Ausverkauf bei „Holtzbrinck“

von | 2. Dezember 2011

Stefan von Holtzbrinck will 51 Prozent der Anteile am Konstanzer „Südkurier“ an die „Mediengruppe Pressedruck" verkaufen. Die Abgabe von Printtiteln scheint Strategie geworden zu sein.

Am 21. November teilte das Unternehmen aus Stuttgart mit, dass die „Mediengruppe Pressedruck“ 51 Prozent der Anteile am „Südkurier“ bekommt. „Holtzbrinck“ selbst bleibt Minderheitsgesellschafter. Stefan von Holtzbrinck sprach bei „Südkurier.de“ von einem idealen Partner. Die Zustimmung des Bundeskartellamtes steht allerdings noch aus. Ob ein weiterer Grund für den Verkauf der Anteile die rückläufigen Verkaufszahlen der Konstanzer Zeitung sind, ist ungewiss. Fest steht aber, dass die verkaufte Auflage laut „IVW“ in den letzten Jahren um fast sieben Prozent zurückging. Im selben Zeitraum steigerten sich lediglich die „sonstigen Verkäufe“, also etwa vergünstigte Abonnements, um über 20 Prozent.

Holtzbrinck verkleinert Printsektor systematisch

Der Verkauf des „Südkuriers“ ist jedoch kein Einzelfall bei der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“. Das viertgrößte deutsche Medienunternehmen, das im Jahr 2010 einen Umsatz von 2,25 Milliarden Euro erzielte, gab seit 2007 fünf Subunternehmen aus dem Printsektor an andere Unternehmen ab. Die „Mediengruppe Pressedruck“ hatte sich schon im April 2011 im Portfolio der „Holtzbrinck“-Gruppe bedient und die mehrheitlichen Anteile der „Main Post“ übernommen. Der Verkauf der regionalen Abo-Zeitung soll der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“ damals nach Angaben von „Horizont.net“ bis zu 150 Millionen Euro eingebracht haben.

Bei Dieter von Holtzbrincks Ausscheiden aus der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“ im Jahr 2006 vereinbarten die Geschwister, die Auszahlung über einen längeren Zeitraum vorzunehmen. Damit der Verlag den Spielraum in der Anzeigenkrise sichern konnte, wurden die ausstehenden Zahlungen für Dieter von Holtzbrinck durch die Übertragung mehrerer Printmedien getilgt. So erhielt Dieter von Holtzbrinck zum 1. Juni 2009 von seinem Halbbruder Stefan 100 Prozent der Anteile an der „Verlagsgruppe Handelsblatt“ und der „Berliner Tagesspiegel-Gruppe“, sowie eine 50 prozentige Beteiligung am „Hamburger Zeit-Verlag“.

Der Anteil des Zeitungs- und Magazinverkaufs am Gesamtumsatz der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“ ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Während das Unternehmen 2007 noch einen Umsatz von 1.025 Millionen Euro erwirtschaftete, sank selbiger auf 539 Millionen Euro im Jahr 2010. Das entspricht einem Rückgang von 17,3 Prozent am jeweiligen Gesamtumsatz des Konzerns. Der Anteil des Printumsatzes in der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“ könnte sich allerdings in den nächsten Jahren wieder erhöhen. „Ich habe Vorkehrungen getroffen, so dass die Verlage nach meiner verlegerischen Tätigkeit zur Verlagsgruppe zurückkommen könnten“, sagte der 70-jährige Verleger, Stefan von Holtzbrinck im „Handelsblatt.de“-Interview.

Digitale Zukunft des früheren Print-Konzerns

Der jetzt angedachte Verkauf des „Südkuriers“ ist ein weiterer Schritt in der Digitalisierungsstrategie der „Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck“. Der Konzern hat unter anderem in „Wooga“, „Helpster.de“ und „Lieferheld.de“ investiert. 2007 machten die digitalen Medien einen Umsatz von 177,3 Millionen Euro. Drei Jahre später waren es 213,7 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von 20,5 Prozent. Trotz dieser Strategie versuchte der Verlag zuletzt seine sozialen Netzwerke „StudiVZ“, „MeinVZ“ und „SchuelerVZ“ zu verkaufen. Allerdings ohne Erfolg: es fand sich kein Investor für die „VZnet Netzwerke“.

Ob es in Zukunft weitere Verkäufe von Printtiteln bei „Holtzbrinck“ geben wird, ist unklar. 2009 sagte Stefan Holtzbrinck in einem Interview mit „Handelsblatt.de“, dass er nicht das Ziel habe, die Verlagsgruppe zu einem reinen Internetkonzern zu machen. „Wir werden immer auch ein Printunternehmen sein“, sagte der 48-Jährige. Die Betonung dabei lag wohl auf „auch“.

<h3>Selvim Anna Yüzgülen</h3>

Selvim Anna Yüzgülen