Kommentar: Letzte Chance verspielt

von | 14. Oktober 2011

Für die eigentliche Zielgruppe Student ist „StudiVZ“ denkbar unattraktiv geworden. Auch wenn viele Medien die Chancen seit dem Relaunch besser einschätzen, ist es unwahrscheinlich, dass User zu dem Social Network […]

„StudiVZ“ hat seine letzte Chance verspielt.

Für die eigentliche Zielgruppe Student ist „StudiVZ“ denkbar unattraktiv geworden. Auch wenn viele Medien die Chancen seit dem Relaunch besser einschätzen, ist es unwahrscheinlich, dass User zu dem Social Network zurückkehren.

StudiVZ“ war die wohl beliebteste Plattform für Studenten und solche, die es werden wollen. Mittlerweile lesen Nutzer immer öfter „Ab jetzt nur noch auf Facebook erreichbar“. Der in den IVW-Klickzahlen verzeichnete Visit-Rückgang von August auf September 2011 um fast 20 Prozent ist leicht zu erklären: Die Plattform ist für die Internetnutzer schlicht und einfach nicht mehr attraktiv. Zwar bezeichnen viele Online-Medien und viele Blogger den Relaunch als letzte Rettung: Die letzte Chance hat „StudiVZ“ aber schon lange verspielt.

Ursachen für Bedeutungslosigkeit von „StudiVZ“ liegen Jahre zurück

Grund für den Rückgang der Klickzahlen sind die Probleme, die „StudiVZ“ schon seit Jahren beschäftigen. Ein Beispiel sind die Schwierigkeiten im plattformeigenen Chat, dem Plauderkasten. Dieser lief nicht stabil und startete zeitweise überhaupt nicht. Auch der Datensicherheitsskandal, bei dem Nutzerdaten von „StudiVZ“ ausgelesen werden konnten, hat dazu geführt, dass sich immer mehr User abmelden. Paradox, ist doch gerade der Konkurrent „Facebook“ kein Vorreiter bei diesem Thema.

Dass das „Holtzbrinck“-Netzwerk zu spät reagiert hat, ist ganz klares Missmanagement. Den Vorsprung von „Facebook “ kann „StudiVZ“ heute auf keinen Fall mehr aufholen. Da hilft auch der Relaunch nichts, denn ein schlichtes Redesign ändert an den eigentlichen Schwachstellen nichts: Während „Facebook“ mittlerweile weltweit 800 Millionen und in Deutschland 14,7 Millionen Mitglieder hat, kann „StudiVZ“ gerade einmal 2,9 Millionen Registrierte aufweisen.

Eigentliche Schwäche nicht erkannt

Bei einem steigenden Interesse an Internationalität insbesondere bei Akademikern ist es fahrlässig, ein Netzwerk nur auf den deutschen Markt auszurichten. Auch in technischer Hinsicht kann „StudiVZ“ noch einiges von der Konkurrenz lernen: Während „Facebook“ mit ständigen Neuerungen und Technologieänderungen aufwartet, hat sich „StudiVZ“ zu lange ausgeruht.

Die meisten aktiven und inaktiven Nutzer dürften von den Änderungen der „VZ-Netzwerke“ entweder nichts mehr mitbekommen oder mit dem Kapitel „studiVZ “ abgeschlossen haben. Denn so bahnbrechend, dass Nutzer zu der Plattform zurückkehren würden, sind die Neuerungen nicht. Die kreativen Köpfe in der Firma sind also gefragt, doch wirklich innovativ ist das „Holtzbrinck“-Tochterunternehmen schon lange nicht mehr. Einen Ausweg aus der Bedeutungslosigkeit gibt es für das Netzwerk nicht. Der finale Schritt ist die Abschaltung.

<h3>Stefan Huberth</h3>

Stefan Huberth