Ein Deutschkurs für Flüchtlinge

von | 22. Oktober 2015

Neues Land – neue Sprache. Für die Asylbewerber ist das Deutschlernen ein erster Schritt in Richtung Integration. Die meisten der bundesweit angebotenen Sprachkurse werden nur durch die Hilfe von Freiwilligen […]

Neues Land – neue Sprache. Für die Asylbewerber ist das Deutschlernen ein erster Schritt in Richtung Integration. Die meisten der bundesweit angebotenen Sprachkurse werden nur durch die Hilfe von Freiwilligen möglich gemacht. Eine dieser freiwilligen HelferInnen ist Mirjam Gall, Studentin der Hochschule Mittweida. Sie unterstützt in ihrer Freizeit einen Deutschkurs in ihrer Heimat Bayern. 

Die Flüchtlingspolitik hat eine wichtige Bedeutung für Deutschland bekommen. In vielen Städten und Kommunen wurden Hilfesuchende untergebracht. So auch in Mittweida. Ähnlich sieht es in Oberbayern aus. Dort organisiert das Landratsamt unter anderem Deutschkurse, um den zahlreichen Flüchtlingen die Integration zu vereinfachen. Die Mittweidaer Studentin Mirjam Gall (20, 3. Semester Medienmanagement) engagierte sich bei dieser Maßnahme ehrenamtlich. Im Interview mit medienMITTWEIDA berichtet sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

medienMITTWEIDA: Wie bist du darauf gekommen, Flüchtlingen mit Deutschkursen zu helfen?

Da hat eine Freundin mich drauf gebracht, als wir uns allgemein über die Flüchtlingspolitik unterhalten haben. Ihr wurde beim Landratsamt gesagt, dass ein Deutschkurs angeboten wird und hat dabei geholfen. Dabei erzählte sie mir, dass es ziemlich cool war. Beim zweiten Mal hat sie mich mitgenommen.

medienMITTWEIDA: Wie sieht so ein Deutschunterricht aus?

Bei der ersten Einheit war es so, dass grundsätzliche Sachen wie „Wie geht‘s dir?“, „Wie heißt du?“, „Wo kommst du her?“, „Hallo“, „Tschüss“, usw. beigebracht wurden. Dann wird auf das Alphabet eingegangen. Da gibt es auch extra Hefte mit einem Lernplan. Das ist professionell aufgezogen und strukturiert – da ist wirklich ein Konzept dahinter. Viele Wortspiele, Bilder und das Nachsprechen sind die besten Möglichkeiten. Das kann ganz lustig werden, wenn man der ganzen Familie das Wort „Tasse“ beibringen möchte und sie das doppelte S nicht richtig aussprechen können. Die freiwilligen Helfer versuchen auch auf jeden Einzelnen einzugehen, dass wir mit jedem auch einzeln reden können.

 „Das ist eigentlich voll cool, die meisten wollen die Sprache auch begeistert lernen, besonders die Kinder. Krass, wie schnell die das lernen. Ich wüsste nicht, ob ich so schnell arabisch lernen könnte.“

medienMITTWEIDA: Habt ihr Dolmetscher bei euch, die übersetzen können, wenn ihr an eure Grenzen stoßt?

Dolmetscher haben wir nicht da. Klar stößt man auch oft an Grenzen, wie zum Beispiel mit den Umlauten oder dem Unterschied zwischen „Du“ und dem förmlichen „Sie“, da so was nicht wirklich selbstverständlich ist. Da kann dann auch manchmal der Geduldsfaden reißen, aber das geht schon, denn die meisten bemühen sich wirklich, uns zu verstehen und andersrum.

medienMITTWEIDA: Wie viele Leute sind in einem Kurs und gibt es ausgebildete Lehrer, die mit den freiwilligen Helfern den Kurs leiten? 

Zwischen 30 und 40 Asylbewerber sind in einem Kurs. Die Lehrerin, die den Kurs ins Leben gerufen hat, macht das schon professionell – aber vollkommen auf freiwilliger Basis – und die weiß, wo es lang geht und wir sind dann ihre „Helferlein“. Meistens ist sie mit zwei bis drei Freiwilligen vor Ort.

medienMITTWEIDA: Wie werden die Kurse angenommen? Kann man sich darunter eine typische Schulklasse vorstellen – vom „Voll-Engagierten“ bis zu den Schülern, die nicht wirklich Lust haben?

Zuerst muss man ja sagen, dass der Kurs komplett freiwillig ist. Keiner muss dahin gehen. Es ist auch so, dass einige Flüchtlinge mehr da sind und andere weniger. Und es kommen immer mal neue Gesichter, aber es gehen auch wieder welche. Klar gibt es Leute, die total engagiert sind und unbedingt wollen. Grundsätzlich engagieren sich aber alle.

 „Wie der eine Masterstudent, der gar nicht mehr aufhören wollte, weil er unbedingt die Aussprache noch wissen wollte von den Umlauten usw. Dann gibt es natürlich auch welche, die machen schon was, sind aber nur etwas zurückhaltender.“

medienMITTWEIDA: Würdest du die Kurse weiter regelmäßig unterstützen wollen?

Klar. Ich will mich auf jeden Fall erkundigen, ob man auch in Mittweida in Richtung Deutschkurs etwas machen kann.

 Auch Mittweida beherbergt seit Ende August Flüchtlinge. Ein Interview mit einem oder einer hiesigen FlüchtlingshelferIn folgt.

Wer ebenfalls helfen möchte, kann sich im Informationszentrum T9 am Technikumsplatz in einer Ehrenamtsbörse registrieren lassen.

Text: Rebekka Kundt. Interview & Beitragsbild: Johannes Pursche.

<h3>Rebekka Kundt</h3>

Rebekka Kundt

Ich studiere Medienmanagement an der Hochschule Mittweida und bin ein Teil der Newsfabrik.