Deutsche lieben das Dschungelcamp – zurecht!

von | 10. Januar 2012

„RTL“ startet am 13. Januar 2012 die sechste Staffel des „Dschungelcamps“. Selten bringen Promiblamagen mit Ekelfaktor so viel Spaß und Unterhaltung. Ein Kommentar von Nadja Rußig.

Wenn sich im Januar elf mehr oder weniger bekannte C-Prominente in die Wildnis begeben, sich voller Inbrunst ekelerregenden Dschungelprüfungen stellen und das ganze Spektakel dazu noch von zahlreichen Kameras eingefangen wird, steht eine neue Staffel von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ an. Zum sechsten Mal hat „RTL“ gescheiterte Persönlichkeiten und Möchtegern-Sternchen auserkoren, ihr gemütliches Federbett gegen eine modrige Hängematte mitten in der präparierten australischen Wildnis zu tauschen. Bei dem verlockendem Budget können die Kandidaten ruhig über die zu erwartende Schmach und Gräuel hinwegsehen. Schließlich wird der Schuldenberg gemindert und es winken zwei Wochen unangefochtene Aufmerksamkeit im deutschen Fernsehen.

Neun Millionen Zuschauer können nicht lügen

Nicht jeder Zuschauer bekennt sich dazu, begeisterter Anhänger des „Dschungelcamps“ zu sein. Merkwürdig, denn über den neuesten Schlagabtausch und die brisantesten Peinlichkeiten wissen die meisten dennoch Bescheid. Die Sendung wird oft als niveauloses Trash-TV abgestempelt. In gewisser Weise mag das stimmen, doch hinter der Sendung steckt ein aufwendig produziertes Fernsehformat mit enormem Unterhaltungswert.

Die Einschaltquoten der Vorjahresstaffel sprechen eindeutig für sich. 42 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe erreichten die Zickereien um Sarah Knappig und die vermeintlich inszenierte Liebesgeschichte von Jay Khan und Indira Weis 2011 durchschnittlich. An einem Rekordtag schalteten sogar bis zu 9 Millionen Zuschauer ein. Ein Format mit solchen Quoten kann nicht verkehrt sein.

Ekel, Scham und viel Witz

Wer denkt, nur das anspruchslose Publikum ohne Sinn für qualitätsbewusstes Fernsehen treibt die Quoten in die Höhe, liegt falsch. Das Massenphänomen „Dschungelcamp“ erreicht Zuschauer in allen Milieus. Es macht jedermann unglaublich viel Spaß, an einer Sendung teilzuhaben, die durch die Entwicklung der Dschungelbewohner angetrieben wird.

Von der gemütlichen Couch aus erfreut sich der gierige Zuschauer auch am perfekt harmonierenden Moderatorenduo. Ohne die ironisch bissigen Kommentare von Sonja Zietlow und Dirk Bach wäre das Wildnisspektakel nur halb so schön. Dabei spitzzüngeln sie nicht nur über neuste Blamagen und Ekelfaktoren, sondern hegen böse Witze, die oft nur mit Kenntnis der Nachrichtenlage außerhalb des Dschungels verständlich sind.

Die Unterhaltung steht ganz oben

Für die Macher wird es 2012 schwierig, an den Erfolg vom Vorjahr anknüpfen zu können. Keiner weiß, ob die neue C-Prominenz ebenso eine abenteuerliche Eigendynamik entwickelt. TV-Trash-Queen Brigitte Nielson wird hoffentlich für ordentlichen Zündstoff sorgen. Ansonsten stellt sich beim Lesen der diesjährigen Kandidatenliste erst einmal die Frage, ob es sich da tatsächlich um bekannte Persönlichkeiten handelt.

Wer sind gleich nochmal Radost Bokel, Rocco Stark oder Kim Debkowski? Noch nie gehört? Das ist auch nicht schlimm. Das „Dschungelcamp“ will weder mit bekannten Namen glänzen, noch intellektuell anspruchsvoll sein. Daraus macht „RTL“ auch keinen Hehl. Es geht einzig allein um Spaß und Unterhaltung – ob inszeniert oder nicht. Dieses Ziel setzen die Macher ganz klar gekonnt um.

<h3>Nadja Rußig</h3>

Nadja Rußig