ASMR-Interview

Ein Blick vor die Kamera

von | 19. Juni 2020

Dori ASMR ist für ihre Roleplays bekannt. medienMITTWEIDA erzählt sie, was hinter den Videos steckt.

„Dori ASMR“ hilft ihren über 81.000 Abonnenten auf YouTube beim Entspannen, Runterkommen und Einschlafen. Dafür produziert sie seit Januar 2019 wöchentlich mehrere ASMR-Videos. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt – mal berät sie als Bibliothekarin in mehreren Sprachen, mal entführt sie ihre Zuschauer in Kurzurlaube. Im schriftlichen Interview mit medienMITTWEIDA verrät Dori, wie sie ihre Videos plant und wohin sie sich gerne noch entwickeln möchte.

Dori, welche Rolle spielt ASMR für dich als Konsumentin aber natürlich auch als ASMRtistin?

Dori: ASMR spielt wirklich eine große Rolle in meinem Leben. Ich schaue es regelmäßig und bin ständig auf der Suche nach neuen Ideen und Inspirationen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ASMR denke und das nächste Video schon in meinem Kopf plane. Auf der einen Seite ist es natürlich eine Art Entspannung und mein Hobby, auf der anderen Seite gleichzeitig meine Arbeit.

Welche ASMR Videos findest du für dich am wirksamsten und welche produzierst du am liebsten?

Dori: Ich schaue beziehungsweise höre mir sehr gerne lange Tapping- und Scratching-Videos an, in denen nicht gesprochen wird. Ich liebe aber auch Massage-Videos, da man sich generell zu selten mit einer echten Massage verwöhnen lässt. Ich finde, die Videos sind eine gute virtuelle Alternative dafür. Am liebsten produziere ich „Spa Roleplays“, da ich mich dabei am sichersten fühle, gleichzeitig selbst entspanne und es den Zuschauern sehr gefällt.

Wenn du ein neues Roleplay vorbereitest – wie gehst du dabei vor und wie viel Zeit steckst du durchschnittlich in die Vorbereitung?

Dori: Bevor ich ein Roleplay überhaupt drehe, habe ich oft schon Tage vorher die Idee gehabt und überlege, wie ich das umsetzen kann. Ich recherchiere, bestelle eventuell noch die nötigen Sachen dafür und habe in meinem Kopf schon bestimmte Sätze geplant, die ich sagen möchte. Jedes Roleplay ist aber unterschiedlich. Arzt Roleplays benötigen zum Beispiel mehr Recherche. Ich möchte ja auch keinen Quatsch erzählen, wenn ich mich schon als Ärztin ausgebe. Wenn die Zeit aufgrund meines Studiums mal knapp wird, schnappe ich mir schnell das Bestmögliche, was ich Zuhause habe, stelle mich vor die Kamera und fange an zu drehen. Mittlerweile bin ich so eingeübt, dass ich einfach drauflosreden kann, auch wenn ich das Video vorher kaum vorbereitet habe. Diese Last Minute Videos sind aber immer sehr stressig und normalerweise bereite ich mich vor einem Video etwa 20-30 Minuten vor.

Wie hat sich durch ASMR dein Blick auf „Gegenstände“ verändert? Ich könnte mir vorstellen, dass du etwa beim Einkaufen ständig ausprobierst, ob der Gegenstand auch als Trigger geeignet ist.

Dori: Sehr richtig. Egal wo ich bin, ich halte immer Ausschau nach neuen Triggern und teste, ob man damit ein gutes Geräusch erzeugen kann. Das klingt zwar etwas komisch, aber dadurch hat man mit mir immer Spaß. (lacht)

Welche Themen oder Trigger würdest du nie vor der Kamera besprechen beziehungsweise verwenden und warum?

Dori: Generell alles, was meine Videos zu sehr in eine sexuelle Richtung lenken würde, kommt für mich nicht in Frage. Ich bin ein sehr offener Mensch und habe auch keine Hemmungen davor, neue Sachen auszuprobieren. Aber es gibt auch Grenzen. Ich würde meine Videos nicht für den einen oder anderen Klick mehr sexualisieren, denn dann würde ich mir selbst nicht treu bleiben.

Was denkst du, worauf müssen ASMRtists im Vergleich zu anderen YouTubern achten, zum Beispiel was die Werbeschaltung oder das Setting betrifft?

Dori: ASMRtists müssen auf jeden Fall darauf achten, dass die Tonqualität optimal ist und keine überflüssigen Hintergrundgeräusche zu hören sind. Das ist womöglich das Schwierigste, was auch nicht immer so einfach umzusetzen ist. Natürlich können wir nicht mitten im Video Werbung schalten, denn dann würden uns alle Zuschauer davonrennen. Vor dem Video, in den ersten Sekunden oder am Ende des Videos ist es allerdings in Ordnung.

Wie versuchst du dich als ASMRtistin zu entwickeln und weiterzubilden?

Dori: Ich versuche immer wieder meine Videoqualität voranzubringen, indem ich mit neuer Beleuchtung oder einem neuen Blickwinkel herumexperimentiere. Ein professionelleres Setup ist das, wonach ich ständig strebe. Zudem probiere ich auch, meine Stimme und die Art, wie ich rede, weiter zu optimieren. Dazu gehört langsameres, deutlicheres und sanfteres Sprechen. Außerdem versuche ich spontaner, lockerer, kreativer und authentischer vor der Kamera zu werden. Ich bin der Meinung, je wohler man sich fühlt, desto besser kann man vor der Kamera sprechen. Im Großen und Ganzen möchte ich den Zuschauern generell eine gewisse Abwechslung bieten und mich, was meine Videokreativität angeht, übertreffen.

Zusätzlich zum Interview mit Dori ASMR findet ihr hier das ASMR-Selbstexperiment der Autorin. Sieben Tage lang sucht sie nach der absoluten Entspannung. Kann ASMR ihr dabei helfen?

Abtauchen in eine Welt aus Geräuschen und Bewegungen. Aber kann man überhaupt auf Knopfdruck entspannen?

Autonomous Sensory Meridian Response klingt hochwissenschaftlich und meint doch eigentlich nur ASMR. Ein Gefühl von Entspannung und Beruhigung, gepaart mit einem wohligen Kribbeln – auch Tingles genannt – das Leute entspannen und sogar einschlafen lässt.

Text: Kim Lu Kutschbach, Titelbild: Dori ASMR

<h3>Kim Lu Kutschbach</h3>

Kim Lu Kutschbach

ist 22 Jahre alt und in Frankfurt (Oder) geboren. Momentan studiert sie an der Hochschule Mittweida Medienmanagement. Schon von klein auf galt ihr Interesse der Sprache und Kommunikation und genau dieser Leidenschaft kann sie bei medienMITTWEIDA nachgehen.