Gegen einen Berg von Schrott

von | 10. Dezember 2010

Eigentlich sollte in Sachsen ab 2015 nur noch digitaler Radioempfang möglich sein. "Sachsen will keine Insellösung schaffen", meint der medienpolitische Sprecher der FDP, Torsten Herbst. Die Digitalisierung sei nicht aufzuhalten, es dürfe aber keine Abschaltung der UKW-Frequenzen über Nacht stattfinden.

Bereits im Jahr 2001 verabschiedete die damalige Sächsische Landesregierung im Sächsischen Privatrundfunkgesetz (Sächs.PRG) die Abschaffung der analogen UKW-Radiofrequenzen. Diese Entscheidung ist gleichbedeutend mit der vollständigen Umstellung auf digitale Distribution bis spätestens 1.Januar 2015. Was beim Fernsehen und den Telemedien bereits 2010 funktionierte, lässt sich derzeit nicht auf das Radio übertragen. Die technischen Voraussetzungen sind nicht gegeben. Speziell bei den digitalen Empfangsgeräten haben sie sich nicht so rasant geändert, wie ursprünglich angenommen wurde.

Wie steht die FDP als Regierungspartei zu diesem Thema?

Was die damalige CDU-Regierung im Alleingang beschloss, stellt sich nun als nahezu unmöglicher Schritt heraus. Die FDP war zur Verabschiedung des Gesetzes in der Opposition. Nun ist sie Partnerin der CDU in der Regierung und signalisierte u.a. in einem Gesetzesentwurf im Jahr 2009, dass sie gegen die verfrühte Abschaltung der analogen Frequenzen sei. Der medienpolitische Sprecher der FDP und Landtagsabgeordnete Torsten Herbst bringt im Interview zum Ausdruck, dass es eine Übergangslösung geben müsse. Doch je näher der Zeitpunkt der Übernachtabschaltung rückt, desto brisanter wird das Thema.

Millionen Sachsen hätten über Nacht keinen Radioempfang mehr

Würde das Gesetz in der gegenwärtigen Fassung herangezogen, so könnten Millionen Menschen in Sachsen an Silvester 2014 über Nacht ihre analogen Radiogeräte auf den Schrott werfen. Zudem wären zahlreiche ältere Menschen plötzlich vom Radio ausgeschlossen, da sie um die technischen Änderungen schlichtweg nicht Bescheid wissen. Nicht zuletzt müssten in sämtlichen Kraftfahrzeugen in Sachsen die Radios auf digitalen Empfang umgerüstet werden. Diese Kosten wollen die Verbraucher gegenwärtig nicht tragen.

Welcher digitale Sendestandard wird sich durchsetzen?

Bis dato hat sich noch kein Format am digitalen Radiomarkt entscheidend durchgesetzt. Stattdessen konkurrieren verschiedene Digitalformate, was den informierten Verbraucher zusätzlich verunsichern dürfte. Ob das favorisierte Digital Audio Broadcasting (DAB) das Format der Zukunft sein wird, ist nicht eindeutig geklärt. Inzwischen existiert mit DABplus ein weiterentwickelter Sendestandard, der ebenfalls den terrestrischen Radioempfang mittels Digitalsignal ermöglicht.Im Audio-Interview spricht Torsten Herbst über die Probleme bei der Einführung des Digitalradios.

<h3>Holger Schuchardt</h3>

Holger Schuchardt