Eine runde Sache

von | 19. November 2009

"Ich+Ich" legen ihr drittes Studioalbum vor. Darauf nimmt das erfolgreiche Berliner Duo sein Publikum mit auf eine emotionale musikalische Reise.

Wie sollen sie das denn noch übertreffen? Das 2007er Album „Vom selben Stern“ des Duos „Ich+Ich“ wurde mit über 1,25 Millionen verkauften Exemplaren und drei mit Platin ausgezeichneten Singles zu einem der erfolgreichsten deutschen Popalben der Gegenwart. Da stiegen die Erwartungen an das Nachfolgewerk „Gute Reise“ ganz von selbst. In der erfolgreichen und preisgekrönten, aber mit viereinhalb Jahren noch relativ kurzen Bandgeschichte, fehlte bisher eigentlich nur ein Lied, das Platz eins der Singlecharts erreicht. Genau das haben Komponistin und Texterin Annette Humpe und Sänger Adel Tawil mit der ersten Singleauskopplung ihres neuen Albums nun geschafft. Ihr Lied „Pflaster“ stieg sofort nach der Veröffentlichung an oberster Stelle in die Charts ein.

„Ich+Ich“ verzichten seit dem Anfang ihrer Karriere auf die, in der Popwelt zu Promotion-Zwecken, beliebten Skandale und setzen stattdessen konstant auf Qualität. Neu erfunden haben sich die Berliner Musiker dabei nicht – aber weiterentwickelt.

Bewährtes mit neuen Elementen

Das neue Album ist auf der bewährten Mischung aus bewegenden Balladen und eingängigen Popsongs aufgebaut, die mit melancholischen und durchdachten Texten glänzen und von dem ausdrucksstarken Gesang Adel Tawils getragen werden. Seine Stimme hat den oft gesuchten und selten gefundenen Wiedererkennungswert. Trotzdem kommt nie das Gefühl auf, alles schon einmal gehört zu haben. Neben typischen Liebesliedern wie dem einfachen, knapp am Kitsch vorbeigehenden „Was wär ich ohne dich“, schlagen „Ich+Ich“ auch andere Töne an. Da ist zum Beispiel das deutsch-arabische Duett „Yasmine“, das Tawil mit dem Ägypter Mohamed Mounir singt. Es lässt die CD mit einem leicht exotischen Touch ausklingen.

Annette Humpe widmet ihr Lied „Danke“ allen Helfern aus dem alltäglichen Leben – von der Kellnerin bis zum Müllmann. Bei insgesamt zwei der zwölf Songs greift sie selbst zum Mikrofon. Humpe gibt ihren Liedern einen eigenen Charme, wirkt im direkten stimmlichen Vergleich mit ihrem Bandkollegen aber deutlich schwächer. Dafür ist die erfahrene Musikerin und Produzentin eine umso begabtere Songwriterin. Besonders begeistern das nachdenkliche „Einer von Zweien“, das flehende „Hilf mir“ und das mitreißende „Universum“. In erster Linie setzt die Musik von „Ich+Ich“ auf Emotionen. Die bildreichen Texte sprechen den Hörer dabei genauso an, wie die schönen Melodien.

Die zwölf Lieder auf dieser „Guten Reise“ gehen direkt ins Ohr und ins Herz und bieten erstklassige Unterhaltung. Auch wenn das aktuelle Album weniger Einzel-Hit-Potential zu haben scheint als sein Vorgänger, ist es insgesamt ein in sich geschlossenes Hörerlebnis, das nicht nur triste Herbsttage versüßt. Im nächsten Jahr gehen „Ich+Ich“ wieder auf Tournee und sind unter anderem am 14. April in Chemnitz zu Gast.

<h3>Annegret Hintze</h3>

Annegret Hintze