendig ist, verpackt er in wenige Taschen, die an seinem Fahrrad hängen: Ein Zelt, Schlafsack, Campingkocher sowie weitere Ausrüstungsgegenstände, um auf der Fahrt überleben zu können. „Es ist ein Leben wie ein Nomade auf Zeit“, sagt er. So heißt auch sein erster Dokumentarfilm, den er produziert und auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Darin beschreibt er seine Fahrt entlang der Donau: Von Donaueschingen bis zum Schwarzen Meer. „Es ist eine No-Budget-Produktion, die die Impressionen einer längeren Radtour vermittelt“, erklärt er. „Der Film soll als persönlicher Erfahrungsbericht dienen.“ In den kommenden Monaten plant er den Film mit Streckeninformationen für Radfahrer aufzuwerten und auch mit englischen Untertiteln zu versehen.

Bei seinen Reisen trägt er immer auch eine Fotokamera bei sich. In seinem Blog dokumentiert er seit 2006 sämtliche Touren mit Bildmaterial. „Ursprünglich diente der Blog dazu, meiner Familie und Freunden über meine Reisen zu berichten“, sagt er. Heute lesen jedoch weit mehr Menschen seine Einträge und Dokumentationen. Sein Blog wurde daher bei einer internationalen Abstimmung auf Platz 33 bei der Bewertung der 100 besten Blogs zum Thema „Abenteuer im Ausland 2010“ gewählt.

Blutiger Hahnenkampf

Ohne Fahrrad, dafür mit dem Flugzeug reiste der Medientechnikstudent im November 2009 auf die Philippinen. Im Rahmen eines Auslandsstudiums verbrachte er ein Semester an der Ateneo de Manila University in der philippinischen Hauptstadt Manila. „Für mich war es wichtig in einem Land mit englischer Sprache zu studieren“, sagt er. „Außerdem passt das Fachangebot auf meine spätere Spezialisierung.“ Diese sieht Martin im Bereich Film- und Fernseh-Produktion.

Neben dem Studium hatte auch das Reisen einen großen Stellenwert: „Während der Zeit dort erlebte ich kleine und große Abenteuer“, meint er. Eine Begegnung mit einem 18-Meter langen Walhai oder die traditionelle Karfreitags-Kreuzigung von San Fernando dienen dabei als aussagekräftige Beweise. Hingegen war der Besuch einer Hahnenkampf-Arena eine blutige Angelegenheit. In so einer Arena werden zwei Hähne aufeinander losgelassen, um sich gegenseitig umzubringen, während die Zuschauer Wetten auf den Ausgang des Kampfes abschließen. Bei Touren zum Pinatubo-Vulkan und verschiedenen Stränden fernab der Zivilisation konnte der 24-Jährige Eindrücke von den vielseitigen Naturschönheiten auf den Philippinen sammeln.

Mit dem Zug von Peking nach Europa

Ein besonderes Reiseabenteuer stellte die Rückreise nach Europa auf dem Landweg dar. Nach einem Flug von Manila über Shanghai nach Peking trat er mit einem Mittweidaer Kommilitonen die Heimreise an. Mit der Transsibirischen Eisenbahn durchquerten die beiden Studenten eine Strecke von 8.500 Kilometer in sechs Tagen quer durch China und Russland. Diese gestaltete sich zunächst an der chinesisch-russischen Grenze zu einer elfstündigen Geduldsprobe, denn der Student musste sich umfangreichen Pass- und Gepäckkontrollen unterziehen. „Ständig kamen Beamten verschiedener Behörden im Abteil vorbei, um uns zu überprüfen“, so Martin.

Nach der Prozedur an der Grenze führte die restliche Strecke entlang an landschaftlich reizvollen Gebieten. Über Ulan-Ude und Irkutsk verläuft die Strecke direkt am riesigen Baikalsee entlang. „Einzigartig war die größte Eisfläche, die ich jemals gesehen habe. Eine menschenleere ebene Fläche. Am Horizont konnte ich mit etwas Phantasie das andere Ufer erahnen“, beschreibt Martin seine Eindrücke. Zwar hielt der kilometerlange Zug an verschiedenen Bahnhöfen, doch Zeit um die Landschaft zu erkunden blieb wenig. „Die Ausflüge waren meist sehr kurz, da die Aufenthalte dazu dienten, auf Bahnhöfen Proviant einzukaufen“, berichtet er. Ebenfalls durchquerte er mit dem Zug verschiedene Klimazonen: „In Novosibirsk trug ich noch meine Wintersachen, westlich von Omsk konnte ich den Zug im T-Shirt verlassen“, sagt er. Nach sechs Tagen war das Ziel, die russische Hauptstadt Moskau, erreicht. Nach einer Übernachtung flog er dann mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland – die für ihn letzte Etappe seines Auslandssemesters.

medienMITTWEIDA sprach mit Martin Lechtschewski über seinen Erfahrungen auf den Philippinen in einem Interview.

Link: In seinem Internetblog berichtet Martin Lechtschewski ausführlich von seinen Reiseabenteuern.

<h3>Markus Bender</h3>

Markus Bender