„Ey Prof, ich hab da mal ´ne Frage!“

von | 7. Januar 2013

Viele Studienanfänger, aber auch ältere Semester, haben Schwierigkeiten die passende Anrede für ihren Professor zu finden. medienMITTWEIDA hat das wichtigste Know-How zusammengestellt, um Fettnäpfchen zu vermeiden. Pause an der Uni. […]

Viele Studienanfänger, aber auch ältere Semester, haben Schwierigkeiten die passende Anrede für ihren Professor zu finden. medienMITTWEIDA hat das wichtigste Know-How zusammengestellt, um Fettnäpfchen zu vermeiden.

Pause an der Uni. Zeit um etwas zu essen, seinen Facebook-Status zu aktualisieren oder offene Fragen zu klären. Zwei Kommilitonen unterhalten sich aufgeregt. Sie haben eine dringende Frage an den Professor. Aber die beiden Studenten wissen nicht, wie sie ihren Dozenten richtig ansprechen sollen. „Heißt das jetzt Herr Mayer, Professor Mayer oder doch Professor Doktor Mayer?“

Knigge gibt Antworten

Wie Professoren und Doktoren förmlich korrekt angesprochen werden, erläutert der Knigge. Es ist üblich, den Träger eines Doktorgrades auch mit Doktor anzusprechen. Bei Professoren ist es ähnlich. Da der Professorentitel, genau wie Oberleutnant oder Polizeioberkommissar, die Bezeichnung für einen Dienstgrad ist, werden Träger ebenfalls mit ihrem Titel angesprochen. Ist ein Dozent promoviert, also Doktor, und hat dazu noch einen Professorentitel, so wird er nur mit Professor angesprochen. Der Rektor einer Universität, der in jedem Fall einen Professorentitel trägt, wird mit „Ihre Magnifizenz“ angesprochen. Viele wissenschaftliche Mitarbeiter haben ein Diplom, einen Magister oder neuerdings einen Mastergrad. Sie werden im Allgemeinen ohne Titel angesprochen.

Der Kontakt in Sozialen Netzwerken

Nicht nur auf dem Campus, sondern auch in sozialen Netzwerken können Studenten auf ihre Dozenten treffen. Bei aller Höflichkeit in Gesprächen oder E-Mail-Korrespondenz kann es trotzdem gerade auf Facebook oder Twitter passieren, dass das Gefühl im privaten Umfeld zu sein überwiegt und Dozenten als Freunde angesehen werden. Im Umgang mit sozialen Netzwerken sollten Studenten deshalb beachten, dass hier zwar eine lockerere Atmosphäre herrscht. Allerdings ist die Gefahr groß aus Versehen bei den Dozenten die gleiche saloppe Wortwahl wie bei seinen Freunden zu gebrauchen. „Ich möchte in Facebook nicht mit dem Titel angesprochen werden, bleibe aber beim Sie“, erklärt Professor Dr. Tamara Huhle, Geschäftsführerin der Werbeagentur „media GmbH“ in Stuttgart.

Befreundet mit dem Professor

Seit 2010 ist Huhle auch als Dozentin an der Hochschule Mittweida tätig. Sie war schon vor ihrer Zeit als Professorin bei Facebook angemeldet und nutzt es nun, um mit ihren Studenten schnell in Kontakt treten zu können. „Ich nutzte Facebook zum Beispiel in geschlossenen Gruppen für Lehrmodule um Bilder und Beispiele für alle zugänglich zu machen, um Organisatorisches zu posten und um Studenten in der Ferne zu erreichen“, erläutert Huhle.

Doch wie verhält es sich mit Freundschaftseinladungen? Darf ich meinem Professor eine schicken und was ist, wenn er mir eine Anfrage schickt? „Ich freue mich über Freundschaftsanfragen meiner Studenten und beantworte sie positiv, wenn ich sie kenne oder frage nach, wer sie sind“, erzählt die Geschäftsführerin aus Stuttgart. „An Studenten sende ich von mir aus keine Anfragen, sie könnten annehmen, dass ich in ihren persönlichen Bereich eindringen möchte und das will ich vermeiden“, stellt sie klar.

Wer den Titel vergisst, muss keine Exmatrikulation fürchten

Laut Professor Dr. Kai-Thomas Brinkmann, Lehrstuhlinhaber am 2. Physikalischen Institut in Gießen, ist es in aller Regel vollkommen legitim, bei der Anrede auf allzu Förmliches zu verzichten. „Die Praxis zeigt, dass kaum jemand, der im Hörsaal vorne stehen darf, es seinen Studenten übel nimmt, wenn der Doktor- oder Professorentitel nicht in jedem Satz genannt wird“, erklärt Professor Brinkmann.

„Die Titel sind Ausdruck dafür, dass der Träger in seiner jeweiligen Disziplin zu erheblicher Sachkunde gelangt ist und im Umgang mit dem Stoff geübt“, führt Brinkmann aus. Tamara Huhle sieht das hingegen anders: „Im persönlichen Umgang halte ich die Ansprache mit dem Professorentitel für notwendig.“ Es hängt allerdings auch von dem Studienfach ab, wie sehr auf Formalien Wert gelegt wird. So ist es beispielsweise in der Medizin undenkbar auf die Nennung des Titels zu verzichten.

Reden mit dem Rektor

Wo die Praxis der Literatur aber eindeutig folgt, ist bei der Ansprache des Rektors einer Universität. Professor Ludwig Hilmer ist seit Herbst 2012 Rektor der Hochschule Mittweida. Für ihn ist es vollkommen in Ordnung, im persönlichen Gespräch mit ihm, mit Professor oder Rektor angesprochen zu werden. Wenn allerdings die „Öffentlichkeit als Dritter“ mithört wie bei Ansprachen oder Reden oder mitliest, wie zum Beispiel bei offiziellen Schreiben, ist „Magnifizenz“ die korrekte Ansprache.

Nach langer Diskussion entscheiden sich die beiden Studenten ihren Professor mit vollem Titel anzusprechen – so sind sie sicher, nichts falsch zu machen. Nach der Pause gehen sie nach vorne zum Pult. „Herr Professor Doktor Mayer, wir hätten da eine Frage bezüglich der letzten Vorlesung“, spricht einer der Studenten den Lehrbeauftragen an. Der Dozent lächelt und sagt: „Bitte nicht so förmlich, Herr Mayer reicht voll und ganz aus.“ Es gilt also, dass ein freundliches „Guten Tag Herr Mayer“ immer noch höflicher ist als ein joviales „Ey, Prof!“

Text: Christopher Brinkmann, Bild: Bearbeitung: Jonas Haase.

<h3>Christopher Brinkmann</h3>

Christopher Brinkmann