In 10 Jahren zum Pflichtfernsehen

von | 20. Januar 2010

Während der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1 öffentlich über den Verkauf des hauseigenen Nachrichtensenders nachdenkt, planen die Landesmedienanstalten die Sender zu Nachrichten zu verpflichten.

N24 ist laut eigener Pressemitteilung 2009 „die klare Nummer 1 unter den Nachrichtensendern“. Trotzdem ist der Sender für seinen Besitzer auch nach zehn Jahren Sendebetrieb ein einziges Minusgeschäft. Sonst würde Konzernchef Thomas Ebeling nicht öffentlich über den Verkauf des Spartenprogramms nachdenken. Es scheint sich die Frage zu stellen, ob Information überhaupt wirtschaftlich sein kann.

Zehn Jahre N24

Ein kurzer Rückblick: Im Januar 2000 begann der Sendebetrieb von N24. Der Nachrichtensender der ProSiebenSat.1-Gruppe sollte von Beginn an n-tv die Zuschauer streitig machen. Jahrelang hatte die ProSiebenSat.1 Media AG versucht den Informationssender aus der RTL-Gruppe zu übernehmen. Letztendlich entschied man sich für die Gründung eines eigenen Nachrichtensenders, da der Kaufpreis für n-tv zu hoch erschien.

„Der Wert gut recherchierter und präsentierter Nachrichten lässt sich nicht auf einen etwaigen Gegenwert durch Werbeeinnahmen reduzieren“, gab die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Agnieszka Malczak in einem offenen Brief anlässlich der Sparpläne von ProSiebenSat.1 zu bedenken.

Abspielstation für Dokumentationen

„Ohne Nachrichten verkommt N24 über kurz oder lang zur Abspielstation für Dokumentationen“, warnte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken, angesichts der Spar-Debatte. Eine Abspielstation scheint N24 schon heute teilweise zu sein. Wer einen Narren an Waffen- und Kriegsgerät gefunden hat, ist hier oft gut aufgehoben. Die zumeist nordamerikanischen Produktionen strotzen vor Patriotismus.

Unterdessen melden sich auch die Landesmedienanstalten in ihrer Funktion als Kontrolleur zu Wort. Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der ALM, Thomas Langheinrich, gab am 19. Januar 2009 bekannt, die Arbeitsgemeinschaft werde sich „in den nächsten Wochen bemühen, dem Gesetzgeber Vorschläge zu übermitteln, die auch Grundlage für eine gesetzliche Novellierung des Rundfunkstaatsvertrages sein könnten.“ Eine Verpflichtung zur Einführung einer Nachrichtenpflicht für die privaten Sender scheint aus Sicht der ALM offenbar nötig. „Die aktuelle Diskussion um den Nachrichtensender N24 hat klar gemacht, dass wir eine breite Diskussion über Funktion und Rolle der privaten Sender führen müssen“, sagte Langheinrich. Sollte sich diese Überlegung durchsetzen, müsste ein möglicher Verkauf des Informationssenders sicherlich überdacht werden.

<h3>Alexander Maack</h3>

Alexander Maack