Lineares Musikfernsehen ist tot

von | 24. März 2011

Im sogenannten Musikfernsehen sind Musikvideos selten anzutreffen. Das Verschwinden von MTV ins Bezahlfernsehen und der Relaunch von Viva sollten helfen, Zuschauer zurückzugewinnen. Doch ist die Musik vielleicht schon längst ins Internet und zu interaktiven Sendern abgewandert, wie Lars Mardfeldt vom Onlinesender Qtom erklärt.

Musikclips wurden in den letzten Jahren „immer mehr aus dem herkömmlichen TV-Programm verdrängt und durch Doku-Soaps ersetzt“, bedauert Lars Mardfeldt. Er ist Marketing-Manager beim Online-Musikkanal Qtom und weiß, wo die Schwäche des altgedienten Musikfernsehens liegt. „Jeder hat einen unterschiedlichen Musikgeschmack, mag unterschiedliche Arten, Künstler und Stile“, sagt Mardfeldt. Durch herkömmliches, lineares Fernsehen könnten diese Interessen nicht mehr bedient werden. Dort beherrschen amerikanische Soaps das Programm, schlechte Quoten sind die Folge. Die Konkurrenz für herkömmliches Musik-TV bleibt unterdessen stark, viele nutzen mittlerweile andere Dienste.

„Fernsehen der Zukunft ist interaktiv“

Einer der Konkurrenten ist das laut eigener Aussage erste interaktive Musikfernsehen Qtom. Das Online-Angebot gestattet dem Nutzer frei nach seinem Geschmack sein Genre zu wählen und von einem professionellen Musikredakteur zusammengestellte Playlists zu genießen. „Im Vergleich zu Youtube oder anderen Portalen steckt genau hier der Vorteil“, sagt Mardfeldt. Er geht davon aus, dass Qtom die Rezipienten anspricht, die nicht gezielt nach einem Song suchen, sondern durch ein Genre geführt werden wollen. Dennoch gestattet das Angebot dem Nutzer durch Drehregler auf die Musikauswahl Einfluss zu nehmen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Internetnutzer nicht an Sendezeiten gebunden ist. Er kann selbst seine persönlich bevorzugten Inhalte wählen. „Das Fernsehen der Zukunft ist interaktiv“, sagt Mardfeldt, Musikgeschmack sei schließlich individuell und das Internet biete die Möglichkeit, diese Individualität zu realisieren. Qtom kann jedoch nicht ausschließlich mit einem Bowser genutzt werden, es ist ebenso beispielsweise als IPTV-Angebot auf Fernsehern von Philips, Panasonic, Loewe, Sharp und Technisat vorinstalliert oder als Smartphone-App verfügbar. Das Internetangebot ist also durchaus auch auf anderen Plattformen anzusteuern. „Wir merken an den Reaktionen der Zuschauer, der Musikindustrie und von Partnern, dass wir da einen Nerv treffen“, freut sich Mardfeldt.

Vivas Programminhalte lassen zu wünschen übrig

Das Programm von Viva kann da in musikalischer Hinsicht kaum mithalten. Schaut der Zuschauer das Programm des „Musiksenders“, so werden die Programmschwächen offensichtlich. Von einem Tag Sendezeit (18 Stunden, 45 Minuten) werden gerade mal 9 Stunden und 45 Minuten inklusive Werbung für Musikvideos freigehalten. Dabei werden die Musikvideozeiten zusätzlich verwendet, Zuschauer zum Senden von SMS zu animieren. An den Horoskopen und Beziehungsauskünften verdient die TV-Station kräftig. Dass damit dem Quotentief entgegenwirkt werden kann, darf angesichts der Internetkonkurrenz bezweifelt werden.
<h3>Thomas Davies</h3>

Thomas Davies

Redakteur