„Die Champions League ist Teil des Vollprogramms“

von | 15. April 2011

Das ZDF überträgt ab der Saison 2012/13 für drei Jahre die Fußballspiele der UEFA Champions League. Die millionenschweren Übertragungsrechte ersteigerte Das Zweite im Wettstreit mit dem bisherigen Rechteinhaber Sat.1. Fragen zur aufgekommenen Kritik beantwortet ZDF-Pressesprecher Walter Kehr im Gespräch mit medienMITTWEIDA.

„Nicht die Champions League allein, sondern das Gesamtprogramm ist Grundversorgung“, betont ZDF-Pressesprecher Walter Kehr gegenüber medienMITTWEIDA und weist somit jegliche Kritik ab. Ein Vollprogramm beinhalte Information, Bildung und Unterhaltung. Teil der Unterhaltung sei der Spitzensport und damit auch die UEFA Champions League. Kehr räumte im Interview mit medienMITTWEIDA ein, dass Fußballübertragungen zwar nicht allein Grundversorgung seien, aber durchaus Teil des Vollprogramms. Somit erfülle das ZDF seinen Sendeauftrag und Bestandteil davon könne auch die Champions League sein.

Hohe Summen, attraktives Programm und keine Werbung

Bis zu einem Betrag von 54 Millionen Euro reichten die Spekulationen um den Preis, den das ZDF jährlich für das Rechtepaket aufbringen muss. Hinzu kommen hohe Produktionskosten. Dem widerspricht ZDF-Pressesprecher Kehr vehement. Diese Zahl sei definitiv zu hoch und entspreche nicht der Realität. „Es ging nicht allein um das Geld, sondern es ging um das Programmkonzept“, erläutert Kehr.

Die UEFA soll mit der Umsetzung der Champions League bei Sat.1 nicht mehr zufrieden gewesen sein, berichtete die Süddeutsche Zeitung berichtete. Immerhin verzichten die Repräsentanten der UEFA zugunsten des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders von 2013 an grundsätzlich auf Sponsoring nach 20 Uhr. Das ZDF ist an die Auflage des neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrags gebunden. Das kommt den Zuschauern zu Gute, die in der so genannten Prime-Time zukünftig keine Sponsoringhinweise oder Werbung mehr sehen müssen.

Sat.1 will Klage erheben

Kontrovers wurde öffentlich diskutiert, ob für die Ersteigerung der Champions-League-Rechte hohe Summen öffentlich-rechtlicher Gebühren verwendet werden dürften. Besonders der abgelöste Champions-League-Sender Sat.1 empörte sich, dass es ein ungleiches Bieterverfahren gewesen sei, mit dem Verweis darauf, dass der Privatsender die Summe für die Fußballrechte über Werbeeinnahmen refinanzieren müsse. Währenddessen könne das Zweite mit den Rundfunkgebühren im Rücken aus dem Vollen schöpfen. Es handele sich um Wettbewerbsverzerrung, lautete wiederholt der Vorwurf der Privatsender an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Sat.1 prüft unterdessen die Erfolgschancen einer Klage gegen das ZDF. Andreas Bartl, TV-Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG und Sat.1-Geschäftsführer, sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der Sender werde alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen. Zudem werde sich Sat.1 um andere Spitzenfußballrechte bemühen. „Die Klage ist des Kaufmanns Morgengruß“, entgegnet ZDF-Sprecher Kehr gegenüber medienMITTWEIDA gelassen und mit leichter Ironie. Gleichfalls erteilte er den Erfolgsaussichten des Privatsenders in einem möglichen Rechtstreit eine deutliche Absage.

<h3>Holger Schuchardt</h3>

Holger Schuchardt