Der Traum vom eigenen Spiel

von | 23. März 2012

Es ist kein seltener Gamer-Wunsch, selbst Spiele zu entwickeln und deren Figuren und Umgebung individuell zu gestalten. „Conitec“ entwickelte dafür die Software „3D Gamestudio“. Das umfangreichste Projekt, das jemals mit […]

Es ist kein seltener Gamer-Wunsch, selbst Spiele zu entwickeln und deren Figuren und Umgebung individuell zu gestalten. „Conitec“ entwickelte dafür die Software „3D Gamestudio“.

Das umfangreichste Projekt, das jemals mit der Entwickler-Software „3D Gamestudio“ erschaffen wurde, ist die für die Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover rekonstruierte Stadt Quedlinburg. Mit Hilfe von über 5.000 Fotos der Gebäude und Straßen wurde die komplette Stadt am PC rekonstruiert. Der Hersteller von „3D Gamestudio“ wirbt damit, für derartige Projekte seien keine vorher erworbenen Erfahrungen zum Spielegestalten nötig. Auf Programmiersprachen sei der Nutzer nur bedingt angewiesen. Der Grund ist das sogenannte „Template“-System. Hier kann sich der User  aus vorgefertigten Spielelementen bedienen, um diese zu einem neuen Produkt zusammenzufügen.

Vom Mausklick bis zur Skriptsprache

Johann Christian Lotter, Geschäftsführer der Firma „Conitec“ und damit Chef von 12 Mitarbeitern, sieht zwischen Qualität und einfacher Bedienung keinen Widerspruch. „Mit ‚3D Gamestudio‘ können auf einer Einsteigerebene einfache Spiele per Mausklick produziert werden“, erzählt er. Hobbyentwickler Andreas Betge schränkt das allerdings ein: „Laien sollten keinen Anspruch haben, an die Qualität von professionellen Spielen heranzureichen. Da sitzen große Entwicklerteams jahrelang an der Entwicklung. Das kann alleine nicht mal ansatzweise geleistet werden.“ Er selbst hat bereits ein Spiel mit der „Conitec“-Software programmiert. Betge: „Vor ein paar Jahren habe ich einen kleinen Ego-Shooter mit dem ‚3D Gamestudio‘ erstellt. Dieses Projekt war komplett spielbar mit mehreren Leveln.“

Für detaillierte und komplexere Programmierungen lassen sich laut Geschäftsführer Lotter mit Hilfe der Skriptsprache auch sehr anspruchsvolle Projekte realisieren. Auch Programmiersprachen wie „C++“, „C#“ oder „Delphi“-Entwicklungssysteme sind bei der Umsetzung nützlich. Hier sieht Lotter auch die Vorteile gegenüber der Konkurrenz. „Mit ‚3D Gamestudios‘ Engine und Skriptsprache lässt sich ein Spiel oder Spiele-Prototyp wesentlich schneller, mit weniger Aufwand und weniger Skriptcode programmieren als mit den Systemen der Mitbewerber.“

Laien sollten mit kleinen Projekten beginnen

Um als Laie erfolgreich ein eigenes Spiel zu entwickeln, müssen Hobbyentwickler allerdings viel Geduld und Beharrlichkeit beweisen. „Im Laufe eines Spieleprojektes stößt der Nutzer immer wieder auf Dinge, die nicht funktionieren, oder die er mit seinem Know-How einfach nicht umsetzen kann“, erklärt Betge. Er rät Neueinsteigern mit einfachen Spielen zu beginnen. Dafür eignen sich beispielsweise Nachbauten von alten Klassikern wie „Pong“ oder „Space Invaders“, um sich in die Software einzuarbeiten. Betge erklärt den Misserfolg vieler Hobbyentwickler mit ihren zu hoch gesteckten Zielen: „Viele kommen nicht über die ersten Phasen hinweg, da ihre Projekte viel zu umfangreich angesetzt sind. Da wird dann aus dem neuen Hobby schnell eine Frustbeschäftigung.“

Schwerpunkt auf 2D- und 3D-Computerspielen

Mit seiner 1990 entstandenen Software sieht sich Geschäftsführer Lotter außer Konkurrenz. „Es gibt zur Zeit keinen direkten Konkurrenten für ‚3D Gamestudio‘ als universelles Entwicklungssystem“, erklärt Lotter. „Obwohl ‚3D Gamestudio‘ inzwischen auch für viele andere Zwecke eingesetzt wird – etwa zur Entwicklung von Industriesteuerungen oder sogar eines Börsenhandelsprogramms – sind 2D- und 3D-Computerspiele immer noch der Schwerpunkt.“ Es gibt zwar Mitbewerber wie „Blitz3D“, „Irrlicht“ oder „Torque“, die aber für die Gamestudio-Zielgruppe oft Nachteile bieten.

Bei der Entwicklung der Software wurde auch darauf geachtet, Hardware und Betriebssysteme, die nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, zu unterstützen. Der Gedanke dahinter ist simpel: „Wir wollen mit ‚3D Gamestudio‘ ein robustes System zur Verfügung stellen, dessen Anwendungen auch noch auf fünf oder sechs Jahre alten PCs laufen“, so Lotter.

Mobile-Trend auch bei Entwickler-Plattform

Mit dem aufkommenden Spiele-Boom auf „Smartphones“ muss auch das „3D Gamestudio“ seine Strategie nachbessern. Es wird mittlerweile – wenn auch ziemlich spät – an Methoden gearbeitet, die es ermöglichen, die am PC programmierten Spiele auch auf anderen Plattformen zur Verfügung zu stellen. Somit geht das Unternehmen den Wünschen der Verbraucher entgegen, die ihre programmierte Software auch auf mobilen Endgeräten nutzen möchten.

Von den Anfängen bis zum Millionen-Absatz

Die ersten kommerziellen Spiele, die mit dem „3D Gamestudio“ entwickelt wurden, waren 1999 die Jagdsimulationen von „MacMillan“. Die größte Verbreitung hatte mit einer Auflage von 1,5 Millionen CD’s das Spiel „Great Clips Racing“ . Entwickler „Digital Content“ profitierte von der Software vor allem in Hinsicht auf die Anschaffungskosten: „Wenn ich bedenke, was wir bezahlt haben und was wir dafür von ‚3D Gamestudio‘ bekommen, bin ich ziemlich happy“, wird der Entwickler auf der Software-Homepage zitiert.

Text: Stefan Huberth, Bilder: Conitec GmbH, Bearbeitung: Florian Pfennig.

<h3>Stefan Huberth</h3>

Stefan Huberth