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von | 18. Juli 2012

Filmexperten sagen, illegale Downloads können vor allem durch moralischen Druck und Aufklärung der User verhindert werden. Die „AG Doc“ hat alternative Lösungsansätze entwickelt.

Illegales Streaming scheint ein Kavaliersdelikt - doch die Branche versucht gegenzusteuern.

Illegales Streaming scheint ein Kavaliersdelikt – doch die Branche versucht gegenzusteuern.

Filmexperten sagen, illegale Downloads können vor allem durch moralischen Druck und Aufklärung der User verhindert werden. Die „AG Doc“ hat alternative Lösungsansätze entwickelt.

Jahrelang konnte die Traumfabrik Hollywood kaum Gewinn auf dem chinesischen Markt erwirtschaften. Zum einen liegt das an der Zensur des chinesischen Staates. Zum anderen an den technischen Möglichkeiten, die viele Menschen zu Raubkopiererei verführen. Laut Filmindustrie der Grund für rote Zahlen in der Branche.

Damit nun wenigstens ein kleiner Umsatz in Asien generiert werden kann, haben sich die Hollywood-Studios  mit chinesischen Streaming-Portalen zusammengeschlossen. Innerhalb der Kooperation sollen Lizenzabkommen vereinbart werden, damit der User legal Filme downloaden kann. Die Blockbuster sollen als Premium-Angebot mit besonders hoher Auflösung angeboten werden. Die US-Studios wollen damit den chinesischen User an ein Bezahlsystem für Filme gewöhnen und gleichzeitig das Bewusstsein für legales Downloaden stärken.

Doch nicht nur die US-Filmindustrie leidet unter den Raubkopien. Auch in Deutschland müsse auf sozialer, politischer und wirtschaftlicher Ebene zusammengearbeitet werden, fordert Cay Wesnigk, Produzent und Vorstandsvorsitzender des Stream-Portals „Onlinefilm“.

Legales Downloaden ist langwieriger Lernprozess

„Der Mensch kommt aus der Höhle und hat schon immer versucht nach seinem eigenen Nutzen zu handeln und sich dementsprechend zu bereichern. Umso wichtiger ist es daher, von der soziologischen Seite aus moralischen Druck aufzubauen“, erklärt Wesnigk. Die Menschen müssten darüber aufgeklärt werden, dass es moralisch nicht richtig ist, sich künstlerische Werke illegal zu beschaffen oder zu kopieren.

„Ich vergleiche das gerne mit der Einführung der Gurtpflicht beim Autofahren. Damals hatten sich die Leute dagegen aufgelehnt, weil es als Beschneidung der Freiheit galt. Heute fühlt sich jeder unwohl ohne Sicherheitsgurt“, so der Autor, Regisseur und Filmemacher. Es sei wie ein Lernprozess, der in einen Gesellschaftsvertrag übergehen müsse.

Angebote müssen attraktiver werden

Doch auch von Anbieterseite müsse viel verändert werden: Die Dienste müssten für den User attraktiver gestaltet und den Filmmachern gegenüber fair entlohnt werden.

Wesnigks Projekt „Onlinefilm“ funktioniert nach dem Prinzip „Digital Rights Fair Trade“. Die Preisgestaltung und die Verteilung der Einnahmen werden dem Kunden dabei komplett offengelegt. Aufgrund der Transparenz des Zahlungsprozesses erreiche die legale Distributionsplattform eine große Akzeptanz in Bezug auf die Filmpreise, sagt Wesnigk.

Online-Innovationen müssen her

Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilme „AG Doc“, in der auch Wesnigk Mitglied ist, hat darüber hinaus alternative Ideen zum illegalen Download entwickelt. Zum Beispiel solle freien Produzenten in naher Zukunft ein Teil der Rundfunkgebühr zur Produktion von Internet-Inhalten zur Verfügung gestellt werden. Anstelle der heutigen Rundfunkgebühr könne eine Art „Kultur-Flatrate“ treten, die den Verbrauchern einen freien Zugriff auf bestimmten Content gewährt.

Auch Trägermedien müssten unbedingt umgestaltet werden. „So sind uns die Amerikaner wie immer voraus, indem sie ‚Ultra Violet Products‘ auf den Markt gebracht haben. Diese Produkte sind beispielsweise nur achtmal zum privaten Gebrauch kopierbar“, erklärt Wesnigk. Damit könnten – zum Beispiel – illegale Raubkopien verhindert werden.

Text: Anja Wanger. Bild: sxc.hu, PIXELIO, Fotograf: svileu001, Rainer Sturm, Bearbeitung: Nathalie Gersch.

<h3>Anja Wanger</h3>

Anja Wanger