„Wikileaks“ verspielt Chancen

von | 20. Dezember 2011

„Wikileaks“ baut mit „Friends of Wikileaks“ ein eigenes Social Network für Sympathisanten auf. Auf der Plattform selbst gibt es aber weiterhin keine Neuerungen.

Seit etwa einem Jahr können bei „Wikileaks“ von Informanten keine Dokumente mehr eingereicht werden. Die Upload-Funktion ist seither nicht mehr verfügbar. Anstatt das zu ändern, baut die Whistleblower-Plattform um Julian Assange nun ein eigenes Social Network für „Wikileaks“-Anhänger auf.

„Wikileaks“ versammelt Sympathisanten

Mit dem in der Beta-Phase befindlichem „Friends of WikiLeaks“ soll eine bessere Kommunikation zwischen den einzelnen Pro-„Wikileaks“-Organisationen aufgebaut werden. Das Portal wurde letztes Wochenende online gestellt. Bei der Anmeldung im Netzwerk bekommen die Nutzer automatisch zwölf Freunde.

Die Auswahl der Freunde orientiert sich an den Angaben des Nutzers. Die eine Hälfte stammt aus dem vom Netzwerk vermutetem näheren Umfeld. Die restlichen sechs werden dem Nutzer anhand seiner angegebenen Sprachkenntnisse empfohlen. So sollen die Sympathisanten besser miteinander agieren und die Arbeit von „Wikileaks“ unterstützen. Markus Beckedahl, Gründer und Chefredakteur von „netzpolitik.org“, ist von diesem Schritt irritiert: „Ich finde es nur komisch, dass Wikileaks ein Netzwerk für Aktivisten aufbaut, aber sich nicht um die eigene Plattform kümmern kann.“

Sicherheits-Update verzögert sich

Beckedahls Kritik bezieht sich auf die fehlende Upload-Funktion bei „Wikileaks“. „Das ist eigentlich ziemlich bedauerlich, da Wikileaks damit eigene Chancen verspielt“, sagt er. Nachdem der Whistleblower Bradley Manning im Mai 2010 enttarnt wurde, ist die Upload-Funktion nicht mehr verfügbar. Die Sicherheit für Kooperationspartner und Informanten soll zukünftig aber wieder garantiert werden. Dazu soll das „Submission System“, die Software mit der brisante Dokumente eingereicht werden, erneuert werden.

Dieses System basierte bisher auf dem SSL-Verfahren, das mittlerweile als unsicher gilt. Die Plattform sollte sich wieder mehr auf die eigene Entwicklung konzentrieren, fordert „netzpolitik.org“-Chefredakteur Beckedahl: „Nicht dass das Projekt als eines in die Geschichte eingeht, dass zwar eine großartige Idee als Grundlage hatte, aber letztendlich doch gescheitert ist.“ Das angekündigte Sicherheits-Update sollte ursprünglich bereits mit der Veröffentlichung der „Spy Files“, einer Veröffentlichung über die Nutzung von Spionagesoftware in Wirtschaftsunternehmen, im Dezember 2011 erscheinen, wurde vorerst aber unbefristet verschoben.

„NDR“ stellte Dokumente bereit

Auch wenn in den „Spy Files“ nicht viele neue Informationen veröffentlicht wurden, haben sie dem Ansehen von „Wikileaks“ nach Beckedahls Empfinden gut getan: „Was Wikileaks damit erreicht hat, ist, dass das Thema eine neue Aufmerksamkeit bekommen hat.“ Außerdem habe „Wikileaks“ wieder mehr Unterstützer bekommen. Dazu zählt nun auch die Innenpolitik-Redaktion des „NDR“. Die Redaktion entschied sich, die Plattform bei dem „Spy Files“-Projekt zu unterstützen. „Sie fand das Projekt ‚Spy Files‘ attraktiv und hat sich daher aus inhaltlichen Gründen entschlossen, in diesem Fall mit ‚Wikileaks‘ zusammenzuarbeiten. Mit dem Ergebnis ist unsere Redaktion zufrieden“, berichtet Martin Gartzke, Pressesprecher des „NDR“. Eine weitere Zusammenarbeit müsse von Fall zu Fall abgeschätzt werden.

<h3>Stephanie Knobus</h3>

Stephanie Knobus