Stephen King „Shining“: Beängstigende Erinnerungen aus Kindertagen

von | 6. Dezember 2013

Seit mehreren Wochen wird das „Blogstöckchen“ zweier Medienstudenten zwischen Bloggern hin und her geworfen. Den Aufhänger lieferte ihnen das diesjährige Medienforum-Panel „Shades of Books“. Jetzt habe ich das Holz in […]

Seit mehreren Wochen wird das „Blogstöckchen“ zweier Medienstudenten zwischen Bloggern hin und her geworfen. Den Aufhänger lieferte ihnen das diesjährige Medienforum-Panel „Shades of Books“. Jetzt habe ich das Holz in der Hand und schwelge in alten Erinnerungen. Ich stelle mir also die Frage, welches Buch ich im zarten Alter vielleicht nicht hätte lesen sollen und ob eine FSK-Kennzeichnung für Bücher sinnvoll wäre.

„Wenn du mein Zimmer betrittst und ich nicht da bin, klatscht es!“ Eigentlich war an der Ansage meines Bruders damals nicht viel falsch zu verstehen – naja, eigentlich. Denn verbotene Früchte schmecken ja bekanntlich besonders süß und so nutzte ich ein ums andere Mal mit Herzklopfen die Gelegenheit, dieses unerlaubte Reich zu erkunden. Besonders die bunten Cover seiner PlayStation-Spiele und der Bücher taten es mir immer an. Ganz besonders aber ein Buch, das wochenlang neben seinem Bett lag. Stephen Kings „Shining“. Was, ohne Englischkenntnisse ausgesprochen, für mich damals nach einer chinesischen Stadt klang, sollte sich aber schnell als alles andere als eine spannende Geschichte über Drachen herausstellen.

Ich fing an, in den ersten Seiten zu stöbern und erfuhr, dass Danny Torrance der Held dieses Buches ist. Sein Vater Jack hat keinen Job mehr, deswegen muss Danny mit ihm und der Mutter in ein abgelegenes Hotel ziehen, irgendwo hoch oben in den Rocky Mountains – einem vom Rest der Welt abgeschnittenen Ort. Das Hotel ist voller langer Korridore und besitzt einen alten, knarrenden Fahrstuhl. Die Fensterläden sind ständig zugeschneit. Dann hörte ich schon die Wohnungstür – mein Bruder kam zurück. Schnell raus aus seinem Zimmer und im großen Lexikon erstmal nach den „Rocky Mountains“ suchen.

Von Tag zu Tag erfuhr ich so mehr über die Geschichte von Danny, der im „Overlook“-Hotel entdeckt, dass er eine besondere Fähigkeit hat: Das Shining. Er kann Vergangenes miterleben und sieht, wie Menschen früherer Zeiten im Hotel umgebracht werden. Ich musste lesen, wie sie brutal abgeschlachtet werden und das Blut in alle Ecken spritzt. Schließlich ist auch noch vom Geist einer Verstorbenen die Rede, die Danny anzugreifen versucht. Als eines Tages dunkle Kräfte vom Vater Besitz ergreifen, flüchtet Danny mit seiner Mutter. Sein Vater kommt kurz darauf bei einer Explosion ums Leben.

Ich war geschockt, konnte nicht glauben, was ich da gelesen habe. Ist das wirklich passiert? Der, der das geschrieben hat, hat er das wirklich erlebt? Nicht, dass ich auch irgendwann ein Shining bekomme und Papa böse wird und stirbt. Nach einigen Albträumen hätte ich mir gewünscht, das Buch nie in die Hände bekommen zu haben. Und tatsächlich müssen sich Buchverlage und Gesetzgeber auch heute noch fragen, warum sie einen Jugendschutz wie bei Filmen für unnötig halten. Der Film zum Buch ist übrigens ab 16 Jahren freigegeben. Ich war damals neun oder zehn.

Ich bedanke mich für den kreativen Anstoß bei Bloggopolis und möchte das „Buchstöckchen“ nun an Eike Rösch weitergeben.
medienMITTWEIDA freut sich auf viele weitere interessante Geschichten.

Text: Thomas Kraftschenko, Grafik: Philipp List

<h3>Felix Kraneis</h3>

Felix Kraneis

Stellv. Chefredakteur