Mein neuer Facebook-Freund: Der Professor

von | 12. November 2014

Wollen Professoren und Dozenten mit ihren Studenten über Facebook befreundet sein? Wir haben ein paar von ihnen gefragt, wie sie dazu stehen. Über Facebook findet man nicht nur seine Kommilitonen, […]

Wollen Professoren und Dozenten mit ihren Studenten über Facebook befreundet sein? Wir haben ein paar von ihnen gefragt, wie sie dazu stehen.

Über Facebook findet man nicht nur seine Kommilitonen, sondern in manchen Fällen auch Professoren und Dozenten. Während man den Kommilitonen meistens ohne zu zögern eine Freundschaftsanfrage schickt, ist das bei den Professoren und Dozenten schon etwas schwieriger.

Wäre es aufdringlich, die unsichtbare Barriere, die zwischen Lehrenden und Lernenden besteht, mit einer Freundschaftsanfrage zu durchbrechen? Oder bestehen solche Grenzen auf Social Media-Plattformen nicht?

Um euch die Beantwortung dieser Frage zu erleichtern, haben wir drei Professoren und eine Dozentin gefragt, was sie von studentischen Freundschaftsanfragen über Facebook halten.

13-07-01-HorstMuellerProf. Horst Müller MBA:

Auf Freundschaftsanfragen meiner Studenten antworte ich in der Regel positiv. Würde ich das nicht machen, wäre es eine Zurücksetzung einzelner, wenn ich eine Anfrage ablehne. Um die Studenten nicht in Verlegenheit zu bringen, versende ich keine Freundschaftsanfragen an sie.
Fragen, die meine Lehrveranstaltungen betreffen, beantworte ich nicht über Facebook. Es kann passieren, dass ich mich eine Woche lang nicht anmelde und in der Zeit könnten Termine und Ähnliches schon verstrichen sein.
Bisher kam es noch nicht vor, dass meine Posts von Studenten negativ kommentiert oder bewertet wurden. Aber ich denke, dass das Verhalten über Facebook von Seiten der Studenten doch immer sehr verkrampft ist, bzw. nicht so locker wie mit den Kommilitonen. Was ich aber auch verstehe.

 

20141006_gr_skrause_Facebook_Frau-GuentherM.A. Susanne Günther:

Zurzeit bin ich bei Facebook nicht mit Studenten befreundet, die ich aktuell unterrichte.
Als ich angefangen habe, an der TU Chemnitz zu arbeiten, war ich nur drei bis vier Jahre älter als meine Studies. Teilweise kannte ich sie noch vom Studium. Da war es irgendwie logisch, Projektsachen und Termine über geschlossene Facebook-Gruppen zu organisieren. Inzwischen bevorzuge ich Mails und persönliche Gespräche. Facebook erwischt doch immer wieder auch Leute, die es eigentlich nicht betrifft.
Aber ich habe auch das Gefühl, je älter ich werde, desto größer wird der Abstand zu den Studies – gleichzeitig bin ich auch noch nicht alt genug, um natürlich Autorität auszustrahlen. Am besten wäre es, zwei Accounts zu haben – einen privaten und einen für Hochschulkram. Aber die zu „pflegen“ macht ja auch Arbeit und so richtig Nerven hatte ich dafür noch nicht.

 

20140923_gr_skrause_-Facebook_Hr.-Schneider1Prof. Dr. rer. nat. Kristan Schneider:

Ich bin zwar bei Facebook angemeldet, aber habe mich seit anderthalb Jahren nicht mehr eingeloggt. Freundschaftsanfragen beantworte ich also generell nicht mehr.
Ich denke, dass Professoren und Dozenten den Studenten keinen Gefallen tun, wenn sie sie wie Freunde behandeln. Denn das sind sie nicht. Was nicht heißen soll, dass ich gegen einen freundschaftlichen Umgang mit Studenten bin, aber man muss ihnen auch den professionellen Umgang miteinander beibringen.
Würde die Hochschule eine Kommunikationsplattform entwickeln, die grundlegend wie Facebook funktioniert, würde ich sie für die Kommunikation mit Studenten nutzen.

 

20140925_gr_skrause_facebook_Fr.-Huhle1Prof. Dr. Tamara Huhle:

Bei Facebook bin ich mit aktuellen und ehemaligen Studenten befreundet. Meistens, weil wir gemeinsam an Projekten arbeiten oder weil wir gleiche Interessenlagen haben. Über die Gruppenfunktion kläre ich mit meinen Studenten auch Themen, die die Vorlesung betreffen. Bei individuellen Fragen und vertraulichen Angelegenheiten nutze ich Skype oder E-Mails. In manchen Projekten betreue ich einfach zu viele Studenten, um jedem eine personalisierte E-Mail zu schreiben. Da hat Facebook auch den Vorteil der Echtzeit-Kommunikation. Ich selbst sende keine Freundschaftsanfragen an Studenten, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Studentische Freundschaftsanfragen beantworte ich immer positiv. Würde die Hochschule mir eine Plattform bieten, über die ich in Echtzeit mit den Studenten kommunizieren könnte, würde ich nicht über Facebook gehen.

Wie man sieht, scheint es keinen generellen Verhaltenskodex zu geben, was Facebook-Freundschaften mit Professoren und Dozenten angeht. Die Entscheidung „Freundschaftsanfrage oder nicht“ kann man von Fall zu Fall treffen. Dabei sollte man sich aber auf keinen Fall vom Alter der betreffenden Lehrkraft beeinflussen lassen. Denn das zeigt nicht automatisch, wie diese zu dem Thema steht.

Wie sieht es anders herum aus? Würdet ihr eine Freundschaftsanfrage, seitens einer Lehrkraft der Hochschule oder Universität annehmen?

Text: Anne Kluge. Titelbild: Nadine Dietrich. Fotos: Sarah Krause.

<h3>Anne Kluge</h3>

Anne Kluge