Forderung nach mehr Sprache im Netz

von | 11. Juli 2012

Trotz technischer Fortschritte ist das Netz viel zu textlastig. Resultat: Missverständnisse und wenig Emotionen. Podcaster Tim Pritlove fordert daher mehr Audio im Internet.

Trotz technischer Fortschritte ist das Netz viel zu textlastig. Resultat: Missverständnisse und wenig Emotionen. Podcaster Tim Pritlove fordert daher mehr Audio im Internet.

Der Blogger und Podcaster Tim Pritlove fordert mehr gesprochenes Wort im Internet. Er macht in vielen Interviews  aktiv auf Missverständnisse in textlastigen Debattenkanälen wie Foren, Twitter oder Mailinglisten aufmerksam. Mit seinem Podcast „Der Lautsprecher“ bietet er sogar Hilfestellungen zum Podcasting. Pritlove sieht die Vorteile der natürlichen Kommunikation besonders bei Diskussionen: „Vor allem dort, wo es um Meinungen geht, ist Sprache einfach das Unmittelbarste, weil man an der Stelle die Emotionen und die Ironie auch raushört.“

Sprachpsychologe Dr. Benjamin Lange kann dies auch aus wissenschaftlicher Sicht bestätigen: „Bei der Textkommunikation haben Sie die sogenannte begrenzte Text- und Kanalbreite“, erklärt er. In Texten fehlen Mimik, Gestik und paraverbale Aspekte wie Betonung oder  Sprechgeschwindigkeit. „Die Folgen sind Missverständnisse“, erklärt der Sprachexperte. Die Kommunikation mit mehr gesprochenem Wort im Internet sei natürlicher und der Biologie des Menschen angepasster.

Sprache ist wesentlich verständlicher

Das Lesen und Schreiben gäbe es zwar schon seit tausenden Jahren und gelte als kulturelle Errungenschaft, baue aber auf der biologischen Fähigkeit der Sprache auf, so Dr. Lange. Das gesprochene Wort ist also auch wesentlich einfacher zu verstehen als reine Textkommunikation. „Kleine Kinder lernen Sprache ohne große Probleme auch ohne Input. Lesen und Schreiben muss man dagegen mühsam erlernen“, verdeutlicht er.

Text: Christian Kandels.

<h3>Christian Kandels</h3>

Christian Kandels