#medienWOCHE: 14. bis 20. Februar 2015

von | 20. Februar 2015

Diese Woche mit dem Schleichwerbungs-Skandal der Süddeutschen Zeitung +++ der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gegen Jörg Kachelmann +++ der Krautreporter-Prinzessinnen-Konkurrenz +++ einem Streik bei der Deutschen Welle +++ und den Gewinnern der YouTube […]

Diese Woche mit dem Schleichwerbungs-Skandal der Süddeutschen Zeitung +++ der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gegen Jörg Kachelmann +++ der Krautreporter-Prinzessinnen-Konkurrenz +++ einem Streik bei der Deutschen Welle +++ und den Gewinnern der YouTube Creator Challenge.

Süddeutsche Zeitung „unter Anklage“

Die Vorwürfe der Schleichwerbung bei der „Süddeutschen Zeitung“ durch den ehemaligen Redakteur Sebastian Heiser sind das Medienthema der Woche. Am Montag veröffentlichte dieser in seinem Blog einen Artikel zu seiner damaligen Arbeit bei der SZ und kritisierte darin die journalistischen Methoden. So würden Themen ausgewählt werden, die nicht den Leser interessieren, sondern Themen, die aufgrund ihres Abdruckens höhere Anzeigenverkäufe generieren.

Als konkretes Beispiel führt Heiser an: In seinem Ressort „Sonderthemen“ sollte er einen für Verbraucher erklärenden Artikel zur Steuerhinterziehung verfassen. Hintergrund dieses Artikels war jedoch, dass der damalige Anzeigenchef überlegt habe, wie man ausländische Banken dazu bringen könnte, Anzeigen zu schalten, so Heiser in seinem Blog. Zwei Monate später erschien der Artikel, direkt daneben eine Anzeige der Tiroler Sparkasse.

Um diese Art der „Schleichwerbung“ aufzudecken, bediente sich der Journalist der verdeckten Recherche, zeichnete mehrere Gespräche auf, die er in seinem Blog als Beweis online stellte.

Am Dienstag veröffentlichte meedia.de einen Artikel in dem der stellvertretende SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach, die Vorwürfe der Schleichwerbung zurückweist. Sämtliche Vorwürfe seien ungerechtfertigt und Heiser hätte vor Veröffentlichung seiner Vorwürfe die Redaktion nicht konfrontiert. Die Muttergesellschaft des Süddeutschen Verlags, die Südwestdeutsche Mediaholding, gab folgendes Statement ab:

„Für die Beilagen-Redaktion gelten dieselben journalistischen Grundsätze wie für die übrigen Ressorts der Süddeutschen Zeitung – die einer unabhängigen, wahrheitsgemäßen, genauen und sorgfältigen Berichterstattung.“

Heiser war 2007 für zehn Wochen Redakteur im Ressort „Sonderthemen“ bei der SZ. Er kündigte bereits nach kurzer Zeit und arbeitet heute als „taz“-Redakteur. Das Medienmagazin „Zapp“ hat bereits 2012 über das Thema berichtet. Seit der Veröffentlichung der Vorwürfe kam es in den Sozialen Netzwerken zu Diskussionen:

Der „ewige“ Streit zwischen Kachelmann und Schwarzer

Nachdem Jörg Kachelmann 2010 aufgrund des Vorwurfs einer Vergewaltigung angeklagt und ein Jahr später freigesprochen wurde, verfasste Alice Schwarzer – eine bundesweit bekannte Frauenrechtlerin – eine Glosse über Jörg Kachelmann für ihren EMMA-Blog (Das politische Magazin für Menschen). Das Oberlandesgericht Köln verweigerte Schwarzer jedoch die Veröffentlichung der Glosse, in der der Eindruck entstehe, Jörg Kachelmann sei ein Vergewaltiger, hieß es am Dienstag auf meedia.de. Schwarzer beschwerte sich anschließend beim Bundesgerichtshof, der sie jedoch abwies.

Das Oberlandesgericht Köln begründete seine Entscheidung damit, dass es sich bei der Glosse „nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um eine (verdeckte) Tatsachenbehauptung“ handle.

Der Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes, Hendrik Zörner, scheint an diesem Urteil jedoch zu zweifeln, zumindest erweckt der zweite Absatz seines Artikels im DJV-Blog diesen Eindruck: Nachdem Schwarzer Beschwerde beim Bundesgerichtshof einreichte, diese jedoch abgelehnt wurde, schrieb Zörner:

„Nicht nur Alice Schwarzer dürfte an einer höchstrichterlichen Einschätzung interessiert sein, wie weit die Grenzen der Meinungsfreiheit in Kommentaren zu ziehen sind.“

Der ehemalige Wetter-Moderator Kachelmann war darüber weniger begeistert und kommentierte via Facebook: „Widerwärtig, wie ihr schwarzersolidarischen Würstchen eine Absolution wollt, lügen und über Leichen gehen zu dürfen. Ekelhaft.“

Das Thema Meinungsfreiheit wurde promt auf Twitter diskutiert:

Krautreporter mit „prinzessinnenhafter“ Konkurrenz

Scheinbar werden die Krautreporter nun so richtig „auf die Schippe“ genommen, denn wie meedia.de am Mittwoch berichtete, gibt es ab sofort eine pinke Konkurrenz – die Prinzessinnenreporter. Diese beschreiben sich, angelehnt an die Grundsätze der Crowdfunding-Kampagne der Krautreporter, als „visionäre crossmediale Multiplattform-Strategie für das nächste Jahrtausend, die crowdgestützte Infoeliten-Basis für den Digital Native auf der Suche nach state of the art-Nachspür-Reportagen“.

Gemeinsam mit den Journalistinnen Ramona Ambs, Marit Hofmann und Elke Wittich, räumt Ex-Titanic-Chefredakteur Leo Fischer mit Themen wie Dendrophilie (sexuelles Verlangen nach Bäumen) und tief satirischen Leitfragen, wie: „Die Typologie des Augenblicks als Antithese zur strukturalistischen Linguistik“ auf. Natürlich dürfen auch passende Grundsätze nicht fehlen.

Die Reaktionen auf Twitter sind bisher positiv:

„Jetzt reicht es“

Die Mitarbeiter des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle kündigen für den 23. Februar 2015 am Standort Bonn Protest an, so dwdl.de. Der Grund: Die Sparpläne von Intendant Peter Limbourg gefährden Programm und Arbeitsplätze. Betroffen sind zehn Sprachredaktionen am Standort Bonn und die linearen Fernsehprogramme in Deutsch, Spanisch und Arabisch in Berlin. Die Verantwortlichen in Bundesregierung und Bundestag sollen auf den Erhalt der Sprachenvielfalt und der deutschsprachigen Angebote aufmerksam gemacht werden.

Dreißig Millionen Euro fehlen derzeit für die beschlossene Programmumsetzung bis 2017, schreibt digitalfernsehen.de. Folglich drohen drastische Programmkürzungen und Personalabbau. Laut DJV-Angaben verloren im letzten Jahr rund 300 freie Mitarbeiter ihren Job beziehungsweise mussten massive Kürzungen hinnehmen. Verdi wird selbstverständlich die Mitarbeiter der Deutschen Welle unterstützen:

Eine außergewöhnliche Challenge

Die Gewinner der „YouTube Creator Challange“ stehen fest. Es sind „Lekko Stronniczny“ aus Polen. Im Dezember 2014 schrieben die Netzwerkkonzerne „Microsoft“ und „Dentsu Aegis Network“ zu einem europaweiten Contest aus. Gemeinsam mit der britischen Pop-Band „Clean Bandit“ wurden YouTube-Stars aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Polen und Russland aufgefordert den Song „Rather Be“ der Band zu performen. Hinter der Aktion steckte eine Kampagne für das Microsoft-Smartphone „Lumia 930“, so war es Bedingung dieses für den Dreh des Videos zu nutzen. Die Umsetzung der Gewinner seht ihr hier:

Text. Josephine Senger. Beitragsbild: Christine Wolf.

<h3>Josephine Senger</h3>

Josephine Senger