„GEMA“: Einfacher ist nicht besser

von | 25. April 2012

Veranstalter müssen ab 2013 mehr an die „GEMA“ zahlen. Damit wolle der Musikverwerter nur sinkende Einnahmen kompensieren, kritisiert die „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“. Ab Januar 2013 plant die „GEMA“ ein einfacheres […]

Für Musikveranstalter werden die „GEMA“-Gebühren ab 2013 stark ansteigen.

Für Musikveranstalter werden die „GEMA“-Gebühren ab 2013 stark ansteigen.

Veranstalter müssen ab 2013 mehr an die „GEMA“ zahlen. Damit wolle der Musikverwerter nur sinkende Einnahmen kompensieren, kritisiert die „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“.

Ab Januar 2013 plant die „GEMA“ ein einfacheres und übersichtlicheres System für Veranstaltungen, bei denen zwar Musik gespielt, diese aber nicht der primäre Veranstaltungsanlass ist. Einziges Kriterium wird, ob die Musik live oder vom Band gespielt wird. Während es in der alten Bestimmung eine Pauschale gab, muss in Zukunft im Normalfall jede Veranstaltung für sich abgerechnet werden. „Wenn diese Vereinfachung erfolgt, dann geschieht dies zu Lasten aller Musiknutzer“, kritisiert Stephan Büttner,  Geschäftsführer der „Bundesvereinigung der Musikveranstalter Deutschland“, gegenüber medienMITTWEIDA.

„‚GEMA‘ will Einnahmen mehren“

Warum die „GEMA“ zum Jahreswechsel das bewährte System ändern will, ist für Büttner nur schwer verständlich: „Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, ein Tarifsystem zu verändern, das sich über 50 Jahre im Markt bewährt hat und das zudem von Veranstaltern akzeptiert wurde.“ Er vermutet, dass die „GEMA“ durch die neuen Strukturen nur ihre Einnahmen erhöhen wolle. Insbesondere im Verkauf von Musik-CDs hatte die Verwertungsgesellschaft letztes Jahr knapp 30 Millionen Euro weniger als im Vorjahr eingenommen. „Das ist allerdings kein Grund, sich das Geld bei den Restaurant- und Diskothekenbesitzern zu holen“, argumentiert Büttner.

Kontrolle gefordert

Die „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“ appelliert nun an die Aufsichtsbehörden, ihrer Kontrollfunktion nachzukommen. Bisher schweigen Marken- und Patentamt sowie Bundeskartellamt zu der neuen Verordnung. Die „GEMA“ hat letzte Woche aber selbst ein Schiedsstellenverfahren beim Patentamt eingereicht, um eine schnelle Einigung mit dem Veranstalterverband voranzutreiben.

Die bisherigen elf Tarife hätten „durchaus ihre Existenzberechtigung, da sie auf unterschiedliche Nutzungssachverhalte zugeschnitten waren“, meint Büttner von der „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“. Statt zu komplex seien die alten Tarife stärker differenziert. Bislang zahlen die Event-Organisatoren nämlich unterschiedliche Gebühren, je nachdem, ob Musik an der Strandpromenade oder zum Beispiel bei einem Straßenfest gespielt wird.

Discosterben befürchtet

Mit dem neuen System richten sich die Gebühren vorrangig nach der wirtschaftlichen Größe einer Veranstaltung. Bisher mussten durchschnittliche Diskotheken ungefähr 22.000 Euro jährlich an die „GEMA“ bezahlen. Laut Büttner könnten die Abgaben für eine gleiche Diskothek ab 2013 auf bis zu 150.000 Euro steigen. Es stehen dem Veranstalter lediglich zehn Prozent Vergünstigungen zu, wenn er mehr als 16 Veranstaltungen pro Monat durchführt.

Die „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“ vermutet, dass die an die Eintrittspreise gekoppelten neuen „GEMA“-Satzungen zu einer Verarmung der Clubkultur führen: „Höhere Eintritts- oder Getränkepreise sind in diesem Markt nicht durchsetzbar“, sagt Büttner. Wenn die Diskothekenbetreiber ihre Eintrittspreise erhöhen, um die gestiegenen Lizenzkosten zu bezahlen, würden sie zum einen weniger Gäste anlocken. Auf der anderen Seite würden in dem neuen Modell die steigenden Eintrittsgelder die „GEMA“-Gebühren noch weiter in die Höhe treiben.

Text: Richard Hardege, Bild: medienMITTWEIDA, Fotograf: Nicole Schaum, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Richard Hardege</h3>

Richard Hardege