Mängel im Nachrichtenfernsehen AUTOR FEHLT (Christian Glatzel)

von | 18. April 2011

Das Atomkraftwerk in Fukushima beherrschte die Medien im März wie kein anderes Thema. Nachrichtensender aus aller Welt waren stets bemüht, ihren Zuschauern aktuellste Informationen zu bieten. Die Art der Darstellung dieser im deutschen Nachrichtenfernsehen hingegen ist im Vergleich mit internationalen Vorbildern höchst fragwürdig.

Die Katastrophe in Japan war das vorherrschende Thema des letzten Monats im deutschen Nachrichtenfernsehen. Das zeigte sich erneut in den TV-Quoten, die für den vergangenen März veröffentlicht wurden. Die Nachrichtensender verzeichneten vergleichsweise hohe Quoten in ihrem Marktsegment – was jedoch weniger auf die inhaltliche Berichterstattung zurückzuführen ist. Vielmehr haben die Sender von den politischen Veränderungen in Arabien und der Naturkatatstrophe in Japan profitiert. Neben aktuellen Fakten und Messwerten aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima, zeigte mancher Sender auch einen Hang zur emotionalen Bindung seiner Nutzer.

Theatralik vor Seriosität

Die Verwendung von schockierendem Bildmaterial wussten besonders deutsche Nachrichtensender gezielt einzusetzen. Unter Einsatz von theatralischer Musik zeigten die Bilder aus der Katastrophenregion die verheerende Stärke der Natur. Diese Aufnahmen schließlich als Zusammenfassung eines vergangenen Tages zu bezeichnen, wie von diversen Moderatoren angekündigt, ist geschmacklos. Ebenso der Einsatz wiederkehrender Bilder als Überbrückung für mangelnde Informationen. Dem Zuschauer fehlte dabei lediglich eine eingeblendete Telefonnummer am Bildschirmrand, um die Berichterstattung mit einem Spendenaufruf zu verwechseln.

Im Allgemeinen darf die Darstellung deutscher Nachrichtensender in Bezug auf die Thematik um Fukushima als bedenklich und der Inhaltswert als gerade noch ausreichend eingestuft werden. Ein besonders erfahrener, aber ausdrucksschwacher Strahlenexperte kann keine Redaktion dem eigenen Zuschauer als Interviewpartner zumuten. Mit Sebastian Pflugbeil von der Gesellschaft für Strahlenschutz saß bei N24 zwar ein erfahrener Physiker im Studio, einen Mehrwert für die Sendung brachte dieser jedoch nicht – eine verschenkte Chance.

Vergleich zu amerikanischen Kollegen

Besonders im Vergleich zum Nachrichtensender CNN wurden deutliche Unterschiede in der Berichterstattung erkennbar. Auf eine wiederkehrende Abfolge bereits ausgestrahlter Bilder verzichteten die amerikanischen Kollegen weitgehend. Vielmehr standen die auffallend zahlreich recherchierten Fakten zur Thematik im Vordergrund. Statt sich lediglich auf Informationen aus der Krisenregion zu verlassen, wurde lückenlos recherchiert. Selbst exklusives Bildmaterial konnte der Sender seinen Zuschauern zeigen.

Zudem erklärte CNN dem Zuschauer die Situation in Japan mit verständlichen Worten, statt aktuelle Nachrichten wiederkehrend durch seine Moderatoren verlesen zu lassen. Rund um den Erdball kamen darüber hinaus Korrespondenten und Experten zu Wort. Unterdessen bedienten sich die deutschen Nachrichtensender vornehmlich instabiler Internetverbindungen, um ihre Korrespondenten zu Wort kommen zu lassen. So erschien allein die technische Ausstattung in manch deutschem TV-Studio als nicht zeitgemäß. Denn selbst zu Augenzeugen aus der Krisenregion konnten die amerikanischen Kollegen ein weitaus stabileres Bildsignal herstellen als deutsche Fernsehstationen für die eigenen Korrespondenten. So wirkt der qualitative Abstand zu den Nachrichtenkollegen aus den USA überraschend groß. Leider nicht nur, was die technische Ausstattung angeht.

<h3>Chefredaktion</h3>

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