Anonymität Fehlanzeige

von | 31. Mai 2011

"Twitter" hat die Daten eines englischen Users nach einer kalifornischen Gerichtsentscheidung weitergegeben. Der User soll in seinem Schmähblog Mitarbeiter und Politiker eines englischen Bezirks beleidigt haben. Auch der Fußballer Ryan Giggs verlangt die Herausgabe von Nutzerdaten. Im sozialen Netzwerk wurde über seine vermeintliche Affäre berichtet.

Jetzt hat auch „Twitter“ Nutzerdaten gegenüber Behörden offengelegt. Ahmed Khan, parteiloses Ratsmitglied aus South Shields, soll den Blog „Mr. Monkey“ betrieben haben. In diesem soll er Interna aus einem englischem Bezirk ausgebreitet und Verantwortliche diffamiert haben. Für den Gemeinderat von South Tyneside aus South Shields war dies Grund genug, die Herausgabe von „Twitter“-Daten zu verlangen, die dem Betreiber des Blogs zugerechnet werden. Vor einem kalifornischen Gericht bekam der Kläger die Daten zugesprochen, Ahmed Khan bestreitet jedoch die Vorwürfe.

Laut Spiegel Online stört den Beschuldigten Ahmed Khan vor allem, dass der Gemeinderat nun Zugriff auf seine privaten Nachrichten bei „Twitter“ hat. Darunter seien auch Nachrichten von befreundeten „Whistleblowern“. Kahn bestreitet, als „Mr. Monkey“ etwas über den Fall geschrieben zu haben. Er kritisiert das behördliche Vorgehen als übertrieben. Dabei hatte ihn „Twitter“ sogar davon informiert, dass seine Daten weitergegeben werden sollen, wogegen sich Khan aus Angst vor hohen Gerichtskosten nicht wehrte.

Fußballer versucht per Pressegesetz „Twitter“-Nutzer ruhigzustellen

Die Herausgabe von Nutzerdaten über „Twitter“ zu erwirken, versucht derzeit auch der walisische Fußballer Ryan Giggs. Dem verheirateten Profisportler wird eine Geliebte nachgesagt. Jedoch dürfen die britischen Medien darüber nicht berichten, da Giggs gerichtlich eine sogenannte „Super Injunction“ erreicht hat. Diese gerichtliche Verfügung entspricht nicht nur einem Berichterstattungsverbot, ebenso darf auch über das Verbot an sich nichts geschrieben werden. Eigentlich hätte also niemand etwas über die Affäre erfahren dürfen. Doch bei „Twitter“ wurde trotzdem spekuliert und die vermeintliche Affäre thematisiert. Nun ist Giggs auf der Suche nach den Personen hinter den verantwortlichen „Twitter“-Accounts, die die Einschränkung der Pressefreiheit nicht beachteten. Die Entscheidung des verantwortlichen Londoner Gerichts steht noch aus.

Anfangs kümmerte sich kaum jemand um die Liebelei selbst oder das komplette Berichterstattungsverbot. In Großbritannien wehren sich Prominente nämlich öfter gegen unliebsame Artikel mittels „Super Injunction“. Allerdings werden durch diese Rechtspraxis auf der anderen Seite auch journalistisch hochwertige Enthüllungen verhindert. Nun wird in Großbritannien wieder stark über diese Rechtslage diskutiert. Auch „Twitter“-Nutzer, die in Verbindung mit Wikileaks gebracht werden und eine Herausgabe ihrer Daten befürchten, wehren sich dagegen.

<h3>Steve Martin</h3>

Steve Martin