Internet-Jahr 2011: Konflikte und Überraschungen

von | 27. Dezember 2011

Das Jahr 2011 stand im Zeichen von „Apple“, „Google“, und dem Kampf gegen illegale Streaming-Angebote im Netz. Ein Rückblick auf die Ereignisse und Meilensteine der Netzwelt 2011.

März 2011: Die nächste Runde im Tablet-Kampf

Nach dem Verkaufsstart des  ersten „iPad“ am 27. Januar 2010 verkaufte sich der Tablet-PC bis Ende September 2011 knapp 40 Millionen Mal. Am 2. März 2011 war es dann soweit: „Apple“ stellte das heiß erwartete „iPad2“ im Novellus Theater in San Francisco vor. Innerhalb des ersten Verkaufswochenendes ging der neue Tablet von „Apple“ circa 600.000 Mal über die Ladentische. Dabei blieb das Design im Vergleich zum Vorgängergerät weitestgehend identisch. Neben einer Gewichtsreduktion von 100 Gramm und der Verwendung eines Dual-Core Prozessors, bringt das neue Tablet vor allem eine Videofunktion mit. Dank zwei Kameras auf Vorder- und Rückseite des „iPad2″ war es erstmals möglich, Filme aufzunehmen. Für Anfang 2012 ist die Einführung der 3. Generation geplant.

Mai 2011: Das „Chromebook“ soll den Netbook-Markt revolutionieren

Das „Chromebook“ von „Google“ wurde am 11. Mai 2011 auf der „Google I/O“-Konferenz in San Francisco vorgestellt. Im Handel waren die ersten cloudbasierten Geräte von „Acer“ und „Samsung“ seit dem 15. Mai 2011. Ein ähnlicher Erfolg wie das Handy-Betriebssystem „Android“ ist mit „Chrome OS“ allerdings nicht gelungen. Sowohl Kunden als auch Händler meiden das „Google“-Betriebssystem, meldete „Digitimes“ im November. Die zentrale Komponente der Netbooks ist der Webbrowser „Chrome“, das Betriebssystem basiert auf einem Linux-Kern.

Juni 2011: „Kino.to“ wird abgeschaltet

Nach diversen Großrazzien der Polizei in Deutschland, Spanien, Frankreich und den Niederlanden wurde die illegale Streaming-Plattform „Kino.to“ vom Netz genommen. Wer am 8. Juni das illegale Video-on-Demand-Portal besuchte, las lediglich eine Mitteilung der Kriminalpolizei. Durch die Webseite seien Urheberrechtsverletzungen begangen, mehrere Betreiber festgenommen worden. Bereits 2009 war die „Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen“ auf die illegale Website aufmerksam geworden und versuchte seitdem, die Betreiber ausfindig zu machen. Der Strafantrag auf Festnahme der Betreiber erfolgte jedoch erst im April 2011. Das illegale Streamen von Filmen und Serien scheint die Abschaltung von „Kino.to“ jedoch nicht zu stoppen. Schnell fanden die User mehrere alternative Angebote.

Juni 2011: „Google“ spielt „Facebook“-Konkurrent

Seit dem 28. Juni 2011 versucht sich „Google“ mal wieder im Social-Network-Sektor. Die hauseigene „Google+“-Plattform bietet für den Nutzer verschiedene sogenannte Social-Plugins wie „Sparks“ oder „Hangouts“. Dazu sollen „Circles“ dem Nuter die Möglichkeit bieten, seine Freunde und Kontakte in Gruppen aufzuteilen. Mittlerweile hat das Netzwerk 43 Millionen Mitglieder. „Google+“ hat trotzdem gegenüber den 800 Millionen „Facebook“-Usern noch einiges aufzuholen. Bereits 2004 scheiterte „Google“ mit dem Netzwerk „Orkut“ an mangelnder Popularität.

September 2011: Richtige Netz-Namen oder nicht?

Die Debatte um einen Klarnamenzwang im World Wide Web stieß im September der Branchenprimus „Facebook“ an. Danach forderten sogar die Entwickler des Online-Spiels „World of Warcraft“ das Spielen unter realem Namen. „Heinz Müller statt Tollagorim“, schrieb dazu etwa „Spiegel Online. Auch „Google+“ verfolgte die Absicht nur reale Namen im hauseigenen Netzwerk zuzulassen. Jedoch kündigte das Unternehmen im Oktober auf der „Web 2.0 Summit“ in San Francisco das – vorläufige – Ende der Diskussion an: Pseudonyme sind seitdem bei  „Google+“ zugelassen.

September 2011: Der Patentstreit geht weiter

Das Jahr 2011 zeichnete sich bei Betrachtung des Smartphone-Markts nicht nur durch Innovationen aus. Immer wieder gab es Patentkonflikte zwischen unterschiedlichen Weltkonzernen. Ausgelöst hat den Patentkrieg „Apple“. Das Unternehmen klagte gegen „Samsung“. Im Gegenzug reichte der südkoreanische Elektronikkonzern in Deutschland, Japan und Südkorea Klage gegen „Apple“ ein. Im Dezember forderte schließlich „IPCom“ den Verkaufsstop von „HTC“-Geräten. „IPCom“ hatte 2007 die Rechte für das UMTS-Mobilfunknetz von „Bosch“ abgekauft. Die meisten dieser Rechtsstreitereien sind aber noch offen und werden die interessierte Öffentlichkeit auch 2012 begleiten.

Oktober 2011: Tschüss, Steve

Am 4. Oktober schaute die Welt mal wieder nach Cupertino: „Apple“ stellte das neue „iPhone 4S“ vor. Neuerungen gab es einige, auch wenn sich die Fans das „iPhone5“ erhofft hatten und zuerst enttäuscht reagierten. Dennoch war das Smartphone mit der Spracherkennung „Siri“ zumindest eine kleine Innovation. Das Programm erkennt Sprache und Fragen und versucht live im Internet Antworten zu finden. Ob die Funktion sich für den Alltagsgebrauch eignet, ist noch unklar.

Am 5. Oktober 2011 starb schließlich „Apple“-Gründer Steve Jobs and den Folgen einer Krebserkrankung. Er war der Mann, der den Konzern mit dem Apfellogo nach der Krise in den Neunzigern wieder zum Erfolg führte und zu einem der erfolgreichsten Unternehmen überhaupt machte. Jobs wurde von den Medien gefeiert wie kein Zweiter, dabei ist er auch für katastrophale Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben verantwortlich. Auch für karitative Angelegenheiten hatte Jobs nichts übrig: Nachdem er 1997 die Geschäftsführung übernahm, stellte er alle wohltätigen Aktivitäten des Unternehmens ein.

Dezember 2011: Julia Probst ist Bloggerin des Jahres

Bloggerin des Jahres wurde Julia Probst. Am 21. Dezember erhielt sie die Publikumsauszeichnung „Goldene Blogger 2011“. Julia Probst ist gehörlos. Davon ließ sich die junge Frau aber nicht aufhalten und schrieb ihre Erfahrungen und Probleme, mit denen sie im Alltag konfrontiert wurde, in ihrem Blog „Mein Augenschmaus“ auf. In dem Weblog gibt die Gehörlose einen Einblick in ihr Leben und fordert beispielsweise mehr Untertitel für TV-Sendungen. Selbst „Twitter“ würdigte das Engagement der Deutschen. Ihre Tweets wurden bei „Twitter Stories“ hervorgehoben.

Dezember 2011: Konstantin Neven DuMont hält sein Versprechen

Am 21. Dezember machte sich Konstantin Neven DuMont das schönste Weihnachtsgeschenk anscheinend selbst. Nachdem er im Mai 2011 die „KNDM GmbH“ gründete, ging Ende Dezember die zugehörige Online-Plattform „Evidero“ online. Dass der Kölner Verlagserbe diesen Termin halten würde, um mit seinem „journalistischem Bewegtbildangebot“ wie angekündigt 2011 zu starten, hätten die wenigsten Beobachter gedacht. Bislang wird das Portal und „KNDM“ trotzdem belächelt: Dies liegt zum Teil an der teils skurrilen Themenwahl, zum anderen aber auch daran, dass sich die Artikel teilweise wie „Besinnungsaufsätze“ lesen. Neven DuMont jedenfalls möchte weiterhin nachhaltige Informationen an die Endverbraucher geben. Wie weit er damit gekommen ist, findet sich spätestens im Jahresrückblick 2012.

<h3>Stefan Huberth</h3>

Stefan Huberth