Mit der „Social“-Gemeinschaft zum Ziel

von | 21. Oktober 2013

Egal ob trendiges Herbst-Outfit, spannende Bett-Lektüre oder sichere Geldanlage. Gemeinsam bewerten, vergleichen und empfehlen für die richtige Wahl beim Kauf ermöglichen nun Online-Aktivitäten wie „Social Shopping“, „Social Reading“ und „Social […]

Egal ob trendiges Herbst-Outfit, spannende Bett-Lektüre oder sichere Geldanlage. Gemeinsam bewerten, vergleichen und empfehlen für die richtige Wahl beim Kauf ermöglichen nun Online-Aktivitäten wie „Social Shopping“, „Social Reading“ und „Social Trading“ diverser Plattformen. Eine Garantie für die richtige Entscheidung beim Einkauf?

Das Angebot auf den virtuellen Marktplätzen ist grenzenlos. Sich dann nur für eines dieser Angebote gezielt zu entscheiden – oftmals schwierig und mühselig: Nur ungern werden Kaufentscheidungen alleine getroffen. Auch nach dem Kauf ist der Kunde meist unsicher, ob er beim gewählten Produkt auch wirklich die persönlich beste Wahl aus dem vielfältigen Angebot gefunden hat.

Die Lösung: Bewertung, Empfehlung oder Vergleich mit ähnlichen Angeboten innerhalb der jeweiligen Plattform. Anders als bei diversen Bewertungsportalen im Netz ermöglicht die direkte Online-Kommunikation zwischen den Usern eine schnelle Entscheidung über die Wahl des Produkts: Vom „Social Shopping“, zu „Social Reading“ bis zum sogenannten „Social Trading“ – für jeden Produkttyp können aus Bewertungen der Nutzer eigene, persönliche Entscheidungen über die Produktwahl getroffen werden.

„Social Shopping“: Zukunftstrend oder „Modeerscheinung“?

Das Internet steckt bekanntlich voller Möglichkeiten – das gilt auch beim Einkauf. Beim sogenannten „Social Shopping“ können User sich auf speziell dafür ausgerichteten Internet-Plattformen gegenseitig Produkte empfehlen und Angebote von verschiedenen Seiten miteinander vergleichen.

Die speziell für Frauen gestaltete „Social-Shopping“-Plattform „stylefruits“ setzt genau auf das Prinzip des „sozialen, gemeinsamen Einkaufs“: Nutzerinnen suchen sich ihre liebsten Kleider, Oberteile, Taschen und Accesoires zusammen. Die „Social Shopper“ können sich somit selbst ihre Outfits zusammenstellen und Kollektionen anderer Nutzer bewerten. Diskussionen und Bewertungen aller anderen User vermeiden somit die Gefahr eines eigenen „modischen Fehlgriffs“. Mit einem Klick gelangen die Nutzer anschließend auf Seiten der jeweiligen Online-Partnershops, bei denen sie die einzelnen Kleidungsstücke kaufen können. Seit kurzem wird auch mit Möbeln auf der Plattform „stylefruits“ „social geshoppt“.

Die „Evolution des digitalen Einkaufsprozesses“

Mit knapp 2,5 Millionen Likes auf Facebook setzt die 2008 gegründete Plattform gerade den starken kommunikativen Austausch innerhalb sozialer Netzwerke in den Fokus ihres Geschäftsmodells. Doch wo bleibt der persönliche Austausch beim Einkaufsbummel mit Freunden? „Gespräche, sei es mit Freunden oder mit Verkäufern, gehören seit jeher zum Einkaufen dazu“, erklärt Christina Breu, Pressesprecherin von „stylefruits“. Doch fraglich scheint, ob solch ein Trend wirklich hilfreich ist oder lediglich die direkte Kommunikation ersetzt, wo er doch gerade die soziale Komponente beim Shopping so betont.
„Dass wir jetzt auch online ‚sozial shoppen‘ können und wollen, hat zum einen mit dem Siegeszug der sozialen Medien zu tun, zum anderen mit den damit einhergehenden Veränderungen der sozialen Interaktion selbst“, meint Breu weiterhin. Damit sei für die Pressesprecherin das „Social Shopping“ der nächste Schritt in der „Evolution des digitalen Einkaufsprozesses“.

Neue Möglichkeiten in der Kommunikation

Das Prinzip, sich kommunikativ auszutauschen, um Neues zu erfahren, gilt auch für den Online-Trend „Social Reading“. Im Gegensatz zur Gefahr über den Ersatz der direkten Kommunikation beim „Social Shopping“, fördert „Social Reading“ regelrecht den kommunikativen Austausch mit einem beliebigen Gesprächspartner. Hierbei werden digitale Texte wie beispielsweise Ausschnitte aus Romanen oder Kurzgeschichten in der Community gelesen und miteinander virtuell diskutiert. Die „Social Reading“-Plattform „Lovelybooks“ ermöglicht Usern, die den Inhalt des Buches noch nicht kennen, sich anhand der Auszüge entsprechend zu informieren und das Buch − je nach Interesse − auf den Partnerportalen Amazon & Co. anschließend zu kaufen. Auch die digitale Buchhandlung „sobooks“ − unter anderem entwickelt vom bekannten Blogger und Journalisten Sascha Lobo − bietet eine Kombination von „Social Reading“ und E-Book-Shop zugleich an. Bereits auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vorgestellt, punktet das virtuelle Projekt mit seiner flexiblen Handhabung: Rein netzbasiert können Bücher virtuell gelesen, diskutiert und eben auch als E-Book gekauft werden. Somit kann jedes erworbene Buch auch unabhängig vom eigenen Browser gelesen werden.

Einen weiteren klaren Mehrwert des „Social Reading“ sieht auch Michael Ehlers, Kommunikationsexperte für Social Media und Geschäftsführer des eigenen Instituts „Michael Ehlers“: „Möchte ich über ein Buch diskutieren, dann muss mein Gegenüber auch dieses Buch kennen und gelesen haben. Das stellt sich schwieriger dar, als wenn ich im Internet innerhalb weniger Sekunden Zugriff auf eine ‚Social-Reading‘-Plattform habe“, erklärt er. Dieser Trend ermöglicht neben der Inhaltsangabe eines Buches eben auch eine gezieltere Suche nach den richtigen Gesprächspartnern.

„Social Trading“ – eine Gefahrenquelle?

Doch welche Folgen hat es, wenn Bewertungen und Empfehlungen von Produkten & Co. am Ende eben nicht der Wahrheit entsprechen? Diese Gefahr gilt es beim sogenannten „Social Trading“ besonders zu beachten: Jeder User hat auf „Social Trading“-Plattformen die Möglichkeit, sich über die eigene Geldanlagen „beraten“ zu lassen: User-interne Tipps für günstige Investitionsmöglichkeiten werden mit anderen Nutzern ausgetauscht – unabhängig davon, ob derjenige sich tatsächlich im Finanzbereich auskennt.
„Unser Gebührenmodell mit Renditen als klarem Anreizeffekt, sowie die lückenlose Transparenz schaffen einen effizienten Marktplatz für Handelsstrategien“, meint Andreas Kern, Geschäftsführer und Gründer der „Social-Trading“-Plattform „wikifolio“. Die Möglichkeiten des Social Webs verschmelzen somit unmittelbar mit denen aus der Finanzwelt. „Insgesamt sind wir sehr optimistisch, dass durch die neuen Möglichkeiten im Web 2.0 der Konsument auch im Bereich Finanzen von mehr Fairness und geringeren Kosten profitieren wird“, so Kern. Eine Entscheidungsgrundlage, wie hilfreich die Tipps eines Users sind, bietet dabei die Anzahl der Nutzer, die ihm auf der Plattform folgen.

Die Zukunft neuer Online-Trends

„Uns werden die sozialen Plattformen noch lange begleiten. Vielleicht nicht in der Form, wie wir sie heute schon kennen, aber das Grundprinzip wird bleiben“, meint Social Media-Kommunikationsexperte Michael Ehlers und sieht der Zukunft neuer Entwicklungen im Web insgesamt positiv entgegen. Als eine weitere zukünftige Veränderung sieht er beispielsweise die Entwicklung der „Google Glass“, mit der beliebige Informationen über die Brille direkt ins Sichtfeld des Benutzers eingeblendet werden können. Beim „Shopping“ somit direkt auf das reale Produkt reagieren, um sich mit anderen Usern virtuell direkt auszutauschen. Der „vernetzte Einkauf“ würde damit auch in der Realität und nicht nur online möglich geschehen.

Neue Online-Trends werden also auch zukünftig unseren Alltag immer weiter mitbestimmen: Egal ob beim Einkauf, beim Lesen oder bei der eigenen Geldanlage.

Text: Clemens Leisegang, Grafik: Stefanie Hölzinger

<h3>Clemens Leisegang</h3>

Clemens Leisegang

Redakteur