Studenten zeigen ein Stück DDR-Geschichte

von | 12. Dezember 2011

Mit „Im November“ produzieren Studenten der Hochschule Mittweida einen Kurzfilm mit historischem Hintergrund. Dabei unterstützen sie sogar Medienkenner wie Barbara Dickmann.

Der Film „Im November“ entsteht unter der Leitung der Studentinnen Josefine Hennel, Clara Stammermann und Janine Pätzold. Die jungen Filmemacher von der Hochschule Mittweida wollen Schicksale im Deutschland der Wendezeit behandeln. Die Geschichte spielt zur Zeit des Mauerfalls. Jubelnd zieht es die Menschen aus dem Osten in den Westen, ein Gefühl von Freiheit stellt sich ein. Doch nicht jeder nimmt die politische Wende euphorisch auf. So auch der 50-jährige Volker Steger aus Mittweida. Sozialistisch erzogen und ideologisch vom SED-Regime geprägt, arbeitet er in der DDR als Handwerker in der wirtschaftlich bedeutungsvollen Baumwollspinnerei der Stadt.

Auch nach der Wende besteht für Steger die DDR weiter. Er bleibt auch nach der Grenzöffnung im Osten Deutschlands und möchte seinem gewohnten Tagesgeschehen nachgehen. Seine Frau Luise fügt sich hingegen den Neuerungen. Die Tochter ergreift ebenfalls die Chance der gewonnenen Freiheit und nimmt nach ihrem abgeschlossenen Studium eine Arbeit in Stuttgart an. 1992, im Zuge der Wiedervereinigung, verliert Steger seinen Job in der Textilindustrie. Er hat das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden und zweifelt an seiner Identität. Leere und Bedeutungslosigkeit überkommen ihn. Mehr und mehr verflechten sich die Gedanken- und Handlungsstränge, die Geschichte spitzt sich zu.

„Das Thema sollte einfach nicht vergessen werden“

„Wir haben gemerkt, dass bei diesem Thema noch sehr viel Redebedarf besteht und so soll die Geschichte stellvertretend für viele stehen, die mit der DDR sehr viel Sicherheit und Geborgenheit verbunden haben“, erklärt Josefine Hennel, Regisseurin und Drehbuchautorin des Kurzfilms. „Die Zuschauer sollen angeregt werden, noch einmal über die DDR und deren Konsequenzen nachzudenken. Das Thema sollte einfach nicht vergessen werden.“ Bei der Produktion wollen die jungen Studentinnen jedoch auf keinen Fall politisch Stellung beziehen. Ihr Ziel ist es, einen bisher wenig diskutierten Aspekt der Wendegeschichte zu beleuchten. Die Protagonisten im Film sind dabei fiktiv, die Handlung beruht jedoch auf einer wahren Begebenheit.

„Die Idee zum Film kam bereits im vergangenen Frühjahr, woraufhin wir sofort mit Recherchearbeiten begonnen und seitdem nahezu täglich an dem Projekt arbeiten“, erklärt Josefine Hennel. Dazu haben sie mit vielen Menschen gesprochen und deren Geschichten und persönliche Schicksale angehört. Die Dreharbeiten für den 30 Minuten langen Film sollen Ende Januar beginnen. Um einen pünktlichen Produktionsbeginn sicherzustellen, müssen die Verantwortlichen in den kommenden Wochen noch sehr viel planen. Zur Zeit treffen sie organisatorische Vorbereitungen, wie Drehortplanungen und  Schauspielersuche. Nach der Fertigstellung soll der Kurzfilm bei deutschlandweiten Filmwettbewerben glänzen, wie etwa den Dresdner Kurzfilmfestspielen im Sommer 2012.

Unterstützung von Medienprofis

Um beim ersten eigenen Film nicht die Übersicht zu verlieren, haben sich die Studierenden der Hochschule Mittweida professionelle Unterstützung besorgt. Die frühere „Tagesschau“-Moderatorin Barbara Dickmann haben die Studentinnen bereits als Mentorin für ihr Projekt gewonnen. „Frau Dickmann konnten wir während des letzten Medienforums für die Idee begeistern. Sie hat uns bereits Branchenkenner vermittelt, die beispielsweise über das Drehbuch geschaut haben. Auch bei der Suche der Schauspieler berät sie uns“, freut sich Josefine Hennel.

Dass selbst die Hochschule Mittweida das Projekt fördert und Sponsoren wie der Dozent Herbert E. Graus Unterstützung zugesichert haben, bestärkt die Studentinnen in ihrem Vorhaben. „Auch der Bürgermeister Mittweidas, Matthias Damm, hat seine Mithilfe angeboten“, sagt die Produktionsleiterin Clara Stammermann. Diese Unterstützung nehmen die Studentinnen gern an, versuchen aber auch selbst finanzielle Mittel zu gewinnen.

Noch immer suchen die Studentinnen nach Verstärkung innerhalb des Teams. „Wer beispielsweise Produktionsfahrer, Set-Runner oder Verantwortlicher fürs Catering sein möchte, kann sich gern an uns wenden“, sagt Clara Stammermann. Für weitere Informationen stellen sie innerhalb der nächsten Tage die projekteigene Website fertig.

<h3>Tina Grassow</h3>

Tina Grassow