Sandra Sturm

Let’s Talk Porn: Aus dem Leben eines Cam-Girls

von | 20. Dezember 2019

Sex Sells: Von der Krankenschwester ins Erotikgeschäft.

Wenn am Morgen andere Frauen ins Büro fahren, geht auch Sandra Sturms Berufsalltag los. Einziger Unterschied: Sie kann bequem von Zuhause arbeiten. Make-up aufgelegt, in sexy Kleidung geschmissen, die Cam eingeschaltet. Action! Sandra Sturm ist eine erfolgreiche Erotikdarstellerin. Die Dresdnerin ist ein regelmäßig gebuchtes Gesicht auf Erotikmessen, unter anderem der Venus in Berlin oder der Extasia in der Schweiz. Angefangen hat alles 2015, als sie ein befreundeter Fotograf auf die Idee brachte, in die Erotikbranche zu wechseln. Im schriftlichen Interview mit medienMITTWEIDA gibt sie Einblicke in ihr Leben. 

Nimm uns einmal mit in deine Vergangenheit – welchen Beruf hast du vorher ausgeübt? 

Sandra Sturm: Ich habe eine Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und viel Wert darauf gelegt, mich weiterzubilden. Zuerst zur Hygienefachschwester, dann zur Stationsleiterin und danach zur Intensivkrankenschwester. Ich war aber nicht zufrieden, vor allem aus finanzieller Sicht. 

Wie hat deine Familie auf deinen Einstieg in die Erotikbranche reagiert?

Sturm: Bis heute ist es mir gelungen, meine Familie aus dem Ganzen rauszuhalten und ihnen davon nichts zu erzählen. Wenn sie es eines Tages erfahren, fänden sie es auch nicht schlimm. Meine Oma hat immer gesagt: Man soll zeigen, was man hat“ und danach lebe ich auch. 

 Mach das, was dich glücklich macht, denn du lebst nur einmal.

Mutter von Erotikdarstellerin Sandra Sturm

Wie hast du dich dabei gefühlt, als du deinen ersten Porno gedreht hast?

Sturm: Klar ist man etwas aufgeregt, aber am Ende muss man nur die Leute um sich herum ausblenden und sich vorstellen, man ist ganz alleine mit dem Partner. Die Produktionsfirma war von meinem ersten Dreh sehr begeistert und sagte zu mir, dass ich mich besser in Szene setzen würde, als ein Profi, der das jahrelang macht. Das war die beste Bestätigung und für mich zählte nur ein gutes Ergebnis. So durfte ich als erste Ostdeutsche für Scoreland, eine große amerikanische Erotikfirma, arbeiten. Das war eine Ehre für mich, denn die nehmen nicht jede Frau.

Foto: Sandra Sturm

Was war dein verrücktester Erotikdreh? 

Sandra Sturm: Da gab es mehrere, an zwei erinnere ich mich besonders gut. Einmal sollte ich mit den Fingernägeln Luftballons zerplatzen lassen, in einem Raum, der voll mit ihnen war. Das andere Mal musste ich mir das Bein eingipsen lassen und dann herumhumpeln. Beide dieser Jobs waren speziell für den Dreh von Fetisch Videos. 

Mittlerweile ist deine Haupteinkommensquelle das Cam-Girl-Geschäft. Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Sturm: Ich stehe sehr zeitig auf, dann mache mich fertig und gehe mit der Webcam online. Wenn die Arbeit getan ist, heißt es für mich Büroarbeit erledigen, denn ich bin selbstständig und das gehört auch dazu. Wenn alles geschafft ist, geht es zum Sport. Danach gibt es eine zweite Runde vor der Cam. 

Was ist lukrativer, das Webcam-Geschäft oder der Pornodreh?

Sturm: Definitiv das Webcam-Geschäft! Ich liebe meinen Job, jeden Tag aufs Neue. Ich kann von der ganzen Welt aus arbeiten: Am Strand Videos drehen oder im Hotelzimmer. Ich benötige dafür nur das Internet und einen Anschluss. Bald geht es  in den Dubai Urlaub. Daran werde ich meine Fans natürlich teilhaben lassen.

Die Erotikbranche stellt man sich als ein schonungsloses Leistungssystem vor – wie kommst du mit dem Druck klar?

Sturm: Ja, so ist es auch, ohne Frage. Aber Druck hat nur der, der ihn sich machen lässt. Ich hab mich von Anfang an nur auf mich konzentriert, so wie ich das heute auch mache. Was andere tun oder nicht tun, ist mir egal. Ich versuche mein Leben so zu gestalten, dass ich genügend Abwechslung habe. Abseits von der Kamera bin ich mit meinem Hund Oscar unterwegs oder mache gern eine Motorradtour. Ich bin nämlich ein leidenschaftlicher Motorradfan. Außerdem treibe ich regelmäßig Sport im Fitnessstudio oder verbringe Zeit mit meiner Familie. Das alles ist der schönste Ausgleich für mich.

Im Juni 2019 brachte sie ihre eigens nachempfundene Sexpuppe auf den Markt. Foto: Sandra Sturm 

 Ich liebe meinen Job, jeden Tag aufs Neue.

Sandra Sturm
Erotikdarstellerin

Wie würdest du dein Image beschreiben?

Sturm: Wenn man an Sandra Sturm denkt, dann ist der Name Programm. Denn ich fege über die Männer wie ein Sturm hinweg. Am Ende lieben mich meine Fans, weil ich echt bin und mich nicht verstelle. So wie ich vor der Webcam bin, bin ich auch privat. Mit mir können meine Fans lachen oder ihren Kummer teilen. Bekannt bin ich natürlich für die großen Brüste und die smaragdgrünen Augen, die funkeln wie eine Raubkatze in der Nacht.

Würdest du sagen, es ist machbar, in deinem Beruf eine glückliche Beziehung zu führen?

Sturm: Klar kann man das, wenn man das möchte und den richtigen Partner gefunden hat, der den Beruf akzeptiert. Ich für meinen Teil bleibe derzeit lieber Single. Ich kann mir später immer noch jemanden suchen. Für mich ist meine englische Bulldogge Oscar mein Ein und Alles. Mein Männerersatz, denn er kann auch fressen, schlafen, schnarchen und pupsen wie ein Großer.

Wie gehst du mit den Kritikern um, die mit deinen offenherzigen Auftritten ein Problem haben? Kannst du das nachvollziehen?

Sturm: Die Kritik bekomme ich nie offen ins Gesicht gesagt, sondern nur hinter dem Rücken. Somit geht es mir am Allerwertesten vorbei, da erstmal vor der eigenen Tür gekehrt werden muss, sage ich immer. Ich muss mir gefallen und keinem anderen. Wen es stört, der kann gern wegschauen. Das Gleiche mache ich bei Dingen, die ich nicht toll finde.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Sturm: Bei der Zeitschrift Penthouse habe ich mal in einem Interview gesagt, dass ich später auf einer Insel in der Südsee leben möchte. Heute würde ich sagen: In einem kleinen, süßen Haus am Waldrand, wo man seine Ruhe hat. Ein anderer großer Traum von mir ist es, ein Bike ganz nach meinen Vorstellungen von einem Profi-Custom-Bikebauer umrüsten zu lassen. Das Rohbike dafür habe ich schon. Jetzt muss ich nur noch einen Sponsor finden, der mit mir gemeinsam das Projekt, am liebsten in einer TV-Sendung, umsetzt. 

Die Dresdnerin ist ein echter Motorradfan und baut in ihrer Freizeit zum ersten Mal selbst ein Bike zusammen. Foto: Sandra Sturm

Zum Abschluss: Was sind deine Tipps, um Ziele im Leben zu realisieren? 

Sturm: Du musst erstmal wissen, was du willst. Wenn du das weißt, arbeite darauf hin und setze es am Ende auch so um. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Darum sei immer zielstrebig, diszipliniert, ehrlich und pünktlich. Was besonders wichtig ist: Bleibe immer du selbst.

Text: Christin Post, Titelbild und Fotos: Dark Fire Photography,  Sandra Sturm

<h3>Christin Post</h3>

Christin Post

ist im Erzgebirge geboren und studiert derzeit im sechsten Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Sie ist ein kreativer Kopf und nutzt diese Fähigkeiten, als Teil der Bildredaktion und des Social Media Teams. Ihre persönlichen Interessen liegen außerdem beim Longboarden, Surfen und dem Reisen.