Ein Tag im kreativen Chaos

von | 5. Dezember 2011

Wöchentlich erreicht die „Die Novum“ Studenten und Bürger Mittweidas. medienMITTWEIDA begleitete die engagierten Redakteure einen Tag lang bei der Produktion der Zeitung.

Es ist 13.30 Uhr. In einer halben Stunde beginnt die Redaktionssitzung der Mittweidaer Wochenzeitung „Die Novum“, die ausschließlich von Studierenden produziert wird. Der Printpool der Medienfakultät der Hochschule Mittweida, indem die Inhalte der Zeitung produziert werden, füllt sich langsam. Ein Teil der Mitarbeiter ist bereits jetzt intensiv in die Arbeit vertieft, andere nutzen die verbleibende Zeit, um noch schnell etwas Privates zu besprechen.

Zeit für persönliche Gespräche

Die Stimmung ist entspannt, bis ein lautes und motiviertes „Hallo allerseits!“ die Gespräche übertönt. Es klingt nach einem Chef. Der junge Mann, der Punkt 14 Uhr den Raum betreten hat, läuft eine Runde durch den Raum. Dabei setzt er sich immer wieder zu einzelnen Redakteuren an den Tisch und nimmt sich Zeit für eine persönliche Begrüßung. Ein fester Handschlag für die Jungs, eine Umarmung für die Mädels. Chefredakteur Oleg Jampolski genießt die Momente der Ruhe sichtlich, erwartet aber einen stressigen Abend: „Gleich geht es los und heute wird es richtig stressig, mehrere Artikel sind noch nicht ganz ausgearbeitet“, sagt er.

An der Insel aus fünf Bürotischen am Eingang des Produktionsraumes sind mittlerweile fast alle Arbeitsplätze belegt. Die Gesprächsthemen nehmen nun Arbeitscharakter an, dazu bedarf es keines Startsignals. „Wie gestalten wir die Leserbriefe? Welches Bild kommt rein? Ein Archivbild?“ Auf der anderen Seite des Printpools entfachen die Redakteure eine tischübergreifende Suche nach der besten Headline für einen Artikel. Die Redakteure versuchen, sich in Kreativität zu übertreffen, wobei der Spaß dabei nicht zu kurz kommt.

Applaus bei guten Nachrichten

Inmitten des Gemurmels ruft Oleg Jampolski eine Blitzkonferenz aus. Die Ressortleiter stellen und setzen sich in einen großen Kreis, um die Aufgaben für den Tag noch einmal zu besprechen. Für die Ausgabe fehlt noch ein Telefoninterview. Außerdem werden noch Fotos benötigt. Kurz wird die Artikelbesprechung allerdings unterbrochen. „Bei einer Spendenaktion in der letzten Woche wurden über 300 Euro für die Mittweidaer „Tafel“ gesammelt“, wirft einer der Lokalredakteure ein. Auf diese gute Nachricht folgt ein kurzer Applaus. Danach nimmt die Besprechung wieder ihren normalen Verlauf.

Während die Redakteure weiterarbeiten, öffnet sich die Hintertür. Prof. Dr. Andreas Wrobel-Leipold, der wissenschaftliche Leiter von „Die Novum“,  betritt den Raum. Er macht einen Spaziergang durch den Printpool und hält an den einzelnen Arbeitsplätzen an, um sich die Arbeit der Studenten anzuschauen. Jeder Artikel wird später vom wissenschaftlichen Leiter abgenommen werden, die Reihenfolge dafür ist in einer Liste festgelegt.

Spontane Änderungen für Diesel-Artikelbild

Mittlerweile fehlt in der Raumluft trotz geöffneter Fenster der Sauerstoff. Die Schicht in der Redaktion dauert nicht selten zehn oder mehr Stunden. Alle arbeiten intensiv, sowohl im Alleingang als auch in kleinen Gruppen. Das Grafikteam erstellt gerade täuschend echte Abbilder von Öltropfen. Beschriftet zeigen diese später die Preiszusammensetzung von Dieselkraftstoff.

Um das passende Hintergrundbild kümmert sich derweil das Fotoressort. „Alle Redakteure sind gerade unterwegs, um Bilder zu machen. Fotos sind enorm wichtig, sie sind ein Anreiz für den Leser“, sagt Peter Schilling, der Leiter des Ressorts, kurz bevor die für den Artikel verantwortliche Grafikerin ihn anspricht. Sie bittet ihn viel „Fleisch“ auf den Fotos zu lassen. Damit ist der Hintergrund um das eigentliche Fotoobjekt gemeint. So fällt ihr später die Bildbearbeitung leichter. Ohne Zeit zu verschwenden, ruft der Teamleiter bei dem Fotografen an, um ihn die neuen Details mitzuteilen.

Mitten im zunehmend hektischeren Geschehen gibt es eine kleine Tischinsel, an der der Arbeitsstress vorbeizufließen scheint. Prof. Dr. Wrobel-Leipold ist mittlerweile zur Redaktion zurückgekehrt und bespricht an seinem Tisch alle Artikel der kommenden Ausgabe mit den jeweiligen Autoren. Derzeit ist Sabrina Langer mit ihrem Artikel zum Thema „Bundesrechnungshof deckt Mängel in der Lebensmittelkontrolle auf“ an der Reihe. Der wissenschaftliche Leiter ist kritisch und konstruktiv zugleich: „Die Überschrift muss geändert werden.“ Der neue Artikelname ist „Lebensmittelkontrolle auf dem Prüfstand“. Bei schönen Formulierungen bekommt Sabrina ein freundliches Schulterklopfen. Beide sind bei den Verbesserungen sehr engagiert. Nach einigen Korrekturen sind sie mit dem Endergebnis zufrieden. Sabrina Langer verlässt den Tisch. „Nächster!“

<h3>Dmytro  Zaslavskyy</h3>

Dmytro  Zaslavskyy