Ein unwillkommenes Geschenk

von | 26. Januar 2012

Anlässlich des Jubiläums der „Bild“, plant die „Axel Springer AG“ im Juni jedem Haushalt eine Ausgabe des Boulevardblattes zu liefern. Die Aktion stößt jedoch auf wenig Gegenliebe.

Egal ob „Bild“-Leser oder nicht, am 23. Juni 2012 möchte die „Axel Springer AG“ jeden deutschen Haushalt mit einem Exemplar der größten deutschen Tageszeitung beschenken. Anlass ist der 60. Geburtstag des Blattes am darauffolgenden Tag. Allerdings begrüßt nicht jeder Deutsche diese Werbeaktion. Auch wenn die „Bild“ immer noch die meistverkaufte Tageszeitung Deutschlands ist, distanzieren sich viele Menschen von dem Blatt.

In dem Blog von „lifesoundsreal“ heißt es sogar: „Ich finde das milde gesagt eine grobe Unverschämtheit, dass ich eine hirnlose, volksverblödende und journalistisch tieffliegende Zeitung zugestellt bekomme.“ Die zahlreichen Kommentare auf den „Google+“– und „Facebook“-Seiten des Mediendienstes „Kress“ zeugen ebenfalls von dem Unmut über das nicht erwünschte Geschenk. „Die Angst davor mit der ‚Bild‘-Zeitung in der Hand erwischt zu werden, während ich mich vom Briefkasten zur Mülltonne bewege, quält mich jetzt schon. Ich werde sie am Besten heimlich in ein Pornoheft einwickeln“, heißt es dort in einem Kommentar. Doch neben der generell negativen Haltung vieler gegenüber dem Boulevardblatt gibt es noch weitere Gründe, warum diese Aktion polarisiert.

Eine berechtigte Werbeaktion?

Auch wenn es sich hierbei um eine Werbeaktion handelt, sollen die Gratis-„Bild“-Zeitungen auch Werbeverweigerer erhalten. Ein Aufkleber, der darauf hinweist, dass Werbung unerwünscht ist, reiche nicht, schreibt der Anwalt Andreas Schwartmann in seinem Blog. Er verweist hierbei auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm vom 14. Juli 2011. Das Urteil besagt, dass ein „Keine Werbung“-Aufkleber auf dem Briefkasten nicht für Anzeigenblätter und kostenlose Zeitungen gilt. In den Entscheidungsgründen heißt es: „Die auf Werbeprospekte bezogene ablehnende Willensbekundung ist dabei nicht so auszulegen, dass den betreffenden Verbrauchern auch Anzeigenblätter mit redaktionellem Teil als solche unerwünscht wären.“ Bürger, die die kostenlose „Bild“ nicht erhalten möchten, sollten also auch darauf achten, dass die Aufkleber auch Gratiszeitungen und Werbeblätter als unerwünscht deklarieren.

Profitable Aktion

Allein in den letzten sieben Jahren hat die „Bild“ ungefähr eine eine Million Leser verloren. Dennoch ist sie immer noch die meistverkaufte Tageszeitung der Bundesrepublik. Mittlerweile ist die „Bild“ sogar hinter die Drei-Millionen-Marke gefallen. Im vierten Quartal 2011 brachte es das Blatt laut „IVW“ auf ein Minus von 198.149 bei der verkauften Auflage gegenüber dem Vorjahr. Grund genug, gründlich die Werbetrommel zu rühren. Durch die kostenlose „Bild“-Zeitung erhofft sich der Verlag nicht nur die Akquisition neuer Kunden sondern auch die Erhöhung von Auflage und Reichweite.

Um diese Sonderausgabe auch bezahlen zu können, werben die „Springer“-Angestellten bereits für Werbebuchungen. Das Zwangsgeschenk soll in Deutschland 41 Millionen Haushalte erreichen. Mit dieser riesigen Auflage steigt aber auch der Anzeigenpreis für den Werbekunden. Eine ganzseitige Anzeigeseite erreicht den Rekordpreis von vier Millionen Euro. Eine ganzseitige Anzeige in der „Bild“ kostet normalerweise 432.455 Euro – ohne eventuelle Rabatte gerechnet.

<h3>Christina Mothes</h3>

Christina Mothes