„Ich arbeite in meiner Freizeit ständig an neuen Videos“

von | 11. September 2014

YouTuber sitzen vor ihren Kameras und quatschen über dieses und jenes. Doch dahinter steckt viel mehr Arbeit, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Wir haben uns mit einem […]

YouTuber sitzen vor ihren Kameras und quatschen über dieses und jenes. Doch dahinter steckt viel mehr Arbeit, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Wir haben uns mit einem Kanal-Betreiber unterhalten und ihn gefragt, wie sein Leben in der YouTube-Welt aussieht.

YouTube ist heutzutage bei vielen im Gebrauch, die meisten nutzen diese Plattform als Musikplaylist oder um sich beispielsweise die Funktionen des neuen Laptops erklären zu lassen. Jedoch gibt es inzwischen eine stark gewachsene Community im Bereich Lifestyle und Comedy. „Videos von sich machen“ ist ein richtiger Beruf geworden und nennt sich YouTuber. Die Macher zeigen sich selbst beim Onlinespiel-Konsum, also sogenannten „Lets Plays“, beim Reisen, bekannt als „Follow Me Around“, oder sie quatschen einfach über ihr privates Leben in einem „Vlog“.

Die meisten YouTuber in Deutschland beginnen diesen Job mit 15 bis 17 Jahren, wie zum Beispiel „Dagibee“, „BibisBeautyPalace“ und „MaryM.“. Dabei haben sie selten das große Geld im Hinterkopf. Sie sehen YouTube als Hobby, zumindest lassen sie das ihre Community glauben. Jedoch werden sie ab einer Abonnentenzahl von circa 10.000  für Werbepartner und ein sogenanntes Netzwerk interessant und können mit Geld verdienen.

Bis vor kurzem war der größte deutsche Kanal der des Comedy-Trios „Y-Titty“. Das YouTube-Magazin starsofvideo.de berichtete jedoch, dass sie im Juni durch den LetsPlayer „Gronkh“ an der Spitze der YouTube-Charts abgelöst wurden. Eine Abonnentenzahl von bis zu einer Million Menschen ist in Deutschland keine Seltenheit. Gronkh beispielsweise hat mittlerweile mehr als drei Millionen Abonnenten und lädt, laut eigener Kanalinfo, täglich neue Videos hoch. Wer sich seine neusten Videos anschaut, erkennt aber auch, dass teilweise täglich im zwei Stunden Takt neue Videos online gehen. Die Jungs von Y-Titty nähern sich derzeit einer Abonnentenzahl von drei Millionen.

Da die YouTuber selbst sehr oft sehr viel von ihrem Leben preisgeben und auch immer mehr von ihnen verlangt wird, haben inzwischen auch viele erzählt, wie das Leben eines YouTubers so abläuft.

In dieser Folge des Formats „Ramble“ von den YouTubern „Dner und Izzi“ erzählen sie, dass es eben nicht nur einfach vor die Kamera setzen und ein bisschen was erzählen ist.

Nicht nur vor der Kamera sitzen

Ein YouTuber-Leben fordert sogar sehr viel Selbstdisziplin. Viele Jugendliche wollen YouTuber werden und denken, sie können schnell viel Geld verdienen. Auch wenn ein Video, bei dem sich jemand vor die Kamera setzt und spricht, relativ unspektakulär aussieht, steckt sehr viel Arbeit dahinter. Es gibt keinen Chef und keine geregelten Arbeitszeiten. Das, was bei einer Fernsehproduktion ein Team von mehreren Angestellten erledigt, muss der YouTuber meist alleine machen. Zusätzlich gehört eine Konzeptausarbeitung, die Drehort-Suche sowie das Erlernen und der Umgang mit diverser Technik zu den Aufgaben dazu. Nach dem Dreh folgt schließlich noch der teilweise sehr aufwendige Schnitt des Videos. Viele YouTuber zeigen in ihren „Vlogs“, wie sie um 02:00 oder 03:00 Uhr nachts noch eine Aufnahme machen oder schneiden, so zum Beispiel auch „Dner“ in seinem Video „Ein Tag im Leben von Dner“. Das hat mit dem Leben eines normalen Teenagers diesen Alters wenig gemein. Zusätzlich dazu werden am Wochenende meist Videos mit den Kollegen aus dem eigenen Netzwerk gedreht.

Ein sogenanntes Netzwerk verbindet und unterstützt ihre Mitglieder und kümmert sich um die Bereiche Marketing und Management der Kanäle. Somit kann der Kanal eine professionelle Ebene erreichen und Geldeinnahmen sowie die Reichweite der Videos erhöhen.

Der YouTuber „DorFuchs“ bechäftigt sich auf seinem Kanal mit Videos über Mathematik und hat rund 38.000 Abonennten. Für medienMITTWEIDA beantwortete er Fragen zu seinem Leben als YouTuber.

Interview mit „DorFuchs

DorFuchs medienMITTWEIDA: Machst du dir Gedanken darüber, dass dich fremde Menschen bei deinem Leben begleiten, beziehungsweise deinen Charakter kennenlernen?DorFuchs: „Ich habe nur vereinzelt Videos, wo ich über mich als Person rede. Meistens geht es in meinen Videos um ein mathematisches Thema und nicht um mich. Das ist vielleicht auch ein Resultat daraus, dass ich eigentlich nicht mich als Person öffentlich präsentieren will, sondern nur über Mathe reden will.“

 

Bist du schon ein Vollzeit-YouTuber oder was machst du außerhalb deiner Arbeit für deinen Kanal?

„Bei mir läuft YouTube sozusagen als Nebenjob zum Studium. Ich arbeite in meiner Freizeit ständig an neuen Videos, aber das hat bei mir nicht oberste Priorität.“

 

YouTube ist, auch wenn es sich viele nicht vorstellen können, ein richtiger Job geworden. Wie viel Zeit am Tag investierst du hierfür?

„Ganz unterschiedlich. In einer Uni-Woche kommt das vielleicht auf eine Stunde am Tag, aber in den Semesterferien können das auch mal acht Stunden am Tag werden – und da lasse ich das im Vergleich zu anderen YouTubern noch sehr ruhig angehen.“

 

Wie sieht dein Alltag als YouTuber aus?

„Ich schau regelmäßig auf meiner Facebook-Seite und in meinen YouTube-Statistiken vorbei, überlege, was ich als nächstes machen kann, schreibe Texte und probiere videotechnisch einiges aus. Und ein Großteil meines YouTuber-Alltags besteht darin, die Videos selbst zu schneiden.“

 

Wie viel Kontakt hast du denn noch zu Freunden, die gar nichts mit YouTube zu tun haben?

„Ich hab eigentlich kaum Kontakt zu anderen YouTubern. Liegt vielleicht auch daran, dass hier in der Region Dresden nicht gerade die YouTube-Hochburg ist. Mein Freundeskreis besteht also eigentlich nur aus Leuten, die YouTube höchstens als Zeitvertreib nutzen.“

 

Was ist deine Meinung zu den YouTube-Netzwerken und den Kollaborationen der YouTuber in einem Netzwerk?

„An sich ist es eine gute Idee, sich gegenseitig als YouTuber zu unterstützen. Allerdings habe ich manchmal eher das Gefühl, dass die Netzwerke da zu sehr bestimmen, wer mit wem zusammenarbeitet. Aber ich selbst hab da keine Erfahrungen, weil ich das Netzwerk eher „nur“ als Absicherung im Rücken hab.“

„LunaDarko“ erzählt in ihrem Aufklärungsvideo über das YouTube-Leben, dass man mit einem aufwendigen Video bis zu einer Woche beschäftigt sein kann. Die Community fordert allerdings inzwischen schon täglich neue Videos ihrer Lieblinge. Immer mehr YouTuber drehen Videos darüber, wie stressig und anstrengend so ein YouTuber-Leben auch sein kann und dass ihr Aufwand zu wenig von der Community geschätzt wird. „Daruum“ muss sich ständig vor ihrer Community für die Art ihrer jüngsten Videos rechtfertigen. Die Masse möchte sie als ewigen Schminkguru sehen, nach fast vier Jahren YouTube möchte sie aber lieber über Dinge sprechen und Städte zeigen, die sie bewegen. In diesem Video erklärt sie, wieso sie gerne ihre Videos nach ihren Vorstellungen gestalten möchte. „Y-Titty“ möchten ebenfalls mehr Verständnis von der Community. Nach acht Jahren brauchen die drei Jungs einmal eine kleine Auszeit, erklärten sie in einem Video im Juli auf ihrem Kanal.

Einigen von ihnen wurde der Vorwurf der Schleichwerbung gemacht, wie im März 2014 im „Tagesspiegel“ zu lesen war. Heute gibt es regelmäßig Shitstorms, weil sich die YouTuber in einem Netzwerk befinden. In diesem können sich die Kanalbetreiber untereinander anfreunden und zum Beispiel gemeinsam Vlogs, Let’s Plays oder Challenges produzieren. Einige der YouTuber, die sich in einem Netzwerk verbinden, nutzen die Kollaboration nur um ihre Reichweite zu erhöhen und ihren Verdienst zu optimieren.

Mit der Professionalisierung von über acht Jahren YouTuber-Geschichte gibt es heute eine gute Alternative zum Mittags-Fernsehprogramm, hinter der viel Businessstrategie steckt. Die YouTuber selbst zeigen aber immer noch viel Liebe zum Detail und vernachlässigen ihre Community nicht, denn jeder Kanal stellt sich selbst dar und ist Herr seiner selbsterschaffenen Marke.

Text: Yasemin Arnold. Grafik Quelle: Screenshot: YouTube-Kanal von „Izzi“.

<h3>Yasemin Arnold</h3>

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