Diät für die Geldbörse: Das Smartphone lernt Bezahlen

von | 18. Juli 2013

Das Smartphone als mobile Geldbörse erobert die Supermärkte. Neue Bezahlmethoden wie QR-Codes und die NFC-Technologie sollen den Einkauf zukünftig erleichtern. Dennoch hat Sicherheit beim Geldtransfer stets oberste Priorität.  Samstagmorgen und […]

Zukünftig bezahlen wir mit dem Barcode in der EDEKA-App.

Zukünftig bezahlen wir mit dem Barcode aus der EDEKA-App.

Das Smartphone als mobile Geldbörse erobert die Supermärkte. Neue Bezahlmethoden wie QR-Codes und die NFC-Technologie sollen den Einkauf zukünftig erleichtern. Dennoch hat Sicherheit beim Geldtransfer stets oberste Priorität. 

Samstagmorgen und mein Kühlschrank ist leer. Wie ärgerlich. Denn gerade zum Beginn des Wochenendes sind die Supermärkte überfüllt und an den Kassen bilden sich bekanntlich lange Schlangen mit randvollen Einkaufswägen. Also heißt es hinten anstellen und warten. Dann funktioniert auch noch die EC-Kartenzahlung eines Kunden vor mir nicht problemlos. Die Karte konnte beim ersten Versuch nicht gelesen werden. Das dauert mir einfach viel zu lange hier.

Das Smartphone als virtuelle Geldbörse

Dabei kann das Bezahlen heute doch so schnell und unkompliziert sein: „Das Smartphone wird zukünftig als Bezahlinstrument reales und auch virtuelles Einkaufen stark vereinfachen“, so Rolf Lange, Leiter der EDEKA-Unternehmenskommunikation. Das Unternehmen bietet seinen Kunden mittels einer kostenlosen App die Zahlung via Barcodegenerierung an. Dazu muss ich die in der App integrierte Bezahlfunktion aktivieren, den personalisierten PIN eingeben und anschließend den generierten Barcode, der lediglich meine Kontodaten in verschlüsselter Form enthält, an der Kasse einscannen lassen. Im Hintergrund wird dann der entsprechende Geldbetrag vom zuvor angegebenen Konto abgebucht. Fertig ist mein Bezahlvorgang.

Beim Bezahlen funkt‘s

„Die Gesellschaft wird immer digitaler, der Smartphone-Boom bleibt ungebrochen und neue Technologien erobern den Markt“, erklärt Ralf Opalka, Pressesprecher des Telekommunikationsunternehmens „Telefónica Deutschland“, zu dem auch die Marke O2 zählt. Mit der mobilen Bezahltechnologie „mpass“ von O2, die auf dem Übertragungsstandard „Near Field Communication“ (NFC) basiert, habe ich als Kunde die Möglichkeit, meine Einkäufe kontaktlos im Geschäft zu bezahlen. Mein NFC-fähiges Smartphone halte ich dabei an das NFC-Lesegerät, die Zahlung erfolgt sofort. Beträge über 25 Euro müssen mit einem PIN bestätigt werden. „‚mpass‘ ist ein offenes System und kann grundsätzlich von jedem Kunden genutzt werden, der eine Mobilfunknummer und ein Bankkonto in Deutschland besitzt“, führt Opalka weiter aus.

Was aber nützen mir jährlich neue Technologien, wenn mein Smartphone dies noch nicht unterstützt. „Durch die NFC-Sticker-Lösung können auch Kunden den Bezahlservice nutzen, die möglicherweise noch ein älteres Mobiltelefon im Einsatz haben“, sagt Pressesprecher Opalka. Mit diesem Aufkleber, der einen NFC-Chip enthält, kann durch Platzierung auf der Rückseite meines Handys eine NFC-Verbindung aufgebaut werden. „Die Bezahlung funktioniert überall dort, wo im Geschäft das Logo des Kooperationspartners ‚PayPass‘ von Mastercard wiederzufinden ist.“

Shoppen mit dem Matrix-Code

Bekannt von unzähligen Werbeplakaten wird der QR-Code heute als weitere Alternativtechnik für mobile Zahlungsmethoden angeboten. „Wir nutzen derzeit die Übertragung mittels QR-Code, weil dies eine Technologie ist, die von den meisten Smartphones unterstützt wird“, erklärt Marcus Becker, Vorstandsmitglied des Bezahldienstleisters „PayCash“. Apple-Geräte verfügen bisher über keine NFC-Funktionalität. Dazu gebe ich den zu bezahlenden Betrag der Ware in die App ein und ein QR-Code mit den entsprechenden Zahlungsinformationen wird erzeugt. „‚PayCash‘ funktioniert wie ein digitales Portemonnaie: sogar der Geldaustausch zwischen Nutzern dieser App – die sogenannte Peer-to-Peer-Zahlung – ist möglich“, erklärt Becker weiter.

„Damit ist ‚PayCash‘ weit mehr als nur eine Anwendung, um bestimmte Produkte direkt bei einem Händler zu bezahlen statt nur zu bestellen, wie zum Beispiel mit ‚PayPal QRShopping‘“, führt Vorstand Marcus Becker weiter aus. „Über die ‚QRShopping‘-Lösung von ‚PayPal‘ können Händler und Shop-Betreiber den Nutzern über jedes handelsübliche Smartphone zeit- und ortsunabhängig Waren anbieten, die dann ohne Medienbruch sicher bestellt und bezahlt werden können“, entgegnet Holger Spielberg, Head of Mobile Payments & Innovation beim Konkurrenten „PayPal Deutschland“. Die Gemeinsamkeit der beiden Systeme ist dabei die QR-Code-basierte Technik.

Einkaufen – Aber sicher!

Bei der Diskussion, ob NFC oder QR-Code, bleibt beim Thema Sicherheit noch die Frage, welche Daten ausgetauscht werden. „Wie bei jedem anderen Zahlungsverfahren auch, werden bei der mobilen Zahlung mit der EDEKA-App lediglich Transaktionsdaten generiert, die zum Beispiel dazu dienen, einen digitalen Kassenzettel zu erstellen“, entgegnet der Sprecher des Handelskonzerns.  Auch das NFC-basierte „mpass“ garantiert das keine Weitergabe von persönlichen Bankdaten des Kunden an Dritte erfolgt. „Bei ‚PayCash‘ wird beim Bezahlprozess nur ein einmaliger Zufallscode, der keine nutzerbezogenen Daten enthält, ausgetauscht“, erklärt Marcus Becker. Die Gültigkeit des Codes wird beim Transfer mit dem Server abgeglichen und muss bei Ungültigkeit, wie zum Beispiel abgelaufenem Code oder nicht verbundenen Zahlungsempfänger, neu generiert werden. „Die Übertragung dieser Daten ist technisch sowohl per QR-Code als auch NFC möglich“, ergänzt Becker zusätzlich.

Also die smarte Brieftasche der Zukunft?

„Ich rechne damit, dass das Smartphone zum Teil die Geldbörse ersetzen kann, aber es wird trotzdem immer noch Bargeld oder Zahlungskarten geben“, schätzt Balduin Müller-Platz, Inhaber der Beratungsagentur „How2Pay“, ein. „Denn traditionell brauchen Innovationen in Deutschland verglichen mit anderen Ländern manchmal ein wenig länger, bis sie von der breiten Masse akzeptiert werden“, ergänzt auch Ralf Opalka von „mpass“.

Doch beim Einkauf muss der Kunde dann oftmals feststellen, dass jedes Geschäft ein anderes Bezahlsystem unterschiedlicher Anbieter nutzt und er sich gezwungenermaßen darauf einstellen und technisch ausrüsten muss. „Aus meiner Sicht sind das alles unterschiedliche Hilfsmittel, die sich gegenseitig nicht ausschließen. Am einfachsten und angenehmsten empfinde ich dabei NFC“, führt Müller-Platz weiter aus.

Ich bin jedenfalls froh, dass es bald verstärkt Alternativen zur Barzahlung gibt. Obwohl auch mir die Entscheidung für einen bestimmten Anbieter bisher sehr schwer fällt, da alle Angebote auf dem Markt recht unterschiedlich in der alltagstauglichen Anwendung sind. „Am Ende werden die Kunden entscheiden, welches Angebot im Markt für ihre individuellen Zwecke das geeignetste ist“, meint Opalka.

Text: Annika Hauke. Bild: David Mönch.

<h3>Annika Hauke</h3>

Annika Hauke

Chefredakteurin