Eisbaden im Land der tausend Seen

von | 3. März 2011

Vier Monate lebte und studierte Claudia Hösel in der ostfinnischen Stadt Joensuu. Die 24-jährige Medienstudentin konnte sich im Austauschprogramm von Finnlands sprachlicher und landschaftlicher Einzigartigkeit überzeugen, fuhr in Lappland Hundeschlitten, genoss die typisch finnische Kneippkur in Saunen und badete im Arktischen Meer zwischen Eisschollen.

Claudia Hösel und ihre Freundin Stephanie Nietzold waren sich schon zu Beginn ihres Studiums einig: Wir wollen zusammen ein Auslandssemester bestreiten. „Wir haben uns erst mal nur im Auslandsamt informiert, welche Partnerunis es wo gibt“, sagte Claudia, die mittlerweile im sechsten Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida studiert. Die Kälte und Dunkelheit des finnischen Winters wirkt für viele wahrscheinlich abschreckend. Ein Land in südlichen Gefilden kam für die beiden jungen Frauen aber nicht in Frage. Sie waren sich schnell einig: Finnland soll es sein. Kommilitonen, die schon dort waren, konnten nur Positives von den Menschen, ihrer Kultur und Mentalität berichten.

Mit Händen und Füßen

Nach einer Einführungsveranstaltung kurz nach ihrer Ankunft in Finnland war den Freundinnen klar, dass sie die beiden einzigen Studierenden aus Deutschland an der „North Karelia Polytechnic“-Hochschule in Joensuu waren. Die anderen Austauschstudenten kamen aus Spanien, Italien, Frankreich, Dänemark und Belgien. Ein Problem teilten sie alle: Die Sprache war zu komplex, trotz eines mehrwöchigen Sprachkurses. „Der war aber nur dafür gedacht, dass du in den Supermarkt gehen kannst und weißt, was Apfel, was Brot und was Milch heißt, aber alles andere erledigten wir dann eher auf Englisch“, erklärte Claudia. Mit einer Finnin bewohnten die beiden Freundinnen eine Wohngemeinschaft in Joensuu. „Unsere Mitbewohnerin hat finnisch gesprochen und kein deutsch, dafür haben wir kein finnisch gesprochen und die Sprache, die wir alle sprechen konnten, war eben englisch.“ Die Barriere war damit überwunden.

Mit ihrer Mitbewohnerin hatten die Austauschstudentinnen aus Deutschland einen „guten Fang“ gemacht. Sie teilten sich die Hausarbeit und kochten zusammen. Sie zeigte den beiden verschiedene Städte, unter anderem Helsinki, Turku und Tampere, wo die drei Reisenden auch übernachteten. Eigentlich wird den Finnen eine eher verschlossene Art nachgesagt, doch Claudia und Stephanie konnten sich schnell vom Gegenteil überzeugen. „Wir haben nicht die Erfahrung gemacht, dass Finnen verschlossen sind. Eher im Gegenteil, sie waren uns gegenüber sehr gastfreundlich“, erklärte Claudia begeistert.

Ein Kulturschock blieb aus

„Es gibt nicht nur einen Moment, sondern eigentlich ganz viele Momente“, beschrieb Claudia sehr emotional die Eindrücke ihres viermonatigen Aufenthalts. Andere Menschen, eine andere Kultur, eine schwierige Sprache und auch ungewöhnliche Bräuche strömten in Skandinavien auf sie ein. Die finnische Kultur unterscheidet sich eigentlich kaum von der deutschen. „Es ist ja nicht so, als würde man in ein extrem fremdes Land kommen“, bestätigte Claudia. Auch die finnischen Dozenten fragten die beiden deutschen Austauschstudentinnen immer wieder nach dem berühmten Kulturschock. „Es gibt dort zwar eine andere Sprache, vielleicht auch andere Bräuche aber man kommt dort in kein Entwicklungsland“, stellte Claudia mit Nachdruck richtig.

Claudia Hösel und Stephanie Nietzold würden ihren Auslandaufenthalt in Finnland jederzeit wiederholen. „Es ist eine neue Erfahrung. Du gehst ins Ausland und schaust was passiert, ob du mit der neuen Umgebung, mit den neuen Leuten und der ganzen ungewohnten Situation klar kommst“, sagt Claudia, die auch heute per E-Mail Kontakt zu ihren finnischen Freunden hat.

Claudia beschreibt in der Audio-Slideshow ihre Entscheidung, ein Auslandssemester anzutreten als sprichwörtlichen „Sprung ins kalte Wasser“, sie erzählt von der offenen Art der finnischen Dozenten, deren Freigiebigkeit im Umgang mit Handynummern und schwärmt von der eindrucksvollen Landschaft und Ruhe im hohen Norden.

<h3>Melanie Luthardt</h3>

Melanie Luthardt