Nebenjob gesucht? Auf in die Selbstständigkeit!

von | 27. Juli 2015

Sucht ihr noch eine Möglichkeit, neben dem Studium Geld zu verdienen? Sich selbstständig zu machen ist eine Option – auch für Studenten. Doch was spricht dagegen, was dafür und wie […]

Sucht ihr noch eine Möglichkeit, neben dem Studium Geld zu verdienen? Sich selbstständig zu machen ist eine Option – auch für Studenten. Doch was spricht dagegen, was dafür und wie gehe ich das Ganze an?

Wer als Student seine Geldmittel etwas aufstocken möchte, hat vielerlei Möglichkeiten: Zum Beispiel als Aushilfe im hiesigen Supermarkt Regale auffüllen oder im Restaurant um die Ecke kellnern gehen. Aber auch der Weg in die Selbstständigkeit ist denkbar.

Die Vor- und Nachteile

Urlaub wann man will, bewegliche Arbeitszeiten und ein hoher Verdienst machen die Selbstständigkeit sehr attraktiv für Studenten. Ganz so goldig sieht es in der Realität dann leider doch nicht aus. Trotzdem gibt es gute Gründe, die dafür sprechen:

– Man sammelt kostbares Wissen für das spätere Berufsleben
– Knüpfung von ersten wichtigen Kontakten in der Branche
– Aus seinen Fehlern lernt man
– Selbstständige Übernahme von wichtigen Arbeiten
– Man teilt sich seine Arbeitszeiten selbst ein

Auf der anderen Seite sollten sich Studenten, die sich selbständig machen wollen, auch über Folgendes im Klaren sein:

– Man muss i.d.R. ein Gewerbe anmelden
– Eine ordnungsgemäße Buchführung ist Pflicht
– Eigenständige Vereinbarung von Honoraren
– Kein Recht auf Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und vergüteten Urlaub

Wie gehe ich am besten an die Sache ran?

Eine gute Vorbereitung und viel Geduld sind das A und O, um erfolgreich den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Außerdem von Vorteil: Kenntnisse und Erfahrungen über die bzw. in der jeweiligen Branche, wie auch ein rechtliches, steuerliches und betriebswirtschaftliches Verständnis. Wenn du deine Selbstständigkeit systematisch und planmäßig beginnen willst, dann solltest du am besten eine Gründungsberatung aufsuchen – diese wird auch hier an der Hochschule Mittweida vom Gründernetzwerk SAXEED angeboten.

Es gibt fast keine Branche, in der man sich nicht selbstständig machen kann. Du brauchst aber natürlich auch noch eine gute Idee, auf welche Art und Weise du dein Geld bekommen möchtest. Was eine gute Geschäftsidee von einer schlechten unterscheidet: Deine Idee muss andere Personen oder Firmen davon überzeugen, dein angebotenes Produkt zu kaufen. In den meisten Fällen findet man genau diese eine Idee im Bereich des eigenen Hobbys oder der eigenen Leidenschaft.

Muss ich ein Gewerbe anmelden?

Unter einem Gewerbe wird jede selbstständige Tätigkeit verstanden, die man dauerhaft ausübt, um damit Geld zu verdienen – sofern sie nicht zu den freien Berufen zählt. Zu den freien Berufen wiederum zählen künstlerische, wissenschaftliche und publizistische Jobs sowie Dienstleistungen mit zum Beispiel lehrender oder beratender Funktion. Wenn du also beispielsweise auf Stundenbasis an der Hochschule Mittweida Spanischunterricht gibst, arbeitest du freiberuflich und musst somit nur wenige Richtlinien erfüllen.

Wenn deine angestrebte Tätigkeit aber nicht unter die freien Berufe fällt, musst du einen sogenannten Gewerbeschein bei deiner Stadt beantragen. Dieser kostet in der Regel zwischen 20 und 50 Euro, der genaue Preis ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Wenn du das getan hast, werden alle weiteren Ämter und Stellen über die Anmeldung deiner selbständigen Tätigkeit informiert, wie beispielsweise das Ordnungsamt und das Finanzamt.

Besonders spannend für Studenten ist die folgende Tatsache: Als gewerbliche Tätigkeit wird das selbstständige Arbeiten bloß dann als solches angesehen, wenn diese Arbeit auch auf Dauer besteht. Das heißt, wenn du einmal im Jahr für einen Monat selbstständig arbeitest, musst du keinen Gewerbeschein beantragen, da diese Tätigkeit nicht auf Dauer betrieben wird.

Kindergeld, BAföG und Co.: Was gibt es zu beachten?

Wir haben Gründerbetreuer Dirk Liebers vom Gründernetzwerk SAXEED gefragt, welche Einkommenshöchstgrenzen nicht überschritten werden dürfen, wenn man als Student sein Geld mit einer selbstständigen Tätigkeit verdienen möchte.

Krankenversicherung:

„Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Status als Familienversicherter beibehalten werden, z.B. dürfen die monatlichen Einnahmen nicht über 365 Euro liegen. Übersteigen die Einnahmen diesen Betrag, müssen die Studierenden sich selbst krankenversichern.“

BAföG:

Was das BAföG betrifft, gilt die Höchstgrenze für zusätzliches Einkommen von durchschnittlich 400 € pro Monat, das heißt einzelne Monate können auch darüber oder darunter liegen. Das Bafög-Amt prüft am Ende des Bewilligungszeitraumes (in der Regel 12 Monate), ob die Jahresgrenze von 4.800 € überschritten wurde.“

Kindergeld:

„Das Kindergeld ist seit einiger Zeit unabhängig vom Einkommen.“

Das heißt, dass deine Eltern auch weiterhin Kindergeld erhalten – bis zum Ende deines Erststudiums oder deinem 25. Geburtstag. Die Höhe deines Einkommens durch eine Selbstständigkeit spielt dabei keine Rolle.

Alles Rechtliche ist geregelt – und nun?

Wenn du deinen Gewerbeschein besitzt, bist du offiziell selbstständig und kannst ab sofort deinen Kunden Angebote zukommen lassen und Rechnungen schreiben. In der Anfangsphase ist es jedoch am wichtigsten, sich ein berufliches Netzwerk bestehend aus Experten aufzubauen. Es wird in den meisten Fällen viel Arbeit und Zeit kosten, bis die Selbstständigkeit richtig läuft, aber die Mühe ist es wert. Viele Studenten arbeiten bereits neben ihrem Studium erfolgreich selbständig in dem Geschäftszweig, in dem sie künftig auch ihr Geld verdienen wollen.

Medienstudent André Baumjohann ist einer von ihnen. Mit seiner Firma medien-on-tour bietet er erfolgreich Webdesign, Veranstaltungsplanung und Grafikdesign an. Wir haben ihm ein paar Fragen zum Stichpunkt Selbstständigkeit als Student gestellt.

medienMITTWEIDA: Was hat dich dazu bewegt, dich selbstständig zu machen?

André Baumjohann:

– Projekte offiziell abrechnen zu dürfen.
– Selber zu entscheiden, was zu tun ist
– Spaß an der Arbeit in meinem Tätigkeitsbereich, Ausbau dieser Tätigkeiten
– Unabhängigkeit

medienMITTWEIDA: Was sind deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit als Student?

André Baumjohann:

Vorteile:
– Freie Zeiteinteilung
– Freie Projekteinteilung
– Unabhängigkeit

Nachteile:
– Für Weiterentwicklung etc. gegebenenfalls Kredite zu bekommen
– je nach Umfang der Selbstständigkeit oder des Unternehmens, ständig erreichbar zu sein
– ggf. Schwankungen in dem Geldeingang
– Haftbarkeit

medienMITTWEIDA: Sind Nachteile für dich durch die Selbstständigkeit entstanden? Wenn ja, welche?

André Baumjohann: Bisher sind für mich keine Nachteile entstanden. Wichtig ist, es gibt immer mal Projekte oder Aufträge, die am Ende einen auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Davon sollte man sich nicht heruntermachen lassen.

medienMITTWEIDA: Was muss ein Student beachten, wenn er sich selbstständig macht, was ist besonders wichtig?

André Baumjohann: Es sollten grundsätzlich die finanzielle Situation inkl. Fördermittel, z.B. Bafög beachtet werden. Je Branche wäre es gut, sich vorher beim Finanzamt, bei einem Steuerberater und ggf. bei der IHK zu informieren, was zu dieser Branche zu beachten ist. Auch sollte man sich darüber im Klaren sein, wie man sich versichert. Die Anmeldung selber beim Gewerbeamt der jeweiligen Stadt ist relativ unkompliziert und die Formulare kann man dort im Vorfeld meistens schon erhalten. Die Frage, die man sich im Vorfeld ebenfalls stellen sollte: Bin ich bereit für eine Selbstständigkeit? Selbstständig bedeutet, ständig und selbst, dem sollte man sich bewusst sein.

medienMITTWEIDA: Hast du Tipps für Studenten, die sich vor Kurzem selbstständig gemacht haben? 

André Baumjohann: Es gibt zu viele Dinge, die man beachten muss, sodass man zu Anfang gar nicht auf alle achten kann. Gegebenenfalls eine Checkliste zu machen wäre gut. Zeitplan, wann vielleicht welches Thema interessant werden könnte. Ich selber würde da eine oder andere früher machen, um gegebenfalls auch dann mehr Kapital in der Hand zu haben, um dann sich schneller zu vergrößern zu können.

Text & Bild: Tobias Patzschke.

<h3>Tobias Patzschke</h3>

Tobias Patzschke

Redakteur