Kommentar: Kerner mag „Kerner“ nicht mehr

von | 24. Oktober 2011

Johannes B. Kerner will zum Jahresende aufhören, die nach ihm benannte Show zu moderieren. Für Kerner bietet der Schritt die Chance, sich wieder auf seine Stärken zu konzentrieren.

Weder vermehrte Senderwechsel noch quotenbedingte Sendeplatzverschiebungen konnten Johannes Baptist Kerner bisher aus der Medienwelt verdrängen. Nach seinem erneuten Wechsel vom „ZDF“ zu „Sat.1“ im Jahr 2009 wollte er nicht mehr talken sondern ein Wochenmagazin à la „Stern TV“ produzieren. So richtig geklappt hat das nicht, der Erfolg blieb aus. Kerner selbst hat sich bereits im September kritisch zu seiner eigenen Sendung geäußert. Recht hatte er. Nach fast 14 Jahren werden nun seine nach ihm benannten Shows ihr Ende finden.

Alles drin außer Sex

Es stellt sich die Frage, warum der Erfolg des Bonner Fernsehmoderators nach seinem Wechsel zu „Sat.1“ ausblieb. Die in „Kerner“-Sendungen gezeigten Themen dürften eigentlich den Ansprüchen des sensationsgeilen Privatsender-Publikums gerecht werden. Gewalt, Schicksale und ein süßer Hund sind normalerweise ausreichend um den durchschnittlichen „Sat.1“-Zuschauer an das Fernsehgerät zu fesseln. Themen wie „Deutsche Kannibalismusopfer auf Nuku Hiva“ analysiert von Gerichtsmedizin-Tausendsassa Mark Benecke, „Gewalt!, Armut!, Inflation!“ und des Deutschen Lieblings-Jammer-Thema „Spritpreise“ garantieren bei anderen Sendern angemessene Marktanteile.

Anscheinend hatte „Kerner“ zu wenig Sex in der Sendung. Gewalt, Armut und Schicksale reichen nicht aus um das „anspruchsvolle“ Publikum zufrieden zu stellen. Kerner hatte wohl einfach zu wenig Sexappeal. Beim „Sat.1“-Kollegen Claus Strunz und seinem Polittalk „Eins gegen Eins“ wurden die Themen noch mehr auf einen Privatsender zugeschnitten. Dank Themen wie dem „Schamhaar-Eklat“ konnte diese Sendung vergleichsweise gute Quoten erreichen.

Nimm es sportlich, Johannes

Wahrscheinlich sind ernsthafte Themen rund um Politik und Gesellschaft nicht das Richtige für den angeblichen Alleskönner Kerner. Sein wirkliches Talent hat er im Sportbereich. Fußball-WM und „Champions League“ gelingen dem 44-Jährigen einfach besser. Johannes B. Kerner sollte das Ende des nach ihm benannten Magazins einfach sportlich nehmen und das Spielfeld rund um Gewalt, Wirtschaftskrise und anderen Katastrophen den großen Jungs überlassen. Für die „Champions League“ und „Das große Allgemeinwissens Quiz“ ist er genau der richtige.

<h3>Christina Mothes</h3>

Christina Mothes