Belästigen mittels Mausklick

von | 8. Februar 2010

Das Nachstellen via Internet und Handy wird immer bedeutender. Es macht inzwischen rund die Hälfte aller Stalking-Fälle aus. Betroffen sind hauptsächlich Frauen. Die Folgen sind massiv und können das Opfer noch lange verfolgen.

40 Prozent. So groß ist mittlerweile der Anteil des sogenannten Cyber-Stalkings an den gesamten Stalking-Fällen. Seit Jahren steigt dieser Anteil. Ein besonders beliebter Platz zum Nachstellen ist mittlerweile das Internet geworden. Die Spannweite reicht von der Veröffentlichung intimer Fotos bis zum Hacken des ICQ-Accounts, über den dann diskreditierende Botschaften verschickt werden.

Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie das Stalking des 21. Jahrhunderts aussieht. Wegen Stalkings, Schwarzsurfen und falscher Verdächtigung wurde vor kurzem eine 29-jährige Hamburgerin verurteilt. Als Medium hatte sie sich des Social Networks studiVZ bedient. Mittels drei Scheinidentitäten manipulierte sie ihren Ex-Freund und seine Freundin. Ihr erster Schritt bestand darin, mittels eines weiblichen Fake-Accounts Kontakt zu der neuen Freundin ihres Ex herzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Das gelang der Verurteilten. Mit den Informationen, die sie nun von ihr bekam, diskreditierte sie sie mit einer männlichen Scheinidentität. Schlussendlich schaffte sie es sogar, ihrem Ex-Freund glaubhaft zu machen, dass seine neue Freundin neulich sein Auto beschmiert habe. Dieser trennte sich daraufhin von ihr und zeigte sie an. Der Plan der Hamburgerin scheiterte aber, da sie Spuren im Internet hinterlassen hatte, die sie am Ende überführten.

Die Möglichkeiten sind vielfältig

Dieses Beispiel zeigt, dass aufgrund der technischen Entwicklung Stalking heutzutage mehr ist, als das bloße Verfolgen des Opfers oder das Ausüben von Telefonterror. Beim Cyber-Stalking sind hauptsächlich Frauen betroffen. 86 Prozent aller Opfer sind weiblich. Das liegt unter anderem daran, weil Frauen während einer Beziehung unvorsichtiger mit wichtigen Passwörtern umgehen und diese somit auch dem Partner bekannt werden. Desweiteren verfügen meist die Männer über die technischen Fertigkeiten um die neuartigen Methoden der Überwachung zu nutzen und so das Opfer zu stalken. Von Handyortung über SMS-Weiterleitung auf das eigene Handy bis hin zu Diensten, die Telefonate mitschneiden, lassen sich in den Weiten des Internets zahlreiche Möglichkeiten finden, um einer Person nachzustellen.

Auswirkungen für die Ewigkeit

Die Folgen von Cyber-Stalking stehen denen durch gewöhnliches Stalking in keiner Weise nach. „Die Folgen von digitaler Gewalt sind massiv“, so Angela Wagner, Beraterin beim Frauennotruf Frankfurt am Main, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Besonders die Langlebigkeit ist ein schwerwiegender Faktor. Während dem gewöhnlichen Nachstellen durch eine Verurteilung des Stalkers meist ein Riegel vorgeschoben werden kann, bleiben manche Auswirkungen von Cyber-Stalking mit unter für die Ewigkeit. Einmal im Internet veröffentlichte und weiter verbreitete intime Bilder, bekommen die Betroffenen oft nur noch schwer aus den Weiten des World Wide Webs getilgt. Sogenannte „Reputation Defender“ haben sich mittlerweile darauf spezialisiert, Rufschädigungen aus dem Internet zu löschen. Diese Dienste sind jedoch kostenintensiv und versprechen keine 100-prozentige Erfolgsaussicht. Angela Wagner fordert dazu auf, sich bei Cyber-Stalking sofort zur Wehr zu setzen, sonst werde der Täter immer weiter machen. „Man kann eigentlich immer etwas gegen digitale Gewalt ausrichten“, macht Wagner den Betroffenen Mut.

<h3>Oliver Schleicher</h3>

Oliver Schleicher