Kostenfalle mit Entwicklungspotenzial

von | 7. November 2012

Free-to-play-Spiele werden nicht nur auf Game-Portalen, sondern verstärkt auch auf Social Media-Plattformen beworben. Das vermeintlich günstige Geschäftsmodell erzielt allerdings meist höhere Gewinne, als der reine Verkauf eines kompletten Spiels oder […]

Free-to-play-Spiele werden nicht nur auf Game-Portalen, sondern verstärkt auch auf Social Media-Plattformen beworben. Das vermeintlich günstige Geschäftsmodell erzielt allerdings meist höhere Gewinne, als der reine Verkauf eines kompletten Spiels oder Pay-to-Play-Modelle.

Eine Umstellung des Zahlungsmodells auf Free-to-Play kündigte beispielsweise Publisher „Electronic Arts“ für „Star Wars – The Old Republic“ an. Der Spieler hat die Möglichkeit für das Multiplayer-Onlinespiel monatlich zu zahlen oder das Free-to-Play-Angebot zu nutzen. Diese sind zwar kostenlos und ohne regelmäßige Zahlungen spielbar. Trotzdem erzielen die Anbieter Gewinne durch Werbebanner und den Verkauf von Zusatzangeboten. Das sind beispielsweise besondere Waffen oder Fortbewegungsmittel, die nur gegen Bezahlung oder sehr hohen Zeitaufwand zu erhalten sind.

Spieler kennen die Gefahren

„‚Acony‘ und viele andere Unternehmen setzen gezielt auf Free-to-Play-Spiele, da man durch den Verkauf von virtuellen Gütern einen höheren Gewinn erzielt als durch reine Box-Verkäufe inklusive Game-Cards“, erklärt Rainer Duda, selbstständiger 3D-Designer und ehemaliger Mitarbeiter bei „Acony“. Die Verlockung, immer wieder kleine Geldbeträge auszugeben, ist groß und der Spieler verliert schnell den Überblick.

Mario Schifferdecker, 30-jähriger Online-Gamer, ist sich dieser Gefahr bewusst: „Ob ich Zusatzinhalte kaufe oder einfach mehr Zeit investiere, steht mir ja generell frei. Skeptisch bin ich allerdings bei Pay-to-Win-Spielen, da diese, meines Erachtens, letzten Endes meist teurer sind als Pay-to-Play-Spiele.“

Dennoch ist es insbesondere für Berufstätige reizvoll Free-to-Play zu spielen. David Jobst, 28-jähriger Gelegenheits-Gamer aus Chemnitz, erläutert: „Man kann sich genauso wie bei den Offline-Spielen seine Zeit selbst einplanen und größere Pausen einlegen, ohne das Abo im Kopf haben zu müssen.“ Dies bestätigt auch Branchenkenner Rainer Duda: „Die Spieler von Free-to-Play-Games können selbst entscheiden, was sie mit dem Geld anstellen. Kauft man Spielzeit von Pay-to-Play-Games, ist man gezwungen, die eingetragene Spielzeit für seine Zwecke zu nutzen.“

Spieldrang durch gute Geschichte und Design

Das einzige Unternehmen, das sich dieses Pay-to-Play-Modell noch erlauben dürfe, sei „Blizzard“ mit dem erfolgreichen Game „World of Warcraft“. „Das Stichwort hier ist Immersion“, betont Duda. Das bedeutet, dass eine tiefgründige Geschichte und aufwändiges Design den Spieler gut in die Geschichte integriert. Er muss sich mit dem Avatar in der virtuellen Welt identifizieren können.

Doch auch „Blizzard“ und andere erfolgreiche Anbieter stellen ihre Produkte bis zu einem bestimmten Level kostenlos zu Verfügung. „Diese gestandenen Unternehmen wollen den Spieler regelrecht anfixen“, erläutert Duda. Sind diese erst einmal im Geschehen, werden sie bald zu einem zahlungspflichtigen Upgrade aufgefordert.

Social Media beschleunigt Trend

Für deutsche Spieler ist die Entwicklung zum Free-to-Play-Modell noch relativ neu und wurde im Prinzip erst durch die vielen Social Media-Anwendungen zum Hype. „In Korea sind diese Spiele sehr dominant“, erklärt Claude M. Moyse, ehemaliger Chefredakteur des „Club Nintendo“-Magazins und selbst passionierter Spieler. „Dort sind klassische Konsolen eher die Nische. Prinzipiell empfinde ich Free-to-Play als ein sehr gutes Modell. Es wird in der Zukunft auch ein wichtiger Teil des Game-Marktes sein.“ Im Online-Spielemarkt gäbe es insgesamt mehr Möglichkeiten zur Innovation, weil die Entwicklungskosten nicht so hoch seien und die Produktionen nicht so aufwändig wie beispielsweise bei Konsolenspielen.

Text: Stefanie Reich. Bild: David Jobst, EA, Bearbeitung: Christian Kandels.

<h3>Stefanie Reich</h3>

Stefanie Reich