Gute Idee – mangelhafte Umsetzung

von | 5. September 2011

Privatdetektiv spielen einfach gemacht: Wen interessiert es nicht, welche vermeintlich geheimen Beziehungen Politiker zueinander oder zu Organisationen und Firmen haben? Dieses Bedürfnis sollen sogenannte "Influence Networks" bedienen – noch mit geringem Erfolg.

Die von einer französischen Uni und „Zeit Online“ initiierte Plattform „Influence Networks“ startete im Frühjahr 2011. Sie soll dem Nutzer ermöglichen, Beziehungen zwischen Politikern untereinander oder in die Wirtschaft aufzudecken. Das heißt hier bislang aber nur, mittels einer Suchfunktion die Verflechtungen zu suchen, die ein eifriger Nutzer aus Quellen wie „Wikipedia“ übertragen hat. Neues erfährt der Nutzer nicht. Bei dem gut gemeinten Projekt mangelt es also noch an den Inhalten.

„Influence Networks“ von Nutzern abhängig

Zudem sind nicht alle Informationen wirklich vertrauenswürdig. Die Einstufung, wie seriös eine Angabe ist, funktioniert auf Vertrauensbasis. Jeder neue Nutzer bekommt einen bestimmten Rang zugewiesen. Der normale User startet mit einem Vertrauensrang von eins. Journalisten, die dem Netzwerk bekannt sind, bekommen das höchste Vertrauenslevel von fünf zugewiesen. Prinzipiell scheint eine solche Einstufung gut, um das Verbreiten von nicht verifizierten Informationen einzudämmen. Jedoch variiert auch die Vertrauenswürdigkeit von Journalisten. Die Bewertung der Nutzerglaubwürdigkeit ist also viel zu einfach ausgefallen.

Nach der Anmeldung können Gerüchte über Beziehungen veröffentlicht werden. Bewertet ein anderer Nutzer das Gerücht als vertrauenswürdig, steigt auch das sogenannte „Trustlevel“ des Erstellers. Dabei können Nutzer, die es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen, so ziemlich jedem in der Öffentlichkeit stehenden Menschen die Beziehung mit einer Person ihrer Wahl andichten.

Informationen über Beziehungen sind oberflächlich

Grundlegende Daten über Karriere und jetzige Position der „Beziehungspartner“ entnimmt das Netzwerk der Datenbank „Freebase„. Auf den ersten Blick wirkt die Seite übersichtlich. Sie bringt dem Internetuser aber nur dann etwas, wenn eine bereits nachgewiesene Beziehung bestätigt werden soll. Für umfassenderes Wissen taugt die Seite nicht. Nicht einmal viele Beziehungen oder brisante Beziehungen werden auf oder mit Hilfe dieser Plattform aufgedeckt. Denn sind Informationen zu Verflechtungen vorhanden, können diese kaum als hilfreich bezeichnet werden, da sie ebenso gut durch eine Suchmaschine erlangt werden können.

Die Gerüchte über Beziehungen sind kaum bis gar nicht zu überprüfen. Die Quellen sind meist sehr dürftig, oft stützen sie sich auf die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“. Zu Recherchezwecken ist die Seite deshalb kaum zu verwenden, seriöse wie angehende Journalisten oder Blogger können „Influence Networks“ nicht nutzen – zum Stöbern und zum Zeitvertreib ist die Seite aber geeignet.

Text: Josefine Elze.

<h3>Josefine Elze</h3>

Josefine Elze