„Anonymous“ schadet rechten Aussteigern

von | 10. Januar 2012

Mit der Veröffentlichung von Personendaten verschärft „Anonymous“ die eigene Kampagne gegen Rechts. Damit greifen die Aktivisten zu falschen Mitteln, kommentiert Stephanie Knobus.

Die neuste Offenlegung der „Anonymous“-Gruppierung ist ein nutzloses Mittel im Kampf gegen die strukturierte Organisation der „NPD“-Anhänger. Bei der „Anonymous“-Kampagne „Operation Blitzkrieg“ war es den Aktivisten zu wenig, die rechten Parteien und ihre Unterstützer direkt anzugreifen, wie in früheren Aktionen gegen Politik und Wirtschaft. Durch die Aktion verursacht „Anonymous“ sogar selbst Schaden. Für eine Veröffentlichung von Name, Post- und E-Mail-Adresse ist kein rechtes Gedankengut nötig. Der Kauf eines Kleidungsstückes einer dem rechten Spektrum zuzuordnenden Marke reicht.

Die Betroffenen sind durch die Veröffentlichung sozial gebrandmarkt. So suchen die Betroffenen noch mehr den Kontakt zu Gleichgesinnten. Eine später mögliche soziale Wiedereingliederung wird somit fast unmöglich. Wie sollen Personen von ihrer Überzeugung umgestimmt werden, wenn sie öffentlich bloßgestellt wurden? Wenn die Personen irgendwann ihre Ideologie überdenken, sind sie im Internet immer noch als „NPD“-Unterstützer verzeichnet. Eine zweite Chance wird ihnen somit verwehrt.

Fehlende interne Organisation

Die Methoden der Aktivisten von „Nazi-Leaks.net“ sind nicht wirklich erfolgreich. Dennoch gab es bereits Hacker-Angriffe auf die Plattform. Dabei gehören nicht nur „NPD“-Mitglieder zu den Angreifern. Auch manche „Anonymous“-Aktivisten sind gegen „Nazi-Leaks.net“. Die Gruppe hat es definitiv nötig, sich besser zu organisieren.

Dass „Nazi-Leaks.net“ gerade einmal aus fünf bis zehn Personen besteht, verdeutlicht, dass die Gruppe nicht repräsentativ für „Anonymous“ ist. Im Kampf gegen den Rechtsextremismus bedarf es nicht nur der Arbeit einer kleinen Aktivistengruppe, die Gesellschaft muss aktiver werden. Die Probleme sind nicht mehr teilnahmslos zu verdrängen, das wurde spätestens durch die von der Zwickauer Terrorzelle verübten Morde gezeigt.

Rechtsradikalismus ist ein echtes Problem und sollte nicht zur Aufgabe einer halblegal operierenden Hackergruppe werden. Alle Bevölkerungsschichten müssen sich mehr gegen Rechtsextremisten einsetzen und das Engagement nicht unbekannten, maskierten Personen überlassen. Wird zukünftig der Widerstand einer kleinen Gruppe überlassen, bleiben die Probleme bestehen, denn von der Couch aus kann nichts verändert werden.

<h3>Stephanie Knobus</h3>

Stephanie Knobus